Im Einsatzraum der ehemaligen Festungsbrigade 13

Inhalt aktualisiert am 25.07.2023
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Reiseleitung: Divisionär (a D) Dominique Juilland

Zwei Reisetage

Erstmalig im Reiseangebot


ZUM REISEBERICHT

Thematische Umschreibung

Während des Kalten Krieges spielte das Gebirgsarmeekorps 3 im Verteidigungsdispositiv eine wichtige Rolle. Es deckte das Herz unseres Landes, das im Falle eines Angriff es zäh verteidigt und die drei grossen Alpentransversalen geschützt werden sollten. Die zwei Reisen im 2021 sind eine Fortsetzung der begonnen Serie im Raum des Alpenkorps und sind dem «Sektor MITTE» Geb AK 3 gewidmet. Sie werden im Charakter von Generalstabsreisen durchgeführt. Neben der Beurteilung im Gelände, werden auch ausgewählte militärische Anlagen besucht und kulturelle Leckerbissen sind im Programm integriert. Die Reise führt in den Einsatzraum der ehemaligen Festungsbrigade 13. Es handelt sich im Wesentlichen um den nördlichen Teil des Zugangs zur Alpentransversale am San Bernardio und die Behauptung des operativen Schlüsselraums Sargans.

Programm

Erster Reisetag

Fahrt am Morgen von Zürich zur Burg Sargans. Einführungsreferat zu den operativen Herausforderungen durch einen ehemaligen Kdt Fest Br 13 bei Kaffee und Gipfeli. Anschliessend Geländebeurteilung des operativen Drehkreuzes Rheinknie von der Terrasse des Schlosses aus.

Anschliessend Fahrt nach Trübbach und Besuch des Artilleriewerkes Magletsch. Mittagessen im Raum Trübach und anschliessend Fahrt nach Bad Ragaz über die Luzisteig. In der Luzisteig Beurteilung der Umgehungsachse und Besuch des kleinen Militärmuseums. Nach einem kulturellen Intermezzo in Maienfeld Bezug der Zimmer und Nachtessen im Hotel in Bad Ragaz.

Zweiter Reisetag

Am Morgen Fahrt nach Pfäffers und Besuch des Artilleriewerkes Furggels. Rückfahrt nach Bad Ragaz und Begehung der Taminaschlucht mit anschliessendem Mittagessen iim ältesten Barockbad der Schweiz.

Am Nachmittag Fahrt in den Raum Chur – Reichenau. Geländebegehung im Raum der Sperren Trimmis – Rothenbrunnen – Trin welche den Zugang zu Chur, Domleschg und Surselva verhinderten. Nach dem Besuch des Festungsmuseums Trin am späteren Nachmittag Rückfahrt nach Zürich.

[Reisedokumentation]

Der Reisebericht von Rolf Müller


Einführungsreferat auf dem Schloss Sargans

„Man müsse mit dem Märchen der möglichen Überflutung des Kessels von Sargans endlich aufhören“. Mit diesen Worten endete das Einführungsreferat zu den operativen Herausforderungen im Raum der Festungsbrigade 13 vom deren ehemaligen Kommandanten Divisionär a D Waldemar Eymann. Schliesslich habe man ja auch Bunker in der Sarganser- und Melserau gebaut und so wäre eine Überflutung gar kein Thema mehr gewesen.

Für die Festung Sargans zahlte sich nicht aus, dass von 1920 bis 1934 dem Festungswesen nur geringe Bedeutung beigemessen wurde. Das Brachliegen der Bemühungen um den Weiterausbau der Festungen in jener Zeit führte dazu, dass die Festung Sargans zu Beginn des Ausbruchs des 2. Weltkrieges und bis in die ersten Kriegsjahre hinein nicht bereit war. Zu diesen und weiteren Ausführungen des Divisionärs a D reiste eine gemischte Gruppe von Geschichtsinteressierten in den Raum Sargans. Im mehr als 700-jährigen Schloss Sargans wurden dazu Kaffee und Gipfel gereicht.

Schollberg

Nach der Geländebesichtigung von der Schlossterrasse aus verschob die Gesellschaft mit dem Car zum Eingang der Schollbergwerke (A 6100) welche direkt am Rheinknie und gegenüber dem bündnerischen Artilleriewerk Anstein (A 6256) liegt. Unter fachkundiger Führung konnte in zwei Gruppen einen eher kleinen Teil des weit verzweigten Systems besichtiget werden welches aus drei Werken für Artillerie und Infanterie besteht. Des Weiteren wurde die Türe zu einem „Centi-Bunker“ geöffnet.

Magletsch
Schollberg

Bravourös meistere unser erfahrener Chauffeur einige enges Strassen-Abschnitte zum Restaurant Büelsteihof in Oberschan. Ein reiches Salatbuffet mit flambierten Schinken wurde vor der Weiterfahrt zum Eingang des Artilleriewerks Magletsch (A 6020) genossen.

Magletsch

Das Artilleriewerkt Magletsch («Hammer») wurde während des zweiten Weltkrieges erbaut und bildet das nördlichste Bollwerk der Festung Sargans. Primäre Aufgabe des Werkes war die Abdeckung der Räume rheinaufwärts sowie in Richtung Wildhaus und in Richtung Feldkirch. Die obere Etage mit der Werkinfrastruktur und den Kampfständen war Ende Oktober 1940 teilweise bezugsbereit, der darunter liegende Unterkunftsteil mit dem Spital wurde 1943 fertig gestellt. Da die untere Etage nach wie vor militärisch genutzt wird, konnte nur das Obergeschoss besichtigt werden. Das äussert detaillierte und liebevoll erstellte Geländemodell der ganzen Umgebung liess die Augen des einen oder anderen Teilnehmers leuchten.  Die Anlagen Schollberg und den zugänglichen Teil von Magletsch werden durch den Artillerie-Fort-Verein-Magletsch (www.afom.ch) unterhalten und können besichtigt werden.

St. Luzisteig

Die wohl älteste Anlage unserer ganzen Reise ist der St. Luzisteig. Der bequeme Übergang war den vorhistorischen Völkern jedenfalls schon seit Jahrtausenden bekannt gewesen und von ihnen begangen worden. In der jüngeren Geschichte von 1966 bis 2003 diente der Waffenplatz als Ausbildungsstätte der Trainschulen. Heute wird die moderne Ausbildungs- und Simulationsanlage für das Training der Infanteriebataillone unsere Armee genutzt.

Nach einem kurzen Fuss-Marsch unter schönstem Sonnenschein erreichte die zivile Truppe das von General Henri Dufour erstellte Zeughaus. Einst diente das Gebäude als Retablierungs- und Unterkunftsstätte der Festungsbesatzung. Seit 2004 ist das Gebäude im Besitz der Stadt Maienfeld und beherbergt ein kleines Militärmuseum, welches wir besichtigen konnten. Nach einem währschaften militärischen Znacht mit Salat und Käseschnitten ging die Fahrt nach Bad Ragaz zum Sorell Hotel Tamina.

Furggels

Nach dem Frühstück nahm die Gruppe Fahrt in das Taminatal auf. Vorbei an der im 8. Jahrhundert gegründeten Benediktinerabtei Pfäfers mit der weitherum sichtbaren Klosterkirche folgte der erfahrene Buslenker der schmalen Strasse bis zu einer unscheinbaren holzverschalten Türe. Der aufmerksame Fahrgast konnte sich zwischendurch einen Blick, auf den im Jahre 2017 eingeweihten Taminabogen erhaschen. Die Brücke überquert die Taminaschlucht in 200 Metern Höhe und hat eine Bogenspannweite von über 260 Metern.

Trotz der grossen Beschriftung „Festung Furggels“ konnte der ahnungslose Besucher nicht ansatzweise erahnen was sich hinter dem Tor in den Berg verbarg. Nach einer kurzen Wartezeit fuhr das Besitzerehepaar vor, öffnete das Tor und verschwand mit dem Auto, welches definitiv nicht als Kleinwagen bezeichnet werden kann, in der Dunkelheit. Nach dem Einmarsch erscheint hinter dem Gang eine riesige Kaverne in dem das Auto und einige andere kleinere Fahrzeuge stehen. Am Boden befindet sich eine Drehscheibe damit auch grössere Fahrzeuge wenden können.

Das im und auf dem St. Margrethenberg liegende Artilleriewerk (A 6355) wurde in Etappen von 1939 bis 1947 erbaut und nach der Teilmobilmachung 1943 von der Festungskompanie 34, welche zur Festungs-Artillerie-Abteilung 11 gehörte betrieben. Am Ende der Bauzeit standen je 4 vier Kasematten mit Kaliber 10.5 und 15cm zur Verfügung. Mit dieser Bewaffnung gehörte das Werk zu den grössten welche in der Schweiz betrieben wurde und gemäss Angaben des Besitzers konnten 600 AdA bis zu 6 Monate darin arbeiten und ausharren.

Zügigen Schrittes ging es durch schier endlose Gänge über einen Schrägstollen in das Untergeschoss, um anschliessend die Höhendifferenz wieder über eine Treppe zu überwinden. Zumindest auf den Schreibenden hatten die etwa 100 Stufen eine kreislaufangregende Wirkung. So konnte einen Teilbereich dieses Werk besichtigt werden. Herzlichen Dank an den Besitzer, welcher durch seine fachkundigen und humorvollen Ausführungen zu einem grossartigen Erlebnis beigetragen hat. Über einen getarnten Nebenausgang verliessen wir das Labyrinth wieder, um nach einem kurzen Aufstieg einige Aussenanlagen auf dem Plateau ansehen zu können.

Nach der Rückkehr zum Bahnhof Bad Ragaz brachte uns das Postauto zum nächsten geschichtsträchtigen Gebäude – zum ältesten erhaltene Barockbad des Schweiz. Das Alte Bad Pfäfers wurde im 17. Jahrhundert mit Gästehäusern und Kapelle durch das Kloster Pfäfers erbaut. Die Heilquelle, welche durch ein Gutachten des Arztes Paracelsus im 16. Jahrhundert Ruhm erlangte, wurde bereits um 1240 durch Jäger des Klosters entdeckt.

Im gleichnamigen Restaurant wurde der Gruppe Hausmannskost aufgetragen, bevor das Postauto und die Car-Fahrt an der Sperre Trimmes vorbei die Sperre Trin erreichten.

Trin

Die Hauptwerke der Sperre Trin befinden sich in den markanten Felsköpfen Crap Bargatzi und Crap Ping (A7762) oberhalb von Trin Digg. Daneben waren noch weitere 8 Infanteriewerke notwendig, um das von Bergsturzhügeln stark gekammerte Gelände zu sperren. Die Sperre befindet sich heute im Besitz der Gemeinde Trin und wird durch den Verein «Festungsmuseum Sperre Trin» (www.sperretrin.ch) betrieben. Nach der Besichtigung der beiden Infanteriebunker Porclas West (A7766) und Porclas Nord (A7767) wurden wir zu einem Imbiss in die ehemalige Festungswächterhütte eingeladen.

Eine von Eindrücken gesättigte, erlebnisreichere und zufriedene Gesellschaft machte sich auf den Heimweg.

Herzlichen Dank gebührt der GMS und dem Reisebüro Schmid, dem Chauffeur von Brumann Reisen AG, selbstverständlich unserem Reiseleiter Divisionär (a D) Dominique Juilland und dem Referenten Divisionär (a D) Waldemar Eymann.