Payerne – eines der Zentren der schweizerischen Militär-Aviatik –  ist Ziel einer Eintagesreise unter Leitung des ehemaligen Berufsmilitärpiloten und neuen GMS Reiseleiters Rudolf Wicki.

07.15  Abfahrt mit Bus ab Zürich, Carparkplatz Sihlquai

08.30  Zustiegsmöglichkeit in Bern, P+R Neufeld

Ankunft in Payerne. Besuch des Fliegermuseums „Clin d’Ailes“

11.30  Mittagessen

Briefing über die Luftwaffe und die Base aérienne Payerne. Besichtigungen von F/A-18, Simulator, Flug-Debriefing. Rückfahrt nach Zürich

18.00  ca. Ausstiegsmöglichkeit in Bern, P+R Neufeld

19.30  ca. Ankunft in Zürich, Carparkplatz Sihlquai

Reiseleitung

Rudolf Wicki, Oberst aD, Hinwil

Manni Meiers Fotogalerie

FOTOGALERIE

 

Dr. Werner Kupper’s Reisebericht

Base aérienne Payerne

Die Wiege unserer Luftwaffe stand in Payerne, wo Ernest Failloubaz am 28. September 1910 von Avenches kommend mit einem von René Grandjean konstruierten Flugzeug landete. Das Denkmal von Ernest Failloubaz steht am Haupteingang der Base aérienne. Er selber war Inhaber der vom Bundesrat anfangs Oktober 1910 erteilten schweizerischen Pilotenlizenz Nr. 1.

Ab 1921 wurde Payerne stets weiter ausgebaut. Von der 1940 gebauten Piste starteten u. a. im Mai und Juni 1940 unsere Me 109D und schlugen sich in den damaligen Luftkämpfen – sehr zum Zorn von Hermann Göring – im Duell mit deutschen Flugzeugen heldenhaft und erfolgreich. 1944 landeten – ungewollt – auch fremde Militärflugzeuge, nämlich zwölf viermotorige amerikanische Bomber, davon fünf Boeing B-17 Flying Fortress und sieben Consolidated B-24 Liberator.

Nach dem Erwerb der aus amerikanischen Überbeständen 1948 zu je 4’000 Franken beschafften Mustang P-51 eröffnete 1951 der Vampire DH-100 das Jet-Zeitalter. 1954 erfolgte dann die Einführung von 250 de Havilland DH-112 Mk 1  „Venom“ (die 1956 mit einer zweiten Tranche von weiteren 100 Stück ergänzt wurden), und 1958 kam der Hunter, für welchen die Piste auf 2’700 m zu verlängern war.

Mirage III S, mit den in unguter Erinnerung gebliebenen politischen Nebentönen, begann den Flugdienst 1967, wobei mit den 1970 bis 1975 entstandenen befestigten Unterständen ein Kriegsstützpunkt errichtet und im Rahmen der Umsiedlung des UeG die Piste um weitere 350 m verlängert wurde.

Der erste in der Schweiz gebaute Tiger landete am 24. Januar 1978.

Nach einem denkwürdigen Abstimmungskampf gab es in der Volksabstimmung vom 6. Juni 1993 eine überwältigende Mehrheit für den neuen F/A-18 Hornet. Der operationelle Flugdienst mit diesem Flugzeug sowie der Einsatz des Simulators begannen 1997.

2003 waren erneut ausländische Flugzeuge in Payerne und zwar während des G8-Gipfels in Evian ein französisches Détachement von Mirage 2000 und Tucanos. Im darauf folgenden Jahr wieder ein ausländisches Flugzeug, aber mit durch und durch friedlichen Absichten: Papst Johannes Paul II. landete dort mit einem Airbus 320.

Mit diesem Wissen aus der Dokumentation ausgestattet, reisten am 8. Mai rund 40 Damen und Herren nach Payerne, darunter der mittlerweile verstorbene GMS-Ehrenpräsident Hans Rudolf Herdener. Rudolf Wicki, unser Reiseleiter, mit seinen 37 Jahren Erfahrung als Militärpilot, u.a. als Kdt der Patrouille Suisse, lieferte schon während der Anfahrt überaus spannende Informationen über die gesamte schweizerische Militärfliegerei. Nach dem Nachfrühstück im Flugplatz-Restaurant mit Souvenirladen – der jedes Bubenherz vom 4. bis zum 90. Altersjahr höher schlagen lässt! – gingen wir auf Direktkontakt mit unserem Paradepferd, dem FA/18. Schon 1986 erntete dieses Flugzeug Lorbeeren in der US Navy Kunstflugstaffel „Blue Angels“. 6’000 Schuss/Minute verfeuern die 20 mm M61 Gau-4 Motorkanonen und die Amram Rakete erreicht Ziele bis zu 100 km Entfernung.

Seit 2010 sind vier Simulatoren im Einsatz. Auf unserer – simulierten – Schweizerreise vollführte das Flugzeug so wilde Rollen und enge Kurven, dass das in der Luft wohl weder die Flugzeugzelle noch der Rücken des Piloten überlebt hätten. Die G-Wirkung kann halt nicht simuliert werden. Was für ein technologischer Schritt vom Sperrholzkäfig, den hoffnungsvolle Flugschüler noch in Magadino kennen gelernt hatten, über den Miragesimulator, bei dem mit 430 Schaltern jeder einzelne Vorfall analog simuliert wurde, bis hin zum FA/18-Simulator, der voll digitalisiert ist.

Im Hörsaal des Simulatorgebäudes, einem architektonisch sehr ansprechenden und gepflegten Bau, hat uns Oberstlt i Gst Jérôme d’Hooghe, ein aktiver Geschwaderkommandant, die Zusammensetzung der heutigen Luftwaffe dargestellt. Es gibt drei FA/18-Staffeln mit total 33 Flugzeugen und drei F-5 Tiger-Staffeln mit total 54 Flugzeugen. Der Unterschied zwischen Tiger und FA/18 sei technologisch etwa so wie von einer IBM Kugelkopfschreibmaschine und einem PC!

Im Museum Clin d’Ailes standen uns mit Oberst Henri Leuthold und Oberst i Gst Ernst Gmünder erfahrene Gruppenführer zur Verfügung, von denen wir zu den einzelnen in der Schweiz im Einsatz gewesenen Jet-Flugzeugen z. B. Folgendes erfuhren:

  • 1949 hat einer der Vampire-Überführerpiloten aus England gleich seine Skier mitgenommen und aussen am Flugzeug befestigt, dort wo sonst Bomben oder Raketen aufgehängt werden. Da ein Teil des Vampire aus Holz bestand, brauchte es auch tüchtige Schreiner als Flugzeugmechaniker.
  • Ab 1958 im Einsatz, war der Hunter nicht nur ein äusserst schönes, sondern unter allen Aspekten einfach ein Traumflugzeugbestückt mit vier 30 mm Maschinenkanonen und für die Radarstörung mit Alustreifen. Aus Kostengründen gab es die gelenkten Raketen Maverick leider nicht. Dafür hängte man die schon aus dem Mustang bekannte 8 cm Rakete an.
  • Beim Mirage, einem französischen Flugzeug mit US-Bewaffnung und -Radarlenkwaffen, gab’s 66 % Kostenüberschreitung. Mit dem „Canard“ genannten Flügelchen war die Schweizer Version dem in Israel im Dienst stehenden Modell bezüglich Manövrierfähigkeit und Langsamflugeigenschaften eindeutig überlegen. Zwei 30 mm Maschinenkanonen und 23’000 m Dienstgipfelhöhe kennzeichneten den Schweizer Mirage.
  • Auch einmal im Einsatz standen für Ausbildungszwecke die Hawk. Mit denen wurde ein „Spezialsparprogramm“ in dem Sinne verwirklicht, dass die für 395 Mio. Franken beschafften Flugzeuge nach nicht allzu langer Zeit für 40 Mio. an Finnland verscherbelt wurden. Schade, dass es keinen Gegenzug zu diesem „Geniestreich“ gegeben hat. Es wäre zu schön gewesen, wenn wir von Finnland dafür aus dessen respektabler FA/18- Flotte beispielsweise zwei Dutzend Stück ebenfalls zu einem „Schnäppchenpreis“ hätten ergattern können.

        

 

Text und Bilder: Dr. Werner Kupper (Stäfa)