Thema: Der Dreissigjährige Krieg von 1618 bis 1648

Samstag, 24. Februar 2018, 0945 – 1200, Universität Zürich Zentrum, Hauptgebäude Rämistrasse 71, Raum KOH B-10

mit Referaten von PD Dr. Hans Rudolf Fuhrer, PD Mag. Dr. Robert Rebitsch und Oberst Prof. Dr. Matthias Rogg

30 Jahre Krieg und ein Sieg der Diplomatie

Der Dreissigjährige Krieg von 1618 bis 1648 war ein Konflikt um die Vorherrschaft im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und ein Religionskrieg zwischen Katholiken und Protestanten. Die habsburgischen Mächte Österreich und Spanien trugen ihre dynastischen Interessenkonflikte mit Frankreich, den Niederlanden, Dänemark und Schweden aus. 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer besuchten die mit hochkarätigen Referenten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz dotierte Frühjahrstagung der Gesellschaft für militärische Studienreisen GMS.

Hans Rudolf Fuhrer zeigte die Bedeutung des Krieges für die Schweiz auf. Trotz Polarisierung, Konfessionalisierung und Radikalisierung gelang es der Schweiz, sich aus dem Krieg herauszuhalten. Damals gab es die Tagsatzung, die keine Regierung, sondern eher ein Gesandtenkongress war. Damit konnte die Schweiz keine aktive Aussenpolitik führen. Das „Stillesitzen“, allen Kriegsparteien den Durchmarsch ermöglichen und im europäischen Kampf nicht eingreifen war im eigenen Interesse. Die Forderung Gustav Adolfs von Schweden im März 1632 nach Neutralität der Schweiz war nicht die erste. Bereits im Juli 1622 sprach Erzherzog Leopold von der „berühmten Neutralität“. Mit dem „Rathschlag zu Wyl“ erhielt die Neutralität eine bewaffnete Organisation. Das Wiler Defensionale von 1647 hatte mit dem Schutz der Nord- und Ostgrenze entlang des Bodensees und des Rheintals eine operative Seite und mit dem Beschluss, dass jeder Ort nach seiner wirtschaftlichen Kraft und Bevölkerungsstärke Waffen und Soldaten stellen musste, eine organisatorische.

Robert Rebitsch, Privatdozent Mag. Dr. an der Universität Innsbruck, nahm anhand einer Typologie des Krieges eine militärhistorische Betrachtung vor. Je nach Abgrenzung zwischen Gefecht und Schlachten kommt man auf 33 bis 50 militärische Operationen grossen Stils. Unterscheiden muss man zwischen den eigentlichen Schlachten, den Belagerungen, dem Abnützungskrieg, der Diversion, den Feldzügen, dem Manöverkrieg und der Logistik, die bei der Verschiebung der mehrere Tausend Mann zählenden Heere inkl. Tross eine riesige Herausforderung war.  

Matthias Rogg, Oberst Prof. Dr. phil. habil., Leiter Denkfabrik und Stv. Direktor Strategie und Fakultäten der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg zeigte in seiner Vorlesung das Leben des Soldaten auf. Augenfällig ist die Multinationalität in den einzelnen Heereseinheiten. Ein bayerisches Infanterieregiment zählte 1644 nicht weniger als 14 Nationen (Deutsche, Polen, Italiener, Slowenen, Griechen, Tschechen, Spanier, Ungarn, Kroaten, Schotten, Burgunder, Französischen, Türken und Sizilianer), was grosse Anforderungen an die Führung stellte. Militärdienst leisten versprach Chancen eines sozialen Aufstiegs. Viele schafften es aber nicht über untere Stufen wie z.B. Korporal oder Wachtmeister hinaus. Waren zu Beginn des Krieges die Infanterieeinheiten klar in der Überzahl, wendete sich das Verhältnis gegen Ende zugunsten der Kavallerie, die immer grösser wurde. Ein wichtiger Grund für diese Entwicklung war, dass die Versorgung in Deutschland immer schwieriger wurde und nur dank der Kavallerie der Radius für die Nahrungs- und Materialbeschaffung ausgedehnt werden konnte. Grösstes Problem waren Hygiene und Krankheiten. Auch die Versorgung war insgesamt nicht sicher. Ein einfacher Soldat überlebte im Krieg durchschnittlich drei Jahre, ein Offizier sechs.

Der Dreissigjährige Krieg bedeutete vier Kriegsperioden (Böhmisch-Pfälzischer, Dänisch-Niedersächsischer, Schwedischer und Schwedisch-Französischer Krieg), drei Kriegsgründe (dynastische Rivalitäten (Macht, Besitz, Ehre), Religion, pure Lust an Gewalt, Raub und Abenteuer) und drei Ergebnisse (Deutschland zerstört; die Hälfte der Bevölkerung ausgelöscht, eine neue Machtverteilung mit den Siegern Schweden und Frankreich). Es gab einige entscheidende Schlachten, aber keine Entscheidungsschlacht. Mit dem Abzug der Schweden siegte die Diplomatie im westfälischen Frieden von 1648.

Dr. Dieter Kläy, Vorstandsmitglied GMS, Winterthur