Im Einsatzraum der ehemaligen Reduit Brigade 24

Inhalt aktualisiert am 25.07.2023
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Reiseleitung: Divisionär (a D) Dominique Juilland

Zwei Reisetage

Erstmalig im Reiseangebot

ZUR BERICHTERSTATTUNG


Thematische Umschreibung


Während des Kalten Krieges spielte das Gebirgsarmeekorps 3 im Verteidigungsdispositiv eine wichtige Rolle. Es deckte das Herz unseres Landes, das im Falle eines Angriff es zäh verteidigt und die drei grossen Alpentransversalen geschützt werden sollten. Die zwei Reisen im 2021 sind eine Fortsetzung der begonnen Serie im Raum des Alpenkorps und sind dem «Sektor MITTE» Geb AK 3 gewidmet. Sie werden im Charakter von Generalstabsreisen durchgeführt. Neben der Beurteilung im Gelände, werden auch ausgewählte militärische Anlagen besucht und kulturelle Leckerbissen sind im Programm integriert. Die Reise führt in den Einsatzraum der ehemaligen Reduit Brigade 24. Es handelt sich im Wesentlichen um den nördlichen Teil der Alpentransversale Gotthard und die Eingägen ins Reduit aus dem Linthebene.

Programm


Erster Reisetag

Individuelle Anreise nach Zürich, Abfahrt 0745 ab Carparkplatz, Sihlquai auf den Etzel. Besuch der dortigen Sperrstelle und Einführung in die Ordre de Bataille und das Dispositiv der Reduitbrigade 24. Anschliessend Weiterfahrt nach Näfels und Studium des dortigen Reduiteingangs. Mittagessen in Glarus. Nachmittags Fahrt ins Muotathal und Besuch des Kommandopostens der einstigen Reduitbrigade 24 in Selgis.  Anschliessend Fahrt nach Altorf Besuch des letzten Kdo Standorts des Geb AK und heutigen “Friedensbüros” der Territorialdivision 3. Ausführungen des SC der Ter Div 3 zur heutigen Aufgabe der dreisprachigen Division, welche mit Ausnahme der Kantone Wallis und Glarus für den gesamten, ehemaligen Korpsraum zuständig ist. Weiterfahrt nach Andermatt. Zimmerbezug, Abendessen im Hotel.

Zweiter Reisetag

Frühstück, Check-out, anschliessend Besichtigung eines Artillerieforts auf der Furka oder auf dem Oberalp. Kaffepause in der historischen Kaserne Altkirch und Kurzreferat über das Kompetenzzentrum Gebirgsdienst der Armee. Fahrt an den Vierwaldtstättersee und Mittagessen im Raum der Axenstrasse. Am Nachmittag Studium der Reduiteingänge im Raum Sattel – Aegeri – Gubel und Besuch der Artilleriefort Halsegg und der Lenkwaffenstellung Gubel. Anschliessend Weiterfahrt über den Sattel nach Zürich. Erwartete Ankunftszeit: 1900 Uhr

Dokumentation


Inhalt aktualisiert am 25.07.2023

Die umfassende Reisedokumentation ist erwerblich. Interessenten wenden sich zur

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Der Reisebericht von Lorenz Degen


Die Reise zum Sektor Mitte des Geb AK 3 gehört zu einer dreiteiligen Serie, die Reiseleiter Dominique Juilland, Divisionär a.D. aus Bolligen, bereits durchführte oder noch durchführen wird. In der Vergangenheit wurde bereits der Raum „West“ besichtigt, nächstes Jahr soll der Raum „Ost“ und damit der Abschluss erfolgen. Einige Wochen vor dieser hier beschrieben Reise führte Dominique Juilland eine Gruppe in den ersten Teil des Raums „Mitte“, der im Tessin lag.

Die zwei Tage für den zweiten Teil galten den Einsatzräumen der ehemaligen Gebirgsdivision 9, der Reduitbrigade 24 und der Festungsbrigade 23 vom Etzelpass bis zur Furka. 24 Teilnehmer hatten sich für diese vielseitige Exkursion angemeldet. Zwei Kleinbusse, einer davon von Reisebüro-Chef Martin Budinsky gesteuert, brachte die Gruppe über die engen Strassen der Innerschweiz bis hoch über das Urserental.

Zwei Besuche beim Verein Schwyzer Festungswerke

Ein erster Besuch galt der Sperrstelle am Etzelpass, wo sich mit dem Verein Schwyzer Festungswerke ein sehr engagierte Freiwilligentruppe um die Erhaltung der Bunkeranlagen bemüht. Mit grossen Karten erklärte Diddi Egger, Chef der Werkgruppen, mögliche Aufmarsch- und Verteidigungs-Szenarien, wobei besonders die Flutung und dadurch bewirkte Versumpfung der Linthebene grosses Interesse der Anwesenden weckte. Der Panzerabwehrbunker und der Maschinengewehrbunker konnten anschliessend besichtigt werden.

Weiter ging die Fahrt ins Glarnerland. Um den ganzen prächtigen Freulerpalast in Näfels zu besichtigen, stand zu wenig Zeit zur Verfügung, doch für die reichhaltige Sammlung von militärischen Exponaten in der umgebauten Scheune reichte es vor der Mittagspause. Im Restaurant Bären in Netstal wurde ein hervorragendes Menu serviert, insbesondere klappte auch die Bedienung äusserst speditiv. Die Geselligkeit kam nicht zu kurz: Neue Bekanntschaften entstanden und alte wurden bei Bier und Wein aufgefrischt.

Über den Pragelpass gelangten die beiden Kleinbusse ins Muotatal, wo etwas ausserhalb des Dorfes der Kommandoposten der Reduitbrigade 24 bestand. Um das Werk «Selgis» kümmert sich ebenfalls der Verein der Schwyzer Festungswerke und zum Erstaunen aller verwandelte sich Reiseteilnehmer und GMS-Mitglied Niklaus Müller plötzlich in einen Museumsführer. Als Mitglied des Vereins hilft er mit, das KP Selgis auch in Zukunft zu erhalten. Beeindruckend waren die Deckenbemalungen in den Speise-, Schlaf- und Arbeitsräumen, die vom Luzerner Künstler Willy Koch angefertigt wurden, der selbst im KP Selgis Dienst leistete.

Weindegustation in Altdorf und gediegene Übernachtung in Andermatt

GMS-Reisechef David Accola begrüsste die Gruppe in Altdorf beim letzten Standort des Geb AK, welches heute als «Friedensbüro» geführt wird. Er orientierte über die Aufgaben und Einsatzräume der Territorialdivision 3, einer dreisprachigen Division. Im Treppenaufgang konnte die «Ahnengalerie» besichtigt werden, eine Reihe von Fotografien der ehemaligen Kommandanten. Das einstige Armeegelände wird heute weitestgehend anderweitig genutzt, unter anderem hat sich die Weinhandlung Gattlen dort niedergelassen. Eine Degustation von speziellen Weinen aus Deutschland und Österreich, zu der reichhaltige Apéroplatten gehörten, erfreute die hungrige und durstige GMS-Gesellschaft. Das Nachtlager wurde im Hotel Radisson Blu in Andermatt bezogen. Das nagelneue Hotel beeindruckte durch sein edles Interieur und seine feine Küche.

Am nächsten Morgen wurde die Fuchsegg beim alten Hotel Galenstock angesteuert. Leider konnte das Artilleriewerk am Furkapass nicht betreten werden, ein freier Gang übers Gelände ermöglichte jedoch das Fotografieren der als Hütten oder Steine getarnten Festungsbestandteile. In der Kaserne Altkirch in Andermatt stellte sich danach das Kompetenzzentrum Gebirgsdienst vor. Auf Wunsch von Teilnehmer Peter Zbinden war es möglich, die nicht öffentlich zugängliche Ausstellung über die Geschichte des Waffenplatzes Andermatt mit ihren zahlreichen historischen Fotografien und Gegenständen des Bergsteigens und der Bergrettung zu besichtigen, was sich sehr lohnte.

Ein Museum für General Dufour

Im Restaurant Eden in Sisikon wurde ein sehr gutes Mittagessen eingenommen, auch dieses Restaurant empfiehlt sich für eine Einkehr bei anderer Gelegenheit. Bei einsetzendem Regen im Raum Schwyz kämpften sich die Kleinbusse die lange, schier nicht enden wollende Bergstrasse von Oberägeri zum Artilleriewerk Halsegg hoch. Dort befinden sich zwei Monoblocks, welche als Testbauten für die späteren Bison-Kanonen dienten. In einem der beiden Monoblocks wurde ein «Dufour»-Museum eingerichtet, welches an das Leben des verdienstvollen Generals aus dem Sonderbundskrieg erinnert. Der andere Monoblock wurde in seiner Ausgestaltung belassen und dient als Zeugnis der letzten Epoche des Schweizer Festungsbaus zu Ende des Kalten Krieges. Darin befindet sich ein Reserve-Geschütz der ehemaligen Festung Isleten am Urnersee.

Die letzte Etappe der Zweitagesreise führte zur ehemaligen Bloodhound-Stellung auf den Gubel, die von der Militärhistorischen Stiftung des Kantons Zug betreut wird. Die vier Lenkwaffen der Gruppe Nord zur Fliegerabwehr sind die letzten ihrer Art, die bei ihrer Ausserbetriebsetzung 1999 unter Denkmalschutz gestellt wurden. Ein Schuss wurde auf dem weitläufigen Gelände nie abgefeuert, wie auf der detailreichen Führung zu erfahren war. Auf dem Parkplatz Sihlquai endete anschliessend die Reise 09-2021 am frühen Abend.

Dank und Würdigung

Dominik Juilland hat ein umfangreiches Programm zusammengestellt, wofür ihm Dank und Anerkennung gebührt. Mit seinen fachkundigen Erklärungen zur terrestrischen Verteidigung des Gebirges sowie mit den beiden umfangreichen Dokumentationen erweiterte er den Wissenshorizont der Teilnehmer. Die Fortsetzung im Raum Ost im Sommer 2021 schliesst den Kreis dieser sehr interessanten Betrachtungen zur Militärgeografie des schweizerischen Alpenraums.