Testimonial Daniel Lätsch

Die Schweiz hat – glücklicherweise – seit 1847 keinen Krieg mehr geführt. Unserer Armee fehlt es deshalb an Einsatzerfahrung. Konfuzius soll gesagt haben, es gebe drei Wege, klug zu handeln: durch Erfahrung – das ist der bitterste. Durch Nachahmen – das ist der leichteste. Durch nachdenken – das ist der Edelste. Wer das Kriegshandwerk nachahmt, kopiert die Vergangenheit. Wer aber nachdenkt analysiert, beurteilt und zieht Schlüsse. Er kann die Ursachen von Misserfolg, die – oft zeitlosen – Faktoren des Erfolgs und das Potenzial für Innovationen ergründen und damit die künftigen Kriege denken.

Das Studium der Militärgeschichte und, im engeren Sinn, der Kriegsgeschichte hat mir in meiner ganzen beruflichen Laufbahn geholfen, das operative und taktische Verständnis zu schärfen. Studienreisen mit der GMS auf die Schlachtfelder haben mir ermöglicht, die räumliche Dimension von Operationen, aber auch die Unwägbarkeiten («Nebel des Krieges») von (Fehl-)Entschlüssen, Mut, Risikobereitschaft oder zögerlicher Untätigkeit begreifen. Soldatenfriedhöfe und Gedenkstätten für Partisanen haben mir aber auch schmerzlich vor Augen geführt, welche hohe Verantwortung militärische Vorgesetzte tragen, denn Kriege sind äusserst brutal und bringen Tod, Verwundung, Traumatisierung sowie Zerstörung mit sich.

Kurz: Studienreisen bringen uns nicht nur die vergangenen Konflikte und Kriege näher, sie helfen uns auch, uns geistig auf künftige Kriege vorzubereiten.

© Daniel Lätsch 19.02.2024