Die Verteidigung des westlichen Juras – die Grenzbrigaden 1 und 2
Inhalt aktualisiert am 09.06.2025
ZUM REISEBERICHT VON ANDREAS BLANK
Reiseleitung: Div a D Dominique Juilland
Zwei Reisetage
Erstmalig im Programm
Ein Muss für alle, die sich mit den Dispositiven Grosser Verbände während des Kalten Kriegs auseinandersetzen wollen!
Thematische Umschreibung
Nach dem Muster der von der GMS organisierten «Generalstabsreise» im Raum des Geb AK 3 in den Jahren 2020 – 2022 wird nun der Raum des CA camp 1 in der Romandie bereist.
Die erste Reise ist der Verteidigung des Grenzzipfels Genf mit dem internationalen Flughafen Cointrin, dem Waadtländer- und Neuenburger Jura gewidmet.
Es geht darum, vor Ort die operativen Planungen der grossen Sperrverbände im Grenzraum Brigade frontière 1 (im Waadtländer Jura) und der Brigade frontière 2 (im Neuenburger Jura) zu analysieren.
Beim Besuch der verschiedenen Sperrstellen nationaler Bedeutung mit ihren Bunkern, Festungswerken und Hindernissen entlang der Promenthouse und der
Einfallsachsen Vallorbe – Lausanne, durch das Val de Travers und von La Chaux-de-Fonds über die Vue des Alpes nach Neuchâtel kann sich der Teilnehmer ein konkretes Bild der Herausforderungen machen, welche die damals zur Verteidigung vorgesehenen Truppen während des Kalten Krieges meistern mussten.
Selbstverständlich gibt diese Reise auch die Möglichkeit während der Fahrt über Pässe, durch Klusen und Hochtälern die faszinierenden Landschaften des Juras zu entdecken und lokale kulinarische Spezialitäten wie den Vacherin du Mont d’Or oder die lange verbotene Absinthe zu geniessen.
Programm
Erster Reisetag: Mittwoch, 1. Mai 2024
- Individuelle Anreise nach Genève-Aéroport (Zürich ab 0732 – Genève an 1027)
- 10:30 Uhr: Treffpunkt am Bahnhof Genève – Aéroport
- Im Raum Flughafen Studium der Verteidigung des Kantons Genf und der Sicherung des internationalen Flughafens vor einem strategischen Überfall durch das Bat aérod 1 während des Kalten Krieges
- Mittagessen an einem Grenzübergang des Genfer Zipfels
- Fahrt zur Verteidigungslinie der Promenthouse

- Im Bunker La Maison Rose: Einführung in das Verteidigungsdispositiv der Br fr 1

- Ausführungen zur Aufgabe der heutigen Territorial Division 1 im Kommando in Morges
- Fahrt über den Col du Marchairuz in die Vallée de Joux mit Zwischenhalt auf der Passhöhe zum Studium der Sperrstelle
- Abendessen und Übernachtung (***) in Le Brassus
Zweiter Reisetag: Donnerstag, 2. Mai 2024

- Fahrt nach Vallorbe
- Besuch des Fort Pré Giroud und der Sperren der Transversale Paris- Lausanne im Raum Le Day – Lignerolles
- Fahrt über La Cluse-de-Mjjoux nach Les Verrières
- Mittagessen
- Studium der Verteidigung des Val de Travers an den tiefgestafffelten Sperrstellen
- Fahrt über La Tourne in die Vallée de la Sagne und La Chaux-de-Fonds nach Neuchâtel mit Zwischenhalt bei den Sperrstellen Vue des Alpes und Valangin
- 18:45 Uhr: Ende der Reise am Bahnhof Neuchâtel
- Individuelle Heimreise (Neuchâtel ab: 18:58 Uhr)
Der Reisebericht von Andreas Blank
FAK 1 – das Dispositiv im Rücken der eigentlichen Bedrohung
Mit der ersten Reise zum Corps d’armée de campagne 1 nimmt Reiseleiter Divisionär a D Dominique Juilland die Teilnehmer mit in den Kalten Krieg und die damals getroffenen Massnahmen. Für mich als aktiven Soldaten der erst seit der Armee 95 dabei ist, ein Blick zurück in die Geschichte. Mit der damaligen Bedrohung aus dem Osten lag das FAK 1 nicht im Brennpunkt der Verteidigungsbemühungen. Dies zeigt sich in den eher grossen Einsatzräumen, nicht aber in der Detailpflege, mit welcher die bekannten Sperrlinien angelegt wurden. Speziell für den Einsatz des Korps ist auch der Umgang mit der Stadt Genf und dem Flughafen Genf.
Nach individueller Anreise bildete dieser auch den Startpunkt unserer Reise. Neben einer Geländetaufe auf der Flughafenterrasse wurden wir in den Gesamtrahmen und im Speziellen auf die Herausforderungen des Schutzes des zweitgrössten Flughafens der Schweiz eingeführt. Denn im Gegensatz zur terrestrischen Bedrohung, konnte eine strategische Luftlandung im Rücken des Gros der Armee nicht ausgeschlossen werden. Der Blick von der Terrasse zeigte aber auch die Unmöglichkeit Genf zu verteidigen, liegen doch die Zugänge bzw. Anhöhen um die Ebene von Genf grossmehrheitlich in Frankreich. Genf wäre also zur offenen Stadt erklärt worden.
Anschliessend fuhren wir in die – eher unbekannte – ländlich geprägte Umgebung von Genf, wo wir ein reichliches Mittagessen genossen. Als Beispiel, wie die Grenze geschützt wurde, besuchten wir den Grenzposten in Sézegnin, in welchem der Grossvater unseres Reiseleiters seinen Dienst als Grenzwächter leistete.
Weiter ging es an die erste wichtige Verteidigungslinie an der Promenthouse. Dort besichtigten wir, unter kundiger Führung des Festungsvereins, die Sperranlagen inklusive der Villa Rose, einem, wie der Name sagt, als rosa Wohnhaus getarnten Bunker. Eindrücklich waren auch die 2’700 Toblerone Panzersperren, welche heute noch die Landschaft säumen.
Der folgende Besuch in Morges beim Kommando der Territorial Division 1, sozusagen der Nachfolgeorganisation des CA camp 1, gab einen guten Überblick über die heutige Armee. Oberst i Gst Schalbetter führte uns dabei durch die Aufgaben, Fähigkeiten, Mittel und Herausforderungen einer heutigen Territorial Division.
Der Weg nach Le Brassus im Valle de Joux, wo wir unser Hotel bezogen und mit dem Nachtessen wiederum kulinarisch verwöhnt wurden, führt über den Mollendruz. Ein kurzer Halt nördlich der Passhöhe bei „Petra-Felix“ zeigte die zweite Sperrstelle und die umfangreichen Anlagen, welche auch dort gebaut wurden.
Am zweiten Tag war das Wetter nicht auf unserer Seite, regnete es doch nur einmal. Wir fuhren von Le Brassus aus entlang der Angriffsachse eines möglichen Gegners von Westen nach Osten.
In Vallorbe besichtigten wir das Fort Pré Giroux. Dieses weitläufige Artilleriewerk aus der Zeit des 2. Weltkriegs schützte die (Eisenbahn-) Achse Paris – Mailand unmittelbar hinter der Grenze. In der Zeit des Kalten Kriegs wurde diese kleine Festung durch Centurionbunker und Festungsminenwerfer ersetzt.
Nach der Fahrt vorbei an den Sperrlinien vom Col des Etroits und Buttes genossen wir das Mittagessen im Restaurant Les Six-Communes in Môtier. Fast obligat war dazu der Apéro in Form einer Grünen Fee aus der unmittelbaren Gegend. Ein eigentlicher Höhepunkt der Reise folgte nach dem Essen. Es gelingt Dominique Juilland immer wieder Kommandanten aus der damaligen Zeit für ein Referat zu gewinnen. Diesmal einen Kameraden aus der Offiziersschule Brigadier a D Fritz Stöckli. Brigadier Stöckli im zivilen Leben zur aktiven Zeit Professor für Chemie an der Universität Neuenburg, war Kommandant der Grenzbrigade 2, in deren Raum wir uns am zweiten Reisetag bewegten. Er führte uns zurück in seine Kommandozeit und berichtete über den Einsatzraum, den Auftrag seiner Brigade und die damit verbundenen Herausforderungen.
Das Ausgeführte konnte am Nachmittag im Gelände besichtigt werden. So besuchten wir die Festungswerke bei den Sperrstellen Vue des Alpes und Valangin, durch welche wir vom lokalen Festungsverein wiederum mit viel Detailwissen geführt wurden.
Damit endete am Bahnhof Neuchâtel eine weitere erfolgreiche GMS-Reise zur Schweizer Armee im Kalten Krieg. Ein Blick auf operativer Stufe in das FAK 1, ergänzt mit der Landschaft der Westschweiz, Besichtigungen ausgewählter Festungswerke, Ausführungen von involvierten Zeitzeugen und nicht zuletzt der lokalen Kulinarik zeichnen diese Reisen aus. Es bleibt mir – im Namen der ganzen Reisegruppe – unserem Reiseleiter Dominique Juilland für eine wiederum gelungene Reise zu danken.
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Die Reisedokumentation ist erwerblich.
ZUR SAMMLUNG UNSERER REISEDOKUMENTATIONEN
Ein für Zürcher grundsätzlich unbekannteres Korps, welches durch Div a D Juilland einem profund näher gebracht wurde. Der regelmässige Bezug auf die aktuelle Lage und die Armee wie sie heute ist, war wohltuend sachlich. Dass am zweiten Tag richtiges Infanteriewetter herrschte, tat keinen Abbruch. Die Juranlandschaften möchten wohl, dass man sie bald wieder besucht, damit sie sich von der schönen Seite zeigen kann.
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