Die Limmatstellung zwischen dem
unteren Glatttal und dem Reppischtal

Inhalt aktualisiert am 25.05.2023
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ZUM REISEBERICHT VON DR. HANS BOLLMANN


Reiseleitung: Daniel Lätsch

Ein Exkursionstag

Wiederholungsreise (2020)


Thematische Umschreibung


Aufgrund des Operationsbefehles Nr. 2 vom 4. Oktober 1939 besetzte die Schweizer Armee die Limmatstellung (Armeestellung), um einen Angriff aus dem Norden aufhalten zu können. Die verstärkte 6. Division unter dem Kommando von Oberstdivisionär Herbert Constam besetzte und befestigte den Abschnitt Unteres Glatttal – Oberes Limmattal – Reppischtal. Der Oberbefehlshaber, General Henri Guisan, hatte die Absicht, «de défendre le cours même de la Limmat». Für ihn war die Limmat ein «obstacle absolu». Der Kommandant des 3. Armeekorps, Korpskommandant Miescher, wollte zwar mit der schweren Artillerie auf die Anmarschwege des Gegners nördlich der Limmat wirken und Übersetzaktionen zerschlagen. Unmittelbar an der Limmat sollte aber nur aus den vorgeschobenen Stützpunkten in Altstetten, Schlieren und Dietikon nachhaltiger Widerstand geleistet werden. Die Hauptstellungen sollten dagegen auf den bewaldeten Höhen südlich der Limmat, also am Üetliberg, auf der Waldegg, im Schlieremer Wald und in der Urdorfersenke zu liegen kommen und auf jeden Fall zu halten sein. Der eigentlichen Limmatstellung war also nur die Funktion einer Sicherungslinie zugedacht, denn sie wurde von den Höhen nördlich der Limmat dominiert.
Miescher und Constam setzten sich durch. Die Hauptverteidigungslinie wurde an den Höhen hinter der Limmat ausgebaut. Die Stellungen an der Limmat wurden erst in zweiter Priorität erstellt.

Die deutschen Erfolge im Westfeldzug und der Zusammenbruch Frankreichs veranlassten General Henri Guisan zuerst, die Limmatstellung von Basel bis Genf zu verlängern und dann ab Mitte Juni 1940 die Armee in die neue Zentralraumstellung (Reduit) zurückzunehmen. Die 6. Division verblieb vorerst in der Limmatstellung. Sie gehörte zu den Deckungstruppen zur Sicherung des Reduitaufbaus und bezog ab dem 17. August 1940, als eine der letzten Divisionen, das Reduit: Sie übernahm von der 7. Division den Abschnitt Schindellegi – Höhronen – Zugersee.

 

Reiseprogramm


Ablauf der Exkursion

0815 Uhr Abfahrt mit Car ab Zürich, Carparkplatz Sihlquai nach Regensberg. Ausführungen zum Kampf der Vortruppen. Kaffeepause. Anschliessend Besuch und Ausführungen zum Dispositiv im Raum Glatttal – Limmattal. Mittagessen. Nachmittags Fortsetzung der Begehung mit Besichtigung und Ausführungen zum Verteidigungssystem zwischen Urdorfer Senke und Reppischtal. Rückfahrt nach Zürich. Geplante Ankunft frühabends.

Bestellung Reisedokumentation


Die Reisedokumentation ist erwerblich. Interessenten wenden sich zur

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Der Reisebericht von Hans Bollmann


Die Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich. An diesen Ausspruch von Mark Twain fühlte sich wohl der eine oder andere Reiseteilnehmer erinnert, als Reiseleiter Br Dr. Daniel Lätsch im Bus zu Beginn in die militärpolitischen Entwicklungen der Zwischenkriegszeit und bis zum September 1939 einführte: Eine Schweiz, welche militärisch immer mehr abgerüstet hatte, bis dann die von Hitler und auch Mussolini ausgehenden Gefahren selbst für diejenigen immer deutlicher wurden, welche am liebsten gar keine Armee gehabt hätten. Doch der „Aufwuchs“ dauerte (zu) lange: Bei Kriegsbeginn war die Stärke der Schweizer Armee ungenügend, insbesondere was Fliegerabwehr, Panzer, Panzerabwehr und allgemein die Gefechtsfeldbeweglichkeit betraf. Auch Befestigungen gab es erst ansatzweise. Die Schweiz „überlebte“ damals wohl nur mit Glück; ihr Verteidigungsdispositiv wurde nicht getestet. Wie dieses Dispositiv in einer allerersten Phase ab dem 2.9.1939 (Mobilmachung) und dann aber vor allem wie es nach eingehenderer Planung und dem Entscheid für die sogenannte Armeestellung in einem Schlüsselbereich, nämlich demjenigen der Zürcher 6. Division (Kdt der legendäre Div Herbert Constam) an und hinter der Limmat aussah, das war das Thema der eintägigen, erneut ausgebuchten Wiederholungsreise.

Wir fuhren im von Martin Budinsky wie immer souverän chauffierten, bequemen Bus durch das Limmattal und die Urdorfer Senke, wo die zahlreichen noch immer vorhandenen Hindernisse, Kampfstände, Artilleriestellungen und Schutzbauten die damaligen taktisch-operativen Überlegungen erahnen lassen, erst recht, wenn man vorgängig die konzise schriftliche Reisedokumentation angeschaut hatte. Auch was die Truppe neben der Priorität Ausbildung mit knappen Mitteln genietechnisch damals zu leisten imstande war, macht immer noch Eindruck. Wem dies trotzdem nicht alles sofort in die Augen sprang, dem wurde spätestens nach den pointierten Ausführungen des Reiseleiters an ausgewählten Orten – u.a. auf dem Turm von Regensberg und im tiefen Wald – und der Konsultation von noch zusätzlich abgegebenen, teilweise zeitgenössischen Karten, alles klar. Dem souveränen Reiseleiter, Br D. Lätsch, sei für alles hier nochmals herzlich gedankt.

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