15 Kilometer vom Rhein bis ins Mittelland

Inhalt aktualisiert am 20.09.2023
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ZUM REISEBERICHT


Reiseleitung: Andreas Bölsterli

Ein Exkursionstag

Neu aufgelegte Tagesexkursion


Thematische Umschreibung


Die Grenzbrigaden zeichneten sich noch im Kalten Krieg dadurch aus, dass die Kampfvorbereitungen und die Dispositive bis auf unterste Stufe vorbereitet waren und im Rahmen der damaligen Ergänzungskurse auch immer wieder im Rahmen von grossen Übungen bezogen worden sind. Stichworte für die Grenzbrigade 5 dazu sind die berühmten «Feuer- und Vogel-Übungen»: «Feuervogel», «Kondor», Habicht», «Feuerzange» und weitere.

Die Ernsthaftigkeit der Vorbereitungen und das Wissen um die Stärke des Geländes war für die Grenzbrigade 5 entscheidend, weil der kürzeste Weg vom Rhein ins Mittelland durch massiv befestigtes Gelände im unteren Aaretal führte und man sich im Brigadestab um die Bedeutung dieser Achse sehr wohl bewusst war – vom Rhein sind es nur gerade 15 km und man ist im Birrfeld an der wichtigsten Ost-West Achse der Schweiz.

Im Rahmen der Reise geht es nicht nur um die Besichtigungen von Kampf- und Führungsbauten die im Kalten Krieg auch genutzt worden sind, sondern eben auch um das Gelände und dessen Beurteilung aber auch um Anekdoten und Reminiszenzen aus dem Stab der Grenzbrigade 5, erzählt von Zeitzeugen in der seit 2021 wieder Instand gestellten Führungsanlage in Wallbach.

Reiseprogramm


Die Exkursion startet in Zürich und führt durch das Wehntal und das Surbtal an die Aare, gewissermassen entlang des Tangentialstosses, der im Kalten Krieg an Bedeutung gewann, in die Nordbedrohung durch das untere Aaretal. Im Raum der Grenzbrigade 5 waren 4 Regimenter (3 Landwehr, 1 Auszugsregiment) eingesetzt. Im Rahmen der Reise folgen wir den Haupthindernissen entlang der Aare, besichtigen eine Sperrstelle, die noch kurz vor dem Mauerfall aufgerüstet wurde, sowie einen Kommandoposten Stufe Regiment der auch in den letzten Jahren des Kalten Krieges erstellt worden ist. Das Mittagessen nehmen wir in einer der damaligen «Brigadebeizen» ein, um dann zum Schluss noch den Kommandoposten der Grenzbrigade 5 zu besuchen. Er wurde durch unzählige Arbeitsstunden wieder in den Zustand versetzt, wie er vom Brigadestab bis zur Auflösung der Grenzbrigade 5 im Jahre 1994 genutzt worden ist. Rückkehr nach Zürich am späten Nachmittag.

Bestellung Reisedokumentation


Die Reisedokumentation ist erwerblich. Interessenten wenden sich zur

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Der Reisebericht von Rudolf Küng


Es war ein strahlender Herbstmorgen, als uns der Reiseleiter, Div (a D) Andreas Bölsterli, in Zürich begrüsste. Dann chauffierte der bewährte Martin Budinsky uns 32 Teilnehmer (oder waren es doch 33? Die Frage blieb lange ungeklärt) Limmatabwärts in den Raum Wasserschloss – Birrfeld. Während der Fahrt durch das Limmattal in Richtung Baden kam der Reiseleiter auf die neuesten militärischen Entwicklungen zu sprechen. Die Armeeführung hat ihre Schlüsse daraus gezogen, ihre Lagebeurteilung formuliert und ihre Postulate angemeldet. Wir werden sehen, was die Politik nach den kommenden Wahlen daraus macht und hoffen inzwischen das Beste.

Weiter ging es durch den Raum der F Div 5 und das Höhtal hinauf. Das Gelände ist heute sehr viel stärker überbaut als zur Zeit des Kalten Krieges, was für die aktuelle Planung wichtig ist. Ein erster Halt erfolgte bei Freienwil im Raum des Inf Rgt 16, wo wir Gelegenheit zu einer Geländebeurteilung hatten. Ein strategischer Überfall auf den Flughafen Zürich mit einem anschliessenden Tangentialstoss ins Aaretal und weiter nach Frankreich galt im Kalten Krieg als ernsthafte Bedrohung. Die Gz Br 5 war deshalb auf relativ kleinem Raum mit sehr vielen Mitteln ausgestattet, was sie zur stärksten aller Gz Br machte.

Wir fuhren weiter nach Lengnau und Endingen, ein Gebiet, das heute ebenfalls stark industrialisiert und entsprechend wenig panzergängig ist. In Endingen besichtigten wir den ehemals stark ausgebauten Stützpunkt am Ufer der Surb. Dann ging es via Tegerfelden und Döttingen über die Aare in den Raum Brugg. Hier liegt das eigentliche Schlüsselgelände der Gz Br 5. Es bestand die Absicht, beidseits des Aarelaufs den Kampf möglichst autonom zu führen. Böttstein mit seinen zahlreichen Sprengobjekten war ein ausserordentlich starkes Gelände und für Panzer kaum passierbar. Im Vorbeifahren erkannten wir auch einige alte Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg.

Weiter über Villigen nach Rüfenacht/Rein. Bei der Kirche Rein war ein Beobachtungs-posten eingerichtet, und auch wir genossen den weiten Ausblick über die Landschaft. Militärisch ist es Gelände, emotional ist es Heimat. Durch das Artilleriewerk Rein gelangten wir zu einem von zwei Centurion-Bunkern in unmittelbarer Nähe, der durch das Festungsmuseum Full-Reuenthal unterhalten wird. In diese Anlage war früher auch ein Materialdepot der P 26 integriert.

Für die Mittagspause begaben wir uns nach Remigen zum Weingut Hartmann. Zwischen Aperitif und Mittagessen gab uns der Reiseleiter einen Gesamtüberblick über die Gz Br 5.

Im Falle einer Nord- oder Nordostbedrohung bildet das Wasserschloss die Eingangspforte ins Mittelland. Der Rhein ist für einen terrestrischen Angreifer ein starkes Hindernis. Das anschliessende Gelände ist ebenfalls stark und wenig panzergängig, liegt aber gegen Norden am Vorderhang. Es wurde durch Hindernisse, Sperrstellen und Sprengobjekte massiv verstärkt, und der Brigade wurden zahlreiche Truppenkörper zusätzlich unterstellt. Die Gz Br 5 hatte als operativer Sperrverband den Hauptauftrag, mit Schwergewicht am Rhein einen Stoss ins Wasserschloss zu verhindern. In den letzten Jahrzehnten haben sich die Geländeverhältnisse durch die zunehmende Überbauung und die A 3 stark verändert.

Erste Station am Nachmittag war das Plateau von Bözberg, ein potentielles Luftlande-gebiet. Von Vierlinden aus hatten wir den Überblick über das Wasserschloss, das Herzstück der Brigade. Ebenfalls in der Gemeinde Bözberg liegt die Feuerleitstelle der Brigade, wo das gesamte Art und Mw Feuer koordiniert wurde. Die Anlage war ursprünglich als San Hist erstellt worden, was den eher schwachen baulichen Schutz erklärt. Sie wurde durch das Festungsmuseum Full-Reuenthal mit allen Funk- und Drahtverbindungen wieder vollständig eingerichtet (mit Ausnahme der Toiletten, was auch gut ist zu wissen). Dann ging es weiter zum KP Inf Rgt 89. Die Anlage stammt aus dem Jahr 1988, ist ebenfalls voll betriebsfähig und war als Ersatz-KP der F Div 5 vorgesehen.

Zum Abschluss besuchten wir den Brigade-KP in Wallbach. Dieser war im Zuge der neuen Armeeorganisation im Jahre 1995 vollständig und gründlich ausgeräumt und zu-betoniert worden. 2016 erwarb das Festungsmuseum Full-Reuenthal die Anlage und restaurierte sie in jahrelanger Arbeit mit enormem Aufwand. Heute ist der KP so präsentabel wie ehemals, und alles funktioniert wieder. Die räumlichen Verhältnisse sind etwas eng, aber das war immer so. Als Einstieg wurde uns ein Film über die Brigade vorgeführt. Im Anschluss erläuterte uns Andreas Bölsterli die Stabsorganisation und die Stabsarbeit. Als Zeitzeuge war er in der Lage, seine Schilderung mit zahlreichen Anekdoten aus dem Brigadestab anzureichern. Was er hervorhob, war die Ernsthaftigkeit, mit der auf allen Stufen, auch bei der Truppe, gearbeitet wurde.

Damit endete ein interessanter, lehrreicher Tag. Ein herzlicher Dank geht an alle, die dazu einen Beitrag geleistet haben.

 

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