Meiringen und die Grimselwelten

Inhalt aktualisiert am 07.07.2023
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ZUM REISEBERICHT VON PETER MICHEL


Reiseleitung: Jürg „Kobi“ Kobert

Zwei Reisetage

Erstmalige Reise


Thematische Umschreibung


Der Militärflugplatz ist für die permanente Einsatzbereitschaft der Luftwaffe verantwortlich. Ob direkt im Flugdienst, im Unterhalt der umfangreichen Infrastruktur oder der Überwachung des Luftraumes – mit Ihrer Qualität und Präzision leisten sie einen wichtigen Beitrag für die Sicherheit des Landes an vorderster Front.

Auf der Airbase Meiringen werden wir am ersten Tag informiert, gebrieft, dabei sein und bestimmt staunen können. Als ehemaliger Staffel 11 Pilot auf F 5 (Tiger) ist der Reiseleiter als «Alttiger» immer noch eng mit seinen Fliegerkameraden verbunden. Diese tragen stolz den Tiger in ihrem Staffelabzeichen. Darum wird die Geschichte der Fliegerstaffel 11, inklusive NATO TIGER ASSOCIATION – die Fl St 11 ist seit 2004 Fullmember und nimmt mit ihren F/A 18 regelmässig an Nato Tiger Meets teil – nicht zu kurz kommen.

Nebst dem Flugplatz Meiringen, ist die Kraftwerke Oberhasli AG ein wichtiger Arbeitgeber für das Haslital. Die Grimselwelt ist ein Engagement im Tourismusbereich der Kraftwerke Oberhasli AG. Darum reisen wir für die Übernachtung auf den Grimselpass und logieren auf fast 2000 Meter Höhe im Hotel Grimsel Hospitz. Natürlich werden wir bei der Baustellenführung Spitallamm und in Handeck beim Thema «Wasserkraft-Pioniere» etwas tiefer in die geschichtlichen Zusammenhänge tauchen, als dies die «normalen» Touristen dürfen.

 

Reiseprogramm


Mittwoch, 14. Juni – erster Reisetag

0730 Abfahrt mit Car ab Zürich Sihlquai, (0830: Zustiegsmöglichkeit in Luzern, Carparkplatz Inseli) via Brünig nach Meiringen (0935: Zustiegsmöglichkeit für Anreisende aus Bern am Bahnhof Meiringen). Ausführungen – in neudeutscher Fliegersprache Briefings – durch die auf der Airbase zuständigen Fachexperten zur Bedeutung des Militärflugplatzes für die Region, zur Führung und zu den zahlreichen Aufgaben. Darauf folgen Besichtigungen der Hangars und Ausführungen zum Flugbetrieb. Der Einblick in die Geschichte der in Meiringen „beheimateten“ Fliegerstaffel 11 beleuchtet die Entwicklung unsere Luftwaffe bis heute und in naher Zukunft.

Die „Leader“-F/A-18 der Fliegerstaffel 11 über deren Homebase im Berner Oberland. (Bild: Fl St 11)

Mittagessen auf der Airbase. Abends Transfer auf den Grimselpass. Ausführungen zum Tornado-Absturz an der Jungfrau (April, 2007) im Verlauf des Abendessens. Übernachtung im dortigen Hotel.

Donnerstag, 15. Juni – zweiter Reisetag

Nach dem Frühstück: Ausführungen zur Aufgabe des Gebirgsdetachements der Luftwaffen durch deren ehemaligen Chef; anschliessend Referat zur Geschichte und militärischen Bedeutung der Grimselkraftwerke. Besichtigung der aktuellen Baustelle der Kraftwerke Oberhasli am Spitellam. Fahrt nach Handegg, Mittagessen. Nachmitags: Fortsetzung der Führung durch die Grimselkraftwerke. 1700 Rückfahrt via Meiringen (Bahnhof), Luzern (Bahnhof) nach Zürich. Erwartete Ankunftszeit in Zürich: ca 1900 Uhr.

Bild: Kraftwerke Oberhasli AG

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Der Reisebericht von Peter Michel


Bei herrlichem Wetter ging es ab Zürich Carparkplatz via Luzern Inseli direkt zu Flugplatz Meiringen. Am Steuer sass Martin Budinsky vom GMS-Sekretariat, resp. vom Reisebüro Schmid. Am Ziel begrüsste der Reiseleiter, Oberst a D Jürg „Kobi“ Kobert, uns glückliche 22 Teilnehmer, denn mehr als doppelt so viele hätten sich für diese Exkursion angemeldet. Eine Wiederholung dieser Reise sei aber für 2024 geplant, sofern seitens der Luftwaffe grünes Licht signalisiert werde …

Nachdem wir uns mit Kaffee und Gipfeli gestärkt hatten, durften wir im Plenarsaal von Staffelkommandant Maj Andrin Witschi und Staffelpilot Oblt Simon „Hampi“ Burri zwei Referate über den Flpl Meiringen und die Staffel 11 anhören.

Der Staffelkommandant orientiert über die Aufgaben der Luftwaffe

Begonnen wurde mit den eigentlichen Aufträgen der Luftwaffe, wie Wahrung der Lufthoheit (Luftpolizeidienst und Verteidigung); Lufttransporte und Nachrichtenbeschaffung. Dann folgte etwas zur Geschichte. Auslöser für den Bau dieses Flugplatzes war der Zweite Weltkrieg. In der Moorlandschaft wurde 1941 eine erste Graspiste gebaut. 1943-44 folgten die erste Hartbelagspiste, Unterstände und der erste Stollen. Der Flugplatz wurde laufend weiter ausgebaut und es folgten modernere Flugzeugtypen, wie 1959 der Hunter, 1979 der Tiger und ab 2000 die F/A-18. Die Einführung des F-35 ist für 2030 geplant und schon bis 2025 sollen erste Investitionen von etwa CHF 25 Mio in neue Unterstände und Kavernen getätigt werden. Etwa 200 Personen (inkl 25-30 Lehrlinge in verschiedenen Bereichen) finden am Flugplatz eine Beschäftigung und ist somit einer der grössten Arbeitgeber der Talschaft. Dann zur Lärm-Opposition. Diese sei in Meiringen zurückgegangen, in Brienz aber noch vorhanden. Der Flugbetrieb ist seit einigen Jahren stark rückläufig und wird im Rahmen einer Sommerpause während 8 Wochen ganz eingestellt. Der Vortrag musste einmal kurz unterbrochen werden, weil gerade 2 F/A-18 wegdonnerten.

Informationen zur Leistungsfähigkeit der F/A-18 aus erster Hand: der Staffelpilot muss es wissen!

Oblt Burri informierte dann im Detail über die Luftpolizeidienste und über den Einsatz Führung. Momentan stehen 25 Einsitzer F/A-18 C und 5 Doppelsitzer F/A-18 D im Dienst und dessen zwei Triebwerke mit Nachbrenner haben die unglaubliche Kraft von 35400 lbs resp. 73000 PS. Viel Aufmerksamkeit bekam ein Bild des Cockpits und die erste Frage natürlich, wo befindet sich der Auslöser für den Schleudersitz. Aber auch die Bewaffnung mit AMRAAM, SIDEWINDER und Bordkanone wurden nicht vergessen. Abschliessend folgten interessante Details zum Nachtflug- und Überschalltraining, das jeweils in Yorknite in Grossbritannien abgehalten wird. Aber auch der Einsatz am WEF in Davos mit vorgängigem üben von Tag- und bei Nachtidentifikation wurde nicht vergessen.

Bereits war es Zeit für die Einnahme des feinen Mittagessens im Fliegerstübli. Dann folgte der absolute Höhepunkt des Tages, der Besuch des Flugbetriebes. Ausgerüstet mit roter Warnweste und Gehörschutz führte uns Oblt Simon Burri in einem kurzen Marsch zum Pistenanfang und in die Nähe des Pistenwarts.

Besucher am Pistenrand
Spannende und laute Eindrücke am Pistenrand

Dieser sitzt in einem gelben Fahrzeug mit Turmaufbau und ist verantwortlich, dass sich u.a. keine Personen oder Vögel in Pistennähe aufhalten. Kurz erklärt wurde uns auch das Funktionieren der Kabelfanganlage zusammen mit den Fanghaken am Flugzeug. Nebst dem Kabel können im Notfall auch noch die an den Pistenenden vorhandenen Auffangnetze genutzt werden. Verdeckt durch den grossen Hangar konnten wir nicht sehen, wie 3 F/A-18 aus der Kaverne gezogen wurden. Aber der Start der Triebwerke war unüberhörbar und bald danach rollten die drei Hornet zum Start. Dort machten sie einen kurzen Kontrollstopp und genau zwischen 13:30 und 13:31 Uhr donnerte einer nach dem anderen mit ohrenbetäubendem Lärm und Nachbrenner über die Piste weg in Richtung Brienzersee. Der Boden bebte förmlich und die Hitzeabstrahlung der Triebwerke konnte man spüren. Beim Rückmarsch demonstrierte uns die Flugplatzfeuerwehr das Rosenbauer-TLF Panther 8×8 mit einer gewaltigen Wasserfontäne.

Demonstration des TLF des Betriebsfeuerwehr der Airbase

Dann völlig unbemerkt und zu unserer grossen Überraschung wurde für uns extra eine F/A-18 bereitgestellt. Von zwei seitlichen Plattformen aus konnten wir Einblick in das geöffnete Cockpit nehmen. Alle Instrumente wurden uns erklärt, die vielen Fragen beantwortet, aber auch alle übrigen Spezialitäten am Flugzeug wie Fahrwerk, Waffenaufhängungen, Scheinwerfer etc wurden behandelt. Sogar je einen Visierhelm, eine Anti-g-Hose und ein Harness (Gilet-Begurtung mit integrierter Schwimmweste und Notfallausrüstung) durften wir selbst in die Hand nehmen. Einzige Einschränkung war, wir durften den Flieger aus der Nähe nicht fotografieren. Auf die Minute genau nach einer Stunde kehrten die drei gestarteten F/A-18 wohlbehalten zur Basis Meiringen zurück.

Zurück im Flughafengebäude folgte der Vortrag von Oberst a D und Ehrentiger Hansruedi „Begge“ Beck über die NATO Tiger Meet „einst“. Bei diesem von der Nato Tiger Association (NTA) veranstalteten Anlass, treffen sich jährlich Fliegerstaffeln, welche den Tiger im Staffelemblem tragen. Im Wettkampfrahmen wird zusammen geflogen, Sport betrieben und die Kameradschaft gepflegt. Aus direktem Munde durften wir von „Begge“ erfahren, wie die erste Kontaktaufnahme der Staffel 11 zu den Nato-Tigers in den 80er Jahren erfolgte. Obwohl er anfänglich mit seinen damaligen Staffelkameraden nur mit dem Dienst-Opel anreisen durfte, trafen sie auf den diversen ausländischen Militärstützpunkten schnell echte Fliegerfreunde. Als 11er Staffelkommandant organisierte er kurz hintereinander in den 90er Jahren zwei Mini Tiger Meet in Meiringen. Da die Nato-Tigers nicht mit ihren Kampfflugzeugen anreisen durften, wurde bei diesen Treffen besonders die Kameradschaft gepflegt. Er erklärte uns eindrücklich die Einzigartigkeit dieser Organisation und zeigte auf wie wertvoll diese Kontakte für unsere Kampfpiloten war. Er erwähnte dabei, dass infolge der Neutralität unsere Piloten mit ihren damals schon modernen Flugzeugen Tiger etwas isoliert, trainierten. Die echte Kampferfahrung vieler Nato Tiger Staffeln machte nicht nur Eindruck, sondern lieferte für unser eigenes Training wichtige Erkenntnisse. Zum Schluss wies er auf den folgenden Link hin: https://www.natotigers.org/tiger-unit/fliegerstaffel-11

Dass er sich die Zeit für den Vortrag genommen hat und auch die weite Anreise nicht gescheut hat, verdankte unser RL Jürg Kobert dem Referenten ganz speziell.

Es folgte das Referat NATO Tiger Meet „heute“ von Hptm Nicolas „Franky“ Hess. Speziell interessant fand ich die Schilderung der NTM-Übung von 2022, welche in Araxox auf der Insel Peloponnes in Griechenland stattfand. Sämtliches Hilfsmaterial wurde in Container verpackt und auf dem Landweg verschoben. Es folgten das Hilfspersonal in einem Charterflug und die 5 F/A-18, alle mit Zusatztank versehen, in einem 1 Std 40 Min langen Flug. In den abgesteckten Übungsräumen wurden nun in immer gemischten Missionen Kampfübungen abgehalten. Wir Schweizer waren immer willkommene Partner, denn in Europa verfügen nur noch Finnland und Spanien über F/A-18. Unsere Flieger sind zwar schon alt, dafür top ausgerüstet. Wichtig an solchen Treffen sei die Kameradschaft und der Erfahrungsaustausch. Auch werden Kontakte geknüpft, die z.T. lebenslang halten. Die Fliegerstaffel 11 ist im Status von „Partnership for Peace“ Fullmember bei diesem von Natostaaten initiierten Anlass. Das nächste Treffen werde voraussichtlich im Okt 23 in Süditalien stattfinden.

GMS-Reisegruppe auf der AB Meiringen
Eine aufgestellte Truppe anlässlich des obligatorischen Gruppenphotos auf der Airbase

Bevor wir uns nach Grimsel Hospiz verschoben, folgte das obligate Gruppenfoto vor dem Tiger F-5E.

Nach Zimmerbezug trafen wir uns im Arvensaal zum Nachtessen. Der Apéro wurde von unserem Geburtstagskind Hans Günter offeriert und mit dem Singen von „Happy Birthday to you“ ganz herzlich verdankt.

Hotel Grimsel Hospiz
Abendessen in der Arvenstube, begleitet von interessanten Ausführungen des Reiseleiters

Zwischen Hauptgang und Dessert folgte die äusserst spannende Präsentation von Jürg Kobert über den tragischen Absturz einer Tornado ECR der Bundeswehr an der Nordwand der Äbeni Flue am 12.04.2007. Die Maschine startete in Emmen und wollte einen Navigationsflug durchführen. Im engen Lauterbrunnental gewann der mit 2 Zusatztanks versehene Jet zu wenig schnell an Höhe. Der Waffensystemoffizier konnte sich mit dem Schleudersitz retten und überlebte verletzt, der Pilot kam ums Leben. Ein Flugunfall-Team von General Flugsicherheit der Bundeswehr flog innert Stunden mit einer Transall nach Emmen. Das Team kam mit einem Untersuchungsleiter und 3 Investigatoren (2 Tornado-Piloten und ein Flugzeugmechaniker), einem Arzt/Psychologen und übrigem Hilfspersonal. In Absprache mit der Staatsanwaltschaft und der Militärjustiz wurde Jürg Kobert in seiner damaligen Funktion Chef Flugsicherheit beauftragt das deutsche Team zu unterstützen. Unfallursache sei menschliches Versagen gewesen. Die Fehleinschätzung des Geländes und der Flugparameter durch die Besatzung führten zum Unfall, lautete die Schlussfolgerung des Berichtes von der Generalflugsicherheit der Bundeswehr und der Militärjustiz auf Schweizer Seite.

Der zweite Tag begann mit dem Vortrag „Gebirgsdetachement“ von Fritz Teuscher, Bergführer und als langjähriger Bergretter bei Rega und beim Militärflugplatz Meiringen im Einsatz. Die Bruchlandung der Dakota C-53 auf dem Gauligletscher am 19.11.1946 und die Rettung der Passagiere und Besatzung mit dem Fieseler-Storch war der Auslöser für den Aufbau einer berggewohnten Rettungsequipe.

Spannend und wenig bekannt: das Gebirgsdetachement der Luftwaffe

Eine erste Vereinbarung mit Datum 01.03.1955 wurde später gefunden, in der es heisst, dass der Pilot die längste und kostspieligste Ausbildung der Armee geniesst und wie jeder übrige Sdt Anrecht auf eine organisierte Rettung hat. 1975/76 wurde der MHR (Militärischer Helikopter Rettungsdienst) gegründet. 1985, nach dem Absturz eines Vampires am Löffelhorn, wurde ein neues Gebirgs-Rettungsdetachement aufgestellt. Es folgten einige dramatische Schilderungen seiner Rettungseinsätze bei folgenden Abstürzen: 12.04.2007 Tornado an der Äbeni Flue; 28.11.2008 Grosshelikopter CH 53 der Bundeswehr im Titlisgebiet; 30.03.2011 Super-Puma im Maderanertal; 23.10.2013 F/A-18 am Lopper; 29.08.2016 F/A-18 Trift/Sustenpass; 12.07.2017 PC-7 Schreckhorn; 04.08.2018 JU-52 Piz Segnas; 26.05.2021 Tiger F-5E Melchseefrutt. Das Gebirgsdetachement hat aber noch andere Spezialaufgaben, wie Sicherung bei der Schiessdemo auf der Axalp, Abbau von alten Skiliften auf geschmolzenen Gletschern, Geschossräumungen etc. Mit vielen Fragen und grossem Applaus wurde diese äusserst spannende Präsentation beendet.

Es folgte der Vortrag von Adrian Deuschle zum Thema „Die Geschichte und militärische Bedeutung der Grimselwerke“. Kobi stellte ihn uns kurz vor, indem er vorlas, was alles über ihn im Internet steht. So ist / war er Polizist, Bergführer, Rettungschef SAC Interlaken, Gemeinderat und mit gewissen Funktionen bei den KWO beauftragt. Daneben macht er in vielen Vereinen & Organisationen mit, so als Archivar bei der IG Bödeli-Werke.

Eigentlicher Auslöser für den Bau der Grimselfestung war wiederum der Zweite Weltkrieg und 1941 wurde die Firma Losinger damit beauftragt. Zweck war der Schutz der Staumauer. Der Bund drängte auf möglichst rasche Realisierung und bereits im Okt 1943 war die Anlage am Juchlistock schiessbereit. Der Bau erfolgte mit einfachsten Mittel und unter zu Hilfenahme von Materialseilbahnen, welche später als Hauptzugänge verwendet wurden. Das Wirkungsgebiet der Artillerie wäre gewesen: Gotthardpass, Bedrettotal, Maggital, Bellwald / Oberwallis und Teile von Norditalien. Aber auch viele Flabstände wurden eingebaut. In der Festung dienten einst bis zu 250 Mann. Zu einem späteren Zeitpunkt wurden auch noch zwei Bison-Stellungen eingeplant, doch diese wurde nicht mehr realisiert. 1995 schoss man das letzte Mal. 2003 begann man mit dem Rückbau, zuerst mit der Munition, dann mit den Geschützen. Die KWO kauften das Gelände der Armee ab. Die Anlage steht heute unter Totalverschluss, einzig an zwei Stellen hat man noch Zugang. Adrian Deuschle macht 1-2-mal pro Jahr Kontrollgänge manchmal mit seinem Hund. Dieser sei jeweils nicht sehr erfreut, weil es nichts Interessantes zum Beschnuppern gebe. Die Anlage treffe er jeweils in praktisch unverändertem Zustand an, was für die gute Qualität des Grimselgranits spreche. Kurz erwähnt wurden noch einige Nebenanlagen, wie den Kampfstand Grimsel Ost (ausgeräumt), den Kampfstand Grimsel West (steht unter Schutz), den Artillerie-Beobachtungspunkt Nägelisgrat und diverse Kavernen und Gebirgshütten. Auch dieser Vortrag wurde mit viel Applaus quittiert.

Ab dem Besucherzentrum beim Grimsel Hospiz ging es wiederum mit Adrian Deuschle auf einen Baustellenrundgang. Die alte Mauer wurde zwischen 1925 und 1932 als sogenannte Bogendruckmauer von bis zu 1400 Arbeitern gebaut und steht heute unter Denkmalschutz. Sie ist sanierungsbedürftig, weil sie nahe der Krone einen Riss hat.

Aufbruch zu einer faszinierenden Betriebsbesichtigung

Wegen Feuchtigkeit und Rostgefahr wurde kein Armierungseisen verwendet. Die neue Mauer wird im Zeitraum 2019 – 2025 erstellt werden und soll einst 23 m höher werden, sofern die noch hängigen Einsprachen abgewehrt werden können. Wenn die neue Mauer einst fertig gebaut ist, wird man an der alten Mauer zwei Durchgänge bohren, sodass das Wasser dazwischen fliessen kann. So erleidet man bei der Stromproduktion keinen Unterbruch. Hätte man nur die alte Mauer saniert, hätte man den See komplett entleeren müssen. Der ganze Rundgang ist mit vielen interessanten Informationstafeln bestückt und Adrian Deuschle gab immer wieder lustige Begebenheiten von sich preis. So hat er einmal eine Dame mit der Seilbahn und mit viel zu langsamer Geschwindigkeit auf die Reise geschickt. Oder ein ausländischer Automobilist folgte ihm unbemerkt in einem Stollen. Das sei doch der Strassentunnel ins Wallis meinte dieser bloss am Tunnelende. Oder in der Gerstenegg wollte man eine alte Deponie renaturieren und die Steine für den Bau der neuen Staumauer verwenden. Es kamen alte Baumaschinen und Förderbänder zum Vorschein, die man nun teuer entsorgen muss.

Nach dem vorzüglichen Mittagessen, serviert vom äusserst freundlichem Personal im Hotel & Restaurant Handeck, ging es zum grossen Parkplatz bei den Handeck-Kraftwerken. Vor der grossen Bergarbeiter-Statue wurde eine weitere Gruppenfoto erstellt.

Das Bergarbeiter-Denkmal aus reinstem Grimsel-Granit

Versehen mit gelber Sicherheitsweste und Audiosystem ging es erneut mit Adrian Deuschle auf einen etwa zweistündigen Rundgang zu den Kraftwerken Handeck 1 (Baujahr 1925), Handeck 2 (Baujahr 1947) und Handeck 2E (Baujahr 2012).

Unterwegs in den unzähligen Stollen der Kraftwerke Oberhasli AG

Auf dieser Zeitreise durch drei Generationen Kraftwerke und durch imposante Stollenlabyrinthe durften wir 100 Jahre Wasserkraft und Pioniergeist erleben. Die Kristallausstellung in einem verwinkelten Stollen zeigte einen weiteren Höhepunkt der Grimselwelt. Die schönsten „Strahlen“, welche bei Sprengarbeiten für den Ersatzbau der neuen Spitallamm Staumauer 2019 gefunden wurden, werden hier den Besuchern zugänglich gemacht.

Bezaubernd und uralt: die Kristalle aus dem Grimsel-Gebiet

Am Schluss des Rundganges bedankte sich Kobi im Namen aller GMS-Teilnehmer ganz herzlich bei Adrian Deuschle für seinen dreifachen und unglaublichen Einsatz an diesem Tage.

Zum Debriefing ging es nochmals in die Gartenwirtschaft des Restaurants Handeck. Die zwei Tage wurden von Kobi Resümee passiert. Eine Wiederholung der Reise sei für 2024 geplant, doch das hänge von der Zugangsbewilligung zum Flugplatz Meiringen ab und die sei schwierig zu bekommen. Auch für nächstes Jahr hat er eine GMS-Reise nach Prag und Dresden geplant mit Schergewicht „Luftwaffe der NVA“. Peter Zbinden, mit über 100 GMS-Reisen eines der treuesten Vereinsmitglieder, dankte Kobi im Namen aller Teilnehmer für die unvergesslichen zwei Tage. Er hätte ihn gerne vom „Alt-Tiger“ zum „Ehren-Tiger“ ernannt. Als kleines Dankeschön überreichte er ihm ein kleines Präsent in Form eines geschliffenen Grimsel-Granitsteins. Es darf wohl nicht übertrieben gesagt werden, dass diese Reise für uns alle unvergesslich bleiben wird.

Auch ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle an Martin Budinsky, der uns wieder sicher nach Hause chauffierte.

 

 


 

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