Eine Reise in die Vergangenheit und Zukunft

Inhalt aktualisiert am 25.07.2023
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ZUR BERICHTERSTATTUNG


Reiseleitung: Oberst (a D) Rudolf Brühwiler

Sieben Reisetage

Wiederholungsreise aus dem Jahr 2015


Thematische Umschreibung


Diese Reise führt uns an Orte, die Geschichte schrieben und schreiben. Istanbul, die schillernde Weltstadt der Kontraste, gebaut auf zwei Erdteilen und benannt mit den historischen Namen Byzantion, Konstantinopel und Stambul, die aufzeigen, dass sich hier Griechen, Römer und Osmanen in der Regentschaft ablösten. Orient und Okzident sind hier erlebbar in einem Tag.

Auf der Halbinsel Gallipoli fand 1915 die Schlacht um die Dardanellen statt, eine der blutigsten und brutalsten im Ersten Weltkrieg. Die Entente-Staaten versuchten den Durchbruch von der Ägäis zum Schwarzen Meer auf dem Seeweg zu schaffen, um so die russische Ostfront verstärken zu können. Nach dem kläglich gescheiterten Unternehmen erfolgte der 2. Versuch auf dem Landweg mit der damals grössten Invasion auf der Halbinsel. Aber auch diese Aktion scheiterte am heftigen Widerstand der Türken unter der Leitung von Mustafa Kemal, der damit den Grundstein legte, um als Atatürk (Vater der Türken) die moderne Türkei gründen zu können.

25 km südlich von Canakkale liegt Truva (Troja), die sicherlich berühmteste archäologische Ausgrabungsstätte der Türkei. Homer verfasste vor fast 3000 Jahren mit der Ilias ein Ur-Epos des Kampfes zwischen Griechen und Trojanern. Trotz der anhaltenden Debatten über den historischen Wahrheitsgehalt, verfestigt sich heute die Überzeugung, dass hier eine mächtige Stadt bestand, die den wirtschaftlich so wichtigen Zugang zu den Dardanellen kontrollierte. Die Gründe für den Trojanischen Krieg dürften damit eher in der Eliminierung einer Handelsbarriere als der Entführung der schönen Helena liegen.

Programm


Erster Reisetag: Eintauchen in Istanbul

Vormittags Abflug ab Zürich nach Istanbul. Transfer zu unserem Hotel mitten im alten Stadtteil Sultanahmet. Rundfahrt mit dem Schiff auf dem belebten Bosporus und Apéritif auf einer Dachterrasse mit Blick auf die Stadt. Abendessen in der Altstadt.
Übernachtung***** in Istanbul.

Zweiter Reisetag: Transfer nach Canakkale und Einführung «Gallipoli»

Wir verlassen Istanbul mit dem Bus und erreichen entlang des Marmarameeres am Nachmittag Eceabat (470km). Einführung «Gallipoli» im modernen Informationszentrum in Kabatepe. Überfahrt mit der Fähre nach Canakkale und Zimmerbezug im Hotel. Abendessen im Hotel, Spaziergang an der Strandpromenade, Übernachtung**** in Canakkale (3 Nächte).

Dritter Reisetag: Kampf zu Wasser und Landeaktionen der Briten

Erläuterungen zu den Operationen der Seeschlacht vom 18. März 1915 und Besuch der Festung Namazgah. Studium der Landungen der Briten am 25.4. beim Kap Helles und der Kämpfe um Krithia. Besichtigung  des Canakkale Martyrs Memorial. Mittagessen am Invasionsstrand. Rückfahrt nach Canakkale auf der landschaftlich schönen Ringstrasse der Halbinsel. Abendessen in einem lokalen Restaurant.

Vierter Reisetag: Kampf im Abschnitt der ANZACS

Wir beginnen an den ANZAC (Australien and New Zealand Army Corps). Stränden, an denen am 25.4. 1915 (ANZAC-Day) die Invasion begann und verfolgen die Aktionen von der Landung bis zu den Entscheidungskämpfen um die Hügelzüge bis zur gigantischen Evakuierung des Corps. Wir beleuchten die Verteidigung der Türken unter Mustafa Kemal (Atatürk). Rückfahrt nach Canakkale. Abendessen in einem lokalen Restaurant.

Fünfter Reisetag: Troja

Führung durch die berühmte Ausgrabungsstätte. Nur Archäologen streiten um die Zuordnung zu den Schichten  von Troja I – IX, Der Besucher tritt staunend beim Osttor ein, sieht die verschiedenen Ausgrabungen und zeichnet ein eigenes Bild beim Lesen ausgewählter Verse aus Homers Ilias. Mittagessen am Marmara-Meer und Rückfahrt nach Istanbul mit dem Bus. Transfer in unser Hotel**** im neuen Stadtteil Beyoglu (2 Nächte).
Abendessen fakultativ gleich um die Ecke.

Sechster Reisetag: Istanbul

Morgens Stadtrundgang durch die Stadtteile Taksim, Beyoglu und das Trendviertel Karaköy. Mittagessen in der Stadt. Am frühen Nachmittag Besuch des Militärmuseums mit anschliessendem Konzert der Janitscharenkapelle. Abendspaziergang durch die berühmte Istiklal Caddesi zum Schlussabend in einem typischen Istanbul-Restaurant.

Letzter Reisetag: Istanbul vormittags – Zürich abends

Individueller Einkaufs-Halbtag für Istanbul-Kenner oder geführter Stadtrundgang in einem türkischem Quartier mit Besuch eines Gewürzbasars und einer Moschee. Gemeinsames Mittagessen in einem Dachrestaurant. Transfer zum Flughafen und Rückflug nach Zürich.  Ankunft am Abend.

Dokumentation


Inhalt aktualisiert am 25.07.2023

Die umfassende Reisedokumentation ist erwerblich. Interessenten wenden sich zur

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Der Reisebericht von Werner Kupper


  1. Nachdem ich im Vorfeld der Reise bereits eine Wette gegen eine geografisch versierte Italienerin  verloren hatte, die mir „bewies“, dass Gallipoli in Süditalien liege, folgte am 10. September 2021 nach allerhand Corona- Unsicherheiten die erlösende Mitteilung von Martin Budinsky : „ Das Reiseprogramm kann gemäss Ausschreibung durchgeführt werden“ (also in der Türkei!) Kurz darauf meldete sich auch unser sehr umsichtiger Reiseleiter, Rudolf Brühwiler, bei jedem der 9 Reiseteilnehmer telefonisch, um sich persönlich vorzustellen und letzte Informationen durchzugeben. Mit Turkish Airlines dann – wie schon früher wiederholt positiv erlebt – ein „Premium-Service“ mit Ankunft im unglaublich grosszügigen Airport, wo , anders als etwa im immer noch unfertigen Berlin , alles präzis, zeitverzugslos und pünktlich klappte. Nach der recht langen Fahrt in die Stadt vorbei an riesigen Satelliten-Quartieren und einem Verkehr wie sonst nur in Tokio, folgte auf dem Dachgeschoss unseres Hotels ein Apero mit grandioser abendlicher Rundsicht über das Golden Horn.
  2. Unser zweiter Tag führte uns über 470 km Superstrassen teilweise entlang des Marmara-Meeres direkt ins Zentrum des Gallipoli-Geschehens. Auffallend die grosszügigen Riesen-Wohn- und Ferienpaläste von Investoren aus Katar, denkwürdig die Gallipoli-Einführung im neuen Informationszentrum Kabetepe, sodann die fast fertiggestellte Mega-Brücke zwischen der europäischen und der asiatischen Seite. Und schliesslich, nach der Fährenüberfahrt auf der asiatischen Seite in Canakkale, an der engsten Stelle der Dardanellen, das (erste) hölzerne Trojanische Pferd an der dortigen belebten Uferpromenade. Hier waren wir nun auf halber Höhe der rund 100 km langen Halbinsel Gallipoli, welche auf der europäischen Seite den teilweise kaum einen Kilometer breiten Wasser-Schlauch der Dardanellen  zwischen dem Marmara- und dem Aegäischen Meer begrenzt.
  3. Aber was in aller Welt hatten eigentlich die Kontrahenten des 1. Weltkriegs, d.h. Briten, Franzosen, Osmanen, Deutsche und Russen in diesen Dardanellen und auf der Halbinsel Gallipoli zu suchen? Wie kam es auf der Halbinsel Gallipoli an der langen und sehr engen Durchfahrt zwischen Aegäis und Schwarzem Meer zur wohl blutigsten und brutalsten (See-)Schlacht des 1. Weltkriegs? – Die „Entente“-Staaten England und Frankreich wollten den Durchbruch von der Aegäis zum Schwarzen Meer erzwingen, um so Russland an der Ostfront materiell zu verstärken. Dies hätte zur Folge  haben sollen, dass Deutschland zu Lasten der Westfront hätte Truppen in den Osten verschieben müssen. Bereits ein Angriff auf dem Seeweg scheiterte am 18. März 1915 freilich kläglich. Auch der zweite – uns hier interessierende – Versuch vom 25. April 1915  scheiterte am Widerstand der Türken. Rudolf Brühwiler, unser Reiseleiter, hat das ganze Kampfgeschehen in natura praktisch Schritt für Schritt in jedem Detail nacherkundet und in seiner minutiösen Dokumentation sehr anschaulich festgehalten. Deren Lektüre ist fesselnd und liest sich wie ein vollständiges Lexikon aller denkbaren – und auch der haarsträubend undenkbaren – Fehler, welche Staatsmänner, Heerführer, Kommandanten und Soldaten begehen können
  4. Unsere zwei „Grosskampftage“ im Gelände sahen uns zuerst in einem beeindruckenden Fort, das seinerzeit mit rund 8oo Mann Besatzung und 16 sehr grosskalibrigen Geschützen die Meerenge wirkungsvoll sperrte und wo schliesslich die britische Flotte einen Grossteil ihrer 18 Schiffe verlor (die Türken keine!). Unsäglich die grandiosen militärischen Fehlleistungen der leichtsinnigen Engländer und ihrer Verbündeten mit ihren untauglichen Flachbahnwaffen gegen bunker- und wallgeschützte Küstenbatterien und der total verkannten Gefahr von grosszügig angelegten Seeminensperren. Auf den örtlichen Gefallenen-Friedhöfen ruhen auf monumentalen Gedenkstätten für die“ türkischen Helden“ über 50‘000 tote britische und französische „Feinde“. Wir haben im Gelände die geplante Landung mit der am an einem um 3 Kilometer  falschen Ort dann tatsächlich erfolgten Landung der ANZAC verglichen (Australian und New Zealand Army Corps). Noch heute wird nach der vernichtenden Niederlage von 1915 alljährlich von Schlachtenbummlern an Ort und Stelle des heldenhaften aber sinnlosen Opfertodes der ANZAC-Truppen in einem offensichtlich nicht einmal kartenmässig studierten und sowieso nicht rekognoszierten Gelände gedacht. Churchill hat den Makel des weitgehend von ihm zu vertretenden Gallipoli- Debakels von 1915 zeitlebens nie ganz abschütteln können.
  5. Nach den Erkenntnissen und Erfahrungen über Gallipoli im ersten Weltkrieg ergab unsere Weiterfahrt ins Jahrtausende alte Troja Gelegenheit, das Türkisch-Sein in der heutigen Zeit etwas zu hinterfragen. Unzweifelhaft unbestritten und unbestreitbar sind die Verdienste, die Atatürk sich vor hundert Jahren mit der konsequenten Schaffung eines modernen und starken türkischen Staates erworben hat. Die Türkei wurde durch ihn moderner, europäischer und NATO-tauglicher als so manches andere südosteuropäische Land. Wir müssen einfach unterscheiden zwischen den seinerzeit vor allem nach Deutschland eingewanderten bildungsfernen und nicht assimilierten „archaischen„ Türken und dem heutigen modernen türkischen Volk, das eigentlich kaum noch viel zu tun haben will mit seiner längst überholten Vergangenheit. Im heutigen türkischen Strassenbild fallen z.B. rein bekleidungsmässig keine grossen Unterschiede auf gegenüber irgendeiner europäischen Gross-Stadt. Burka-Trägerinnen und türkische Lebensgewohnheiten und Missstände sind in deutschen Türken-Slums wie Kreuzberge, Neu-Kölln etc. weit  verbreiteter als in der heutigen Türkei selber. Auf dem Taksin-Platz in Istanbul sieht man keine Männer mit Fez oder Turban und auf türkischen Amtsstellen arbeiten keine Frauen mit Burka oder Kopftuch. Wahr ist auch, dass in Istanbul seinerzeit schon eine U-Bahn – die zweite in Europa nach London! – gebaut wurde, in den letzten Jahren allerdings aber auch eine grossartige und offensichtlich im Alltag recht rege frequentierte Erdogan-Moschee. Einfach nicht vergessen: Von den 7 Weltwundern der Antike lagen zwei auf dem Gebiet der heutigen Türkei und unser guter alter Homer stammte aus Izmir, also aus Anatolien und war somit geografisch kein Europäer! Aber ist es deshalb der richtige Weg, die heutige Türkei strikte von Europa und der EU fernzuhalten?
  6. Troja mit seiner Jahrtausende alten wechselvollen Geschichte ist ein wichtiger Teil unserer Menschheitsgeschichte. Und es ist dabei nicht das Wesentlichste, ob es nun die vielen Erdbeben oder der listenreiche Odysseus waren, welche am Ende dieses Troja zerstört haben. Eine äusserst einprägsame schematische Skizze in Troja zeigt, in wie vielen Schichten Troja über die Jahrtausende immer wieder überdeckt und dann aufs Neue geschaffen wurde. Dass am Ende dieser Entwicklung dann auch die Ueberreste eines römischen Amphi-Theaters zu finden sind, ist jedenfalls kein Zufall. In unserm rund zweistündigen Troja-Besuch ist mir jedenfalls vieles klarer und plastischer geworden als in den vielen Stunden am Gymi bei Latein- und Griechischunterricht. Aber: Die heutige Türkei hat im Moment einige Herausforderungen zu bestehen. Die grandiose Geschichte vermag nicht zu übertünchen, dass zahlreiche junge Akademiker heute ihrer Heimat den Rücken kehren und wegen zunehmender Arbeitslosigkeit z.B. ihre Zukunft eher in Kanada sehen.

 

Unseren Reiseabschluss feierten wir anschliessend an einen äusserst farbenfrohen Marktbesuch dann im Restaurant der historischen Istanbuler Endstation des „Orient Express“, wo wir uns bei Rudolf Brühwiler für seine präzise Reisevorbereitung und die liebenswürdige Durchführung bedankten. Auch wir Reiseteilnehmer denken voll Dankbarkeit an unsere harmonische und pünktliche Gesellschaft zurück

Die Bildergalerie