Auf den Spuren des grossen Festungsbaumeisters
Inhalt aktualisiert am 15.07.2025
Reiseleitung: Divisionär a D Dominique Juilland
Vier Reisetage
Erweiterte Wiederholungsreise (2013)
Thematische Umschreibung
Die Reise ist dem Leben und Werk Vaubans gewidmet. Weit über 160 Festungsanlagen in Europa tragen die Handschrift des französischen Generals und Festungsbaumeisters Sébastien Le Prestre de Vauban (1633-1707). Sein Leben und Wirken steht im Zentrum dieser neu konzipierten Reise ins Burgund, wo der spätere Marschall von Frankreich geboren, gelebt und gearbeitet hat. An konkreten Beispielen an der Ostgrenze Frankreichs wird seine Kunst des Festungsbaus nachvollzogen. Dabei stehen auch zwei andere bedeutende Franzosen und eine stattliche Anzahl an Weltkulturerben im Fokus dieser Wiederholungsreise mit Neuerungen. Der Aufenthalt im Burgund ist auch eine Gelegenheit, die geistigen Wurzeln der Kreuzzüge mit dem Besuch der Basilika von Vézelay (in welcher der Aufruf zum 2. Kreuzzug stattgefunden hat) und der Abbaye de Fontenay (Musterkloster der Zisterzienser, UNESCO Weltkulturerbe) zu erforschen. Einem dritten, grossen Franzosen begegnen wir im Verlauf der Reise. Auch Charles de Gaulle (1890-1970) schätzte das ans Burgund angrenzende Colombey-les-Deux-Eglises während vieler Jahre seines Lebens als Wohnort.
Manche seiner bedeutsamen Entscheidungen wurden hier getroffen; hier verfasste er seine Memoiren und hier fand er auch seine letzte Ruhestätte.
Programm
Erster Reisetag: Dienstag, 03. Juni 2025
07:30 Uhr Fahrt von Zürich via Bern Neufeld (Zustiegsmöglichkeit) über Estavayer-le-Lac – Vallorbe nach Cluse-de-Mijoux. Geführter Besuch des von Vauban in eine Festung umgebauten Château de Joux. Mittagessen in einer Schaukäserei bei Pontarlier. Weiterfahrt nach Besançon und Besuch der von Vauban erbauten Zitadelle, die mit zwölf weiteren Vauban-Festungen 2008 als „Festungsanlagen von Vauban“ in die Liste der UNESCO-Weltkulturerben aufgenommen wurde. Weiterfahrt nach Beaune. Zimmerbezug **** für eine Nacht. Abendessen und Übernachtun in der zentralen Weinbaustadt im Département Côte-d’Or.

Zweiter Reisetag: Mittwoch, 04. Juni 2025
Fahrt nach dem Frühstück und Check-out über Vaubans Geburtsort (St.Léger-Vauban) nach Bazoches. Geführter Besuch durch das Schloss, dem Wohn- und Arbeitssitz Vaubans.

Mittagessen im nahen Vézelay, nach dem Besuch des Grabes des Festungsbaumeisters in der Dorfkirche. Besichtigung der Basilique St. Marie-Madeleine am Nachmittag. Bernard de Clairvaux rief hier zum Zweiten Kreuzzug (1147 bis 1149) auf. Anschliessend Fahrt zur berühmten Abtei von Fontenay, ein im Jahre 1118 von genannten Bernhard gegründetes Kloster der Zisterzienser, einem Orden, der wesentlich zur geistigreligiösen Rechtfertigung der Kreuzzüge beitrug. Fahrt nach Courban. Zimmerbezug *** für eine Nacht. Abendessen und Übernachtung im Hotel.

Dritter Reisetag: Donnerstag, 05. Juni 2025
Frühstück und Check-out. Fahrt über Clairvaux nach Colombey-les-Deux-Eglises. Besuch des Wohnsitzes (Boisserie), des Grabes und des Memorial Charles de Gaulle. Letzteres gibt einen meisterhaften Überblick über das Leben und das Schaffen des Generals und den nachmaligen Staatspräsidenten Frankreichs.

Nach dem Mittagessen im Raum Colombey-les-Deux-Eglises Fahrt zur Festungszone Toul nach Villey-le Sec, das einzige ganz befestigte Dorf Frankreichs. Geführter Rundgang durch die von Séré de Rivières erbaute Festungsanlage.

Anschliessen Fahrt nach Metz, die von Vauban befestigten Stadt, die nach der Niederlage Frankreichs 1870 zu einem Zentrum des deutsch-kaiserlichen Verteidigungsdispositives umgestaltet wurde. Zimmerbezug ****. Fakultatives Abendessen. Übernachtung.
Letzter Reisetag: Freitag, 06. Juni 2025
Frühstück und Check-out. Fahrt nach Bitche und Besuch der von Vauban ausgebauten Citadelle. Weiterfahrt nach Sessenheim und Mittagessen in diesem elsässischen Dorf, wo sich die Idylle Goethes mit der Pfarrerstochter Friederike Brion entspannte.

Am Nachmittag Fahrt durch die oberrheinische Tiefebene nach Neuf-Brisach. Besuch eines der Höhepunkte der Baukunst Vaubans in dem er alle seine Grundsätze des Festungsbaus modellhaft umsetzen konnte.

Anschliessend Rückfahrt in die Schweiz mit Ausstiegsmöglichkeit in Basel. Erwartete Ankunftszeit in Zürich: 19:30 Uhr.
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Der Reisebericht von Christian Steiner
Um es gleich vorweg zu nehmen: In Dominique Juilland hatten wir einen sehr kompetenten Reiseleiter, der stets die Uebersicht behielt und uns mit einer ausführlichen Dokumentation zu den verschiedenen Reisezielen im Voraus richtig «gluschtig» machte. Auch Marlene Schweizer, unsere Busfahrerin, hat ihre Aufgabe sehr gut gemeistert und chauffierte uns im komfortablen Kleinbus sicher und zielgenau über die Strassen. Die Hotels waren sauber und gemütlich, das Essen war sehr gut, wenn auch nicht immer der Geschmack jedes Einzelnen getroffen wurde. Auch in der 13köpfigen Gruppe hatten wir es gut zusammen. Selbst das Wetter spielte gut mit, waren wir doch meistens im Bus, wenn es regnete und hatten bei den Führungen trockenen Füsse. Kurzum, der äussere Rahmen war optimal.
Der erste Reisetag
Nachdem in Bern alle Reiseteilnehmer beisammen waren, machten wir uns auf Richtung Vallorbe und durchquerten die Jurahügel auf diesem vielen Leuten unbekannten Weg. An einer seiner engsten Stellen erhob sich auf einem Felssporn das Chateau de Joux, auf drei Seiten uneinnehmbar. Vauban baute das Schloss nach seinen Lehrsätzen zu einer bedeutenden Grenzfestung aus. Insbesondere verstärkte er die Artillerie. Von dieser Burg aus wurde am 1. Februar 1871 der Rückzug der Bourbaki-Armee gesichert, welche vor den Preussen flüchtete und sich in Les Verrieres internieren liess.Die Erinnerung daran wird im Tal hochgehalten, feiert man doch dieses Jahr das zehnjährige Jubiläum des «sentier didactique Bourbaki/Chateau de Joux.
Bei dieser Besichtigung erlitt ein Reiseteilnehmer einen Schwächeanfall, musste mit der Ambulanz abtransportiert werden und die Reise abbrechen. Wie wir am Ende der Reise erfuhren, geht es ihm wieder gut, wenngleich er einige Tage zur Beobachtung im Spital zubringen muss. Wir wünschen alles Gute und vollständige Genesung.
Wir setzten unsere Reise fort nach der «Citadelle de Besancon». Für den steilen Aufstieg zum Eingangstor hätte sich manch einer ein kleines Bähnli gewünscht. Schliesslich konnte die Führung beginnen, in deutscher Sprache, wobei immer wieder die Uebersetzungshilfe unseres Reiseleiters gefragt war. Im Frieden von Aachen war die Stadt, die gut geschützt in einer Schlaufe des Doubs lag, den Spaniern zugesprochen worden, aber nur einige Jahre später, 1674, stand Louis XIV wieder davor und liess die Stadt unter Führung von Vauban belagern. Vauban erkannte, dass die Festung vor allem vom höher gelegenen Hügel Chaudanne im Westen unter Feuer genommen werden konnte. Nach einem Monat fiel die Stadt und nun wechselte Vauban die Rolle, er wurde zum Verteidiger der Stadt und baute die Verteidigungsanlagen mächtig aus. Von Vauban weiss man, dass er jede seiner Belagerungen, aber auch jede seiner Verteidigungen immer als Sieger beendete.Für die Wasserversorgung der Zitadelle wurde mit einfachsten Mitteln ein 130 Meter tiefer Brunnen gegraben, der mit einem starken Gewölbe überdacht wurde. Zur grossen Enttäuschung stiess man leider nur auf Salzwasser, für das Trinkwasser musst man sich mit Zisternen behelfen.
Der zweite Reisetag
Wir fuhren über Vaubans Geburtsort St. Léger-Vauban nach Bazoches und erhielten eine Führung in diesem Schloss, in dem er wohnte und mit seinen Ingenieuren zusammen arbeitete. In einer Ecke war der Nachbau einer Sänfte ausgestellt, mit der sich Vauban in unwegsamem Gelände zu seinen Bauten transportieren liess. Sie war wie ein Büro eingerichtet, so dass er – wie heute – schon auf dem Arbeitsweg arbeiten konnte.
Am Nachmittag stand die Besichtigung der Basilika St. Madeleine in Vézelay auf dem Programm. Eine enge Dorfgasse führte steil bergan, bis sich auf dem höchsten Punkt plötzlich, mächtig und strahlend weiss, die Kirche erhob. An diesem Platz hat der berühmte Mönch des Zisterzienserordens, Bernard de Clairveaux, im Jahre 1146 tausende Ritter zum 2. Kreuzzug aufgerufen. Wir besuchten auch die Abbaye de Fontenay, die 1118 von Bernard de Clairveaux gegründet wurde. Sie liegt abgeschieden in einem Tal, und strahlt immer noch die Abgeklärtheit und den Geist des Gründers aus. Fast sämtliche Gebäude sind noch in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten. Am Eingang sticht uns eine 40 Meter hohe und ca.250 Jahre alte Platane ins Auge. Was hätte sie zu erzählen? Dass in der Blüte der Abtei 200 Mönche hier lebten und diese Zahl während der französischen Revolution auf 12 sank, dass sie den Lärm einer Papierfabrik ertragen musste, die in den Gemäuern Einzug hielt, heute aber wieder , trotz der vielen Besucher, ein mystischer Ort geworden ist.
Dritter Reisetag
Wir fuhren durch die Champagne, auf Landstrassen, durch eine melancholische Landschaft, mit endlosen Weiden und Waldkuppen, an wenig wohlhabenden Dörfern vorbei, durch eine Gegend, die sich seit Jahrzehntenin in Gestalt und Geist treu geblieben ist. Mit diesen Worten beschrieb der grösste Staatsmann, den Frankreich je hervorgebracht hat, Charles de Gaulle, die Umgebung seines Wohnortes, zu dem wir unterwegs waren. Beim Betreten des Wohnhauses «La Boisserie», wo er 1934 bis 1970 lebte, hatte man das Gefühl, die Leute seien eben weg und kämen am Abend wieder zurück. Selbst der Stuhl, in dem de Gaulle 1970 sein Leben aushauchte, steht immer noch am gleichen Ort.
Ganz anders das Memorial, das unweit von seinem Landsitz zu seinen Ehren errichtet wurde. Die mächtige Anlage, mit Multimedia vollgestopft, ist sehr informativ , wirkt aber auch ein wenig bombastisch. Oberhalb des Gebäudes, auf einem Hügel, trohnt das lothringische Kreuz, sein Mahnmal. Als ich davor stand, donnerte gerade ein Jet der französischen Armee nahe daran vorbei. Im Nachhinein erfuhren wir, dass dies immer noch ab du zu im Gedenken an de Gaulle geschieht.
Am Nachmittag führte uns die Reise zur Festungszone Toul, wo wir das einzige ganz befestigte Dorf in Frankreich, Villey-le-sec, besuchten. Das auf einer Anhöhe erbaute Fort musste das mittendrin gelegene Dorf in die Festung integrieren, was mit dem Bau einer 3,5 km langen Umwallung geschah. Wir inspizierten eine der Geschützstellungen und wurden mit dem ehemaligen Munitionsbahn ins Reduit transportiert. Man kann sich kaum vorstellen, wie ungemütlich der Aufenthalt in diesen feuchten, dunklen Gemäuern gewesen sein muss oder wie hart die Bedienungsmannschaft der Doppelkanone 155mm mit einer Reichweite von 8400 Metern zu arbeiten hatte.
Der letzte Reisetag
Wir fuhren nach Bitche, ein kleines Städtchen an der wichtigen Strassenverbindung, die quer durch die Vogesen Hagenau am Rhein mit dem Plateau Sarreguemines verbindet. Geprägt ist das Stadtbild vom mächtigen Felsen, 300m lang und 30 – 60 m breit, auf dem die Burg gebaut wurde. Vauban baute sie zu einer Festung mit vier Bastionen aus, und integrieret das unter dem Felsen liegende Städtchen in die Zitadelle und die Verteidigungsanlagen. Der Rundgang wird mit Audio-guide durchgeführt, es gab Filme zu sehen und die gut erhaltene Kapelle sowie die Bäckerei. Berühmt wurde die Festung im französisch.preussischen Krieg 1870/71, wo sie einer grossen deutschen Uebermacht 4 Monate standhalten konnte. In den beiden Weltkriegen wurden die unterirdischen Gänge und Räume zu Zufluchtsorten für die Bevölkerung.
Am Nachmittag besuchten wir einen der Höhepunkte von Vaubans Baukunst, Neuf Breisach, wo Vauban alle seine Grundsätze des Festungsbaus im 17. Jahrhundert verwirklichen konnte.
Die sehr ausgedehnte Fortifikation wurde im Auftrage von Louis XIV von 1699 – 1703 erbaut und besteht aus einer dreifachen Befestigung von Bastionen, Wällen und Gräben, die spezielle Verwinkelung machte es möglich, dass keine schusstoten Flächen entstanden.Der Grundriss des achteckigen Sterns enthält 8 Wohnblocks und vier monumentale Tore. Für den Bau wurde der rosa Sandstein aus den Vogesen verwendet, wozu extra ein Kanal erbaut wurde, um das Material herzuschaffen. Die wuchtige Festung wurde nie belagert, aber im 2. Weltkrieg durch Bombardierung stark zerstört, wobei die Festungsmauern grösstenteils heil blieben. Wir begingen einen Teil des 2,4km langen Rundwegs und besuchten auch das Museum. Die Festung gehört zum Unesco-Weltkulturerbe.
Wie Dominique Juilland am Schluss ausführte, soll diese Reise ein «Versucherli» sein, einerseits dass man vielleicht auf eigene Faust nochmal einen Besuch macht und seine Kenntnisse erweitert, andrerseits aber auch, dass sie einen festen Platz im Reiseangebot der GMS bekommt. Ich kann das nur befürworten: Einerseits sind die Schauplätze nicht allzuweit von der Schweiz entfernt, auch finde ich es eine gute Kombination, nebst den von Steinen und Eisen starrenden militärischen Bauten auch leisere Töne anzuschlagen mit der Biografie von Charles de Gaulle oder Bernard de Clairveaux und seiner mystischen Abbeye de Fontenais.