Dübendorf – Pilatus – Emmen

Inhalt aktualisiert am 25.07.2023
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Reiseleitung: Oberst (a D) Jürg Kobert

Drei Reisetage

Erstmalig im Reiseangebot

ZUR BERICHTERSTATTUNG


 

Thematische Umschreibung


Die militärische Nachrichtenbeschaffung unterliegt einer steten, technologischen Weiterentwicklung. Während Grundlagen erster Nachrichten vor über 100 Jahren aus einem Fesselballon, bald darauf von flugzeuggestützten Bordfotografen und später von schnell und tief fliegenden Mirage Aufklärern beschafft wurden, basieren wir heute sowohl im militärischen als auch zivilen Bereich tagtäglich auf satellitengestützten Datenmengen. Die Luftwaffe verfügt heute über das FLIR-System (Super-Puma) und führt das Drohnen System ADS-15 ein. Bis zum Reisedatum ist bestimmt auch der Typenentscheid des neuen Kampfflugzeuges gefällt. Uns interessiert das mögliche neue Aufklärungspotenzial. Der Luftpolizeidienst Schweiz (LP24) findet seit Ende 2020 rund um die Uhr an 365 Tagen mit zwei bewaffneten Kampfjets statt. Diese Wahrung der Lufthoheit besteht aus passiven (Luftraumüberwachung) und aktiven (Interventionen) Luftpolizeimassnahmen.

Der Reiseleiter war langjähriger Jet-Pilot und stand nicht nur als Luftpolizist sondern auch als Aufklärer auf dem Mirage III RS im Einsatz. Er wird sowohl die Vergangenheit aber auch die gegenwärtige Situation beleuchten. Die beiden Themen (Luftaufklärung und Luftpolizeidienst) sind thematisch derart umfassend, dass wir zur gesamtheitlichen Erfassung der Aufgaben der damit betrauten Spezialisten drei Reisetage aufwenden.

Programm


Erster Reisetag

Individuelle Anreise nach Dübendorf. Besuch des Flieger Flab Museums auf dem Flugplatz. Am Vormittag Museumsführung durch zwei Piloten, welche einen Teil der Pionierzeit unserer Militärfliegerei noch selber miterlebt haben. Mittagessen im Museumsrestaurant Holding. Am Nachmittag Luftaufklärung einst Themen: Vom Ballon bis zum Venom, Mirage Aufklärer; Ausrüstung und Einsatzdoktrin, Aufklärerverband; Stützpunkte und Fliegerstaffeln, Aufklärungsresultate und Erlebnisberichte.

Hotelbezug in Dübendorf und Nachtessen mit ehemaligen Aufklärerpiloten am gemeinsamen Tisch. Übernachtung.

Zweiter Reisetag

Frühstück im Hotel. Vortrag FLIR-Superpuma beim Lufttransportgeschwader 3 im ehemaligen Ueberwachungsgeschwader Gebäude. Besichtigung FLIR Hardware (Heli + System) auf dem Flugplatz Dübendorf. Mittagessen im Restaurant Hangar 11 (Kantine des «Nervenzentrums» der Luftwaffe und Skyguide) Besuch des Operationszentrums der Luftwaffe und Vortrag Luftpolizeidienst 24. Busfahrt nach Kriens und mit der Seilbahn auf den Pilatus schweben. Nachtessen und Übernachtung im Pilatus Kulm Hotel (2132 m ü. M.).

Dritter Reisetag

Frühstück. Ausführungen zur Beschaffung des Luftlagebildes. Talfahrt nach Alpnach mit der neuen Bahn (steilste Zahnradbahn der Welt). Busverschiebung nach Emmen. Mittagessen im Restaurant der Flab Kaserne. Besuch des Drohnenkommando 84 auf dem Militärflugplatz Emmen. Ausführungen zum Projekt ADS 15 und der Zukunft unserer Luftaufklärung.

Reisedokumentation


Die Reisedokumentation ist erwerblich. Interessenten wenden sich zur

BESTELLUNG AN UNSEREN BÜCHERDIENST


Der Reisebericht von Dr. Urs Wildhaber


Erster Tag, Dienstag, 19. Oktober 2021

Die ersten Teilnehmer werden am Bahnhof Dübendorf (Nordseite) von Martin Budinsky, Chef des GMS-Reisbüros und gleichzeitig unser Chauffeur während der nächsten Tage begrüsst und auf Vorhandensein des Covid-Zertifikates geprüft.

Fahrt zum Fliegermuseum, wo auch die Auto-Ankömmlinge warten. Die nun vollzählige Gruppe wird vom Reiseleiter Oberst (a D) Jürg Kobert begrüsst und über die Umgangs-Usanz beim Fliegerkorps orientiert. Beispielsweise, dass man sich a) generell duzt und b) einen Zunahmen verwendet, bei ihm also „Kobi“. Der Autor erhält die Erlaubnis, dennoch bei der Nennung allen Fliegern lediglich Grad, Vorname und Name zu verwenden, weil er die eigentlich symphatischen „Nick-Names“ sicher nicht behalten könne!

In Gruppen aufgeteilt besuchen wir Halle 1 mit Oberst (a D) Rudolf „Tützi“ Wicki: Der langjährige GMS-Reiseleiter orientiert über die Geschichte der Luftaufklärung von den Ballonfahrern (ab 1900 erste RS), über den Kauf von Land in Dübendorf, die Entwicklung der Flieger bis 1939 mit Bewaffnung der Flieger mit Mgs und den 1940 erfolgten Kauf von 109 Messerschmitts durch Bundesrat Minger zu Fr. 400,000.–/Exemplar sowie 149 Flugzeugen C36 und  Moranes (einer Eigenproduktion in Lizenz),  1948 : Mustangs zum Schnäppchenpreis von 4000 USD das Stück. Von Zahlen- und Preisvergleichen sei bitte abzusehen…

In der Halle 2 führt Jürg Kobert durch Jet-Zeitalter: Für die Luftwaffe begann dieses 1946 durch die Beschaffung von vier Vampire Mk 1. 1955 Erstflug, dann Probeflüge mit der Eigenentwicklung des FFA-P 16 (FFA: Flug- und Fahrzeugwerke Altenrhein). Zwei Abstürze mit den Piloten Hans Häfliger und Jean Brunner beendeten das ambitionierte Projekt zur Einführung eines Erdkampfflugzeugs „made in Switzerland“. Der politische Druck führte 1958 dazu, den Auftrag über 100 bestellte  P-16 zu stornieren, nachdem 1957 die Beschaffung von 100 Huntern (mit einer Auslieferungszeit von vier Monaten.) beauftragt wurde. Später sollten nochmals 52 Exemplare des bewährten Flugzeugs dazukommen, so dass die Hunter-Flotte der Luftwaffe mit den ach zweisitzigen Schulungs-Jets 160 Exemplare umfasste.

„Kobi“ erzählt von selbst erlebtem «Einsatz» seines Schleudersitzes mit allen interessanten und detaillierten Phasen bis zu seiner Rettung!

Mittagessen im Museumsrestaurant «Holding»: 20 mm Fleischkügeli  –  Kartoffelsalat und Rosenkohl ca. 25 mm

Am Nachmittag folgen zwei überaus interessante Vorträge über die Geschichte der Luftaufklärung durch den Reiseleiter und zur Luftaufklärung während es Kalten Krieges durch Oberst (a D) Hanspeter Ruckli.

Die nächsten zwei Programmpunkte fänden stilmässig im Log-Buch eines Fliegers etwa die nachfolgenden Einträge: Anschliessend: Zimmerbezug Hotel Sonnental Dübendorf, etwas weit vom Flugplatz, aber topmoderne Zimmer. Abendessen: zurück zum Flieger Flab Museum, ohne beso Vorkommnisse! Dann: Flug im Mirage-Simulator von einigen Freiwilligen; mit grosser Unterstützung des Fluglehrers Hanspeter Ruckli.

Zweiter Tag, Mittwoch, 20. Oktober 2021

Start im Gebäude des ehemaligen Ueberwachungsgeschwaders (UeG) mit dem Vortrag von Oberst (a D) Bruno Morgenthaler, ein Ueg-Pilot aus Ueberzeugung und Freude! Gegründet wurde da Geschwader 1941, am 11. August mit einem Bestand von ach Offizieren mit allseits bekannten Aufgaben. Dann folgten alle die interessanten und unterhaltsamen Ausführungen aus dem Mund des letzten Kdt des legendären UeG. Keine Zeit mehr zum Mitschreiben, man muss dabei gewesen sein.

Anschliessend: Einführung in die FLIR-Technologie. Forward Looking Infra Red; (so heisst das faszinierende Ding, wenn man es nicht abkürzen will) durch Oberst i Gst Christian „Stechi“ Escher. Diese Technologie – eigentlich ist es ja lediglich eine spezielle Kamera –  wird in der Luftwaffe ab einem Super Puma, dem sogenannten FLIR-Heli eingesetzt, der während des ganzen Jahres in einer erhöhten Bereitschaft für Einsätze on alert ist.

Armeeseitig steht natürlich die luftgestützte Nachrichtenbeschaffung im vordergrund. Die Technologie lässt sich aber sehr vielseitig nutzen. Sei es zur Unterstützung von polizeilichen Suchflügen, oftmals auch nach Aufgebot durch die rega. oder zu Grenzkontrollflügen in Zusammenarbeit mit dem GWK. Im Rahmen subsidiärer Sicherungseinsätze (Konferenzschutz) wird FLIR nachts immer wieder eingesetzt, und bei Waldbränden dedektieren die Wärmesensoren oftmals bei Tag noch letzte Glutnester, die es gezielt zu bekämpfen gilt. Eschers Vortrag war begleitet von zahlreichen Video-Einspielungen, die den Mehrwert und die Einsatzmöglichkeiten verständlich veranschaulichten.

Nach vielen Leistungsbytes. Megabits und Screen-Views war es an der Zeit, wieder etwas in die Finger zu bekommen! Der Effektor – oder verständlicher: eben der Super Puma war dazu gross genug! Detaillierte Erklärungen über die Funktionsweise aller Spezialitäten der Sensoren – der Kamera eben, war Herumklettern in dieser eindrücklichen Maschine gestattet. Ausnahme im Cockpit: dort hatte es zu viele Schalter und Knöpfe die auch gestandene Semester zum „Umegvätterle“ verleiten könnten.

Mittagessen im Restaurant „Hangar 11“, der Kantine des «Nervenzentrums» der Luftwaffe und der Skyguide.

Am Nachmittag Vortrag von Oberst Roland Gabriel (Rufname «Gabi», ein „Nickname“ den man eher behalten kann) zum Thema: Wahrung der Lufthoheit, Luftpolizeidienst und Luftverteidigung als Vorbereitung des nächsten Programmpunkts. Dem Besuch des AOC (Air Operations Center) oder nicht neudeutsch: der Einsatzzentrale der Luftwaffe mit viel, sehr viel Elektronik.

Frage des Autors: „Wozu braucht man ein riesengrosses Megaphon“ (unter einem Pult gesichtet)? Antwort Kobi: „keine Ahnung!“ Gabi: „zum Rauschmeissen Aller im Brandfall, Kobi hat eine lautere Stimme als ich!“

Weiter im Log-Buch-Stil:

Busfahrt nach Kriens ohne beso Vorkommnisse mit anschliessender Gondel- und Seilbahnfahrt auf den Pilatus. Hervorragendes Abendessen. Vor dem Dessert: Extra «eingeflogen» Oberst (a D) Rudolf Wicki.

Thematisch „out of the box“ führt Tützi auf seinem Krienser Hausberg in die Vorzüge des, vom Bundesrat auserkorenen NKF ein. Eine eindrückliche Darstellung des F-35A mit vielen Details über Ausrüstung und Kampfkraft mündet im berechtigt eindringlichen Apell an alle, bei der zu erwartenden Abstimmung im Freundes- und Bekanntenkreis zu orientieren und zu werben!

Gemütlicher Schlummertrunk mit Betrachtung des Vollmondes!

Argumente über die Vorzüge des F-35A, in welchem der Testpilot das Flugzeug und die Fähigkeiten erläutert finden Sie hier: Ist was für Technik-Fans …

Dritter Tag, Donnerstag, 21. Oktober 2021

Nebel, teilweise Regen auf dem Pilatus, ergo entällt der Rundgang auf dem Pilatus! Ein informativer Vortrag von Martin Bissig, dem Chef der MRS 2 (Militärische Radar Station), dem zentralschweizter Sensor des FLORAKO-Systems (Das Akronym steht heute für Florida Radarersatz Radarluftlagesystem Kommunikationssystem). Die vier Standorte der Radar-Anlagen sind bekannt (man findet sie auf Wikipedia), das Leistungsvermögen und damit verbundene, technische Details aber klassfiziert. So konnte dann auch ein Besuchsbewilligung des Anlageinnern – trotz persönlichem und wiederholtem Antrag beim Chef der Armee – nicht erwirkt werden. „Kenntnis nur wenn nötig“ gilt halt immer noch und das ist wohl auch richtig so … Was wir dennoch in Erfahrung bringen konnten: Ziel der Anlage: Führungsunterstützung mit möglichst viele Daten an Empfänger (mil und zivil) rund um die Uhr. Besatzung: 12 Mann; derzeit im Umbau.

Anschliessend erzählt „Kobi“ aus seiner Zeit als Staffelkdt. Gespickt mit vielen Ereignissen und fliegerischen Details lässt er ins Fliegerleben eintauchen und erlklärt, warum der Kdt nicht vorne als Führer fliegt, sondern sondern seine Staffelpiloten von hinten ‘schubst’. Für Zugführer und Einheitskommandanten der „Erdarmee“ etwas schwer vorstellbar, luftkampf- taktisch aber wohl sinngebend.

Im Log-Buch-Stile: Talfahrt nach Alpnach mit der steilsten Zahnradbahn der Welt, Dauer ca. 40 Minuten, Wolkenunterdecke bei Station Aemsigen, 1360 m ü.M. Verschiebung mit dem Bus nach Emmen. Mittagessen im Restaurant der Flab Kaserne, was als hohe Ehre empfunden werden darf, nachdem dort gemeinhin nur Offiziere zu essen pflegen.

Nachmittags orientiert Oberst i Gst Manuel  „Manu“ Dubs, ehemaliger Falschirmaufklärer und heute  Kommandant des Drohnen Kommandos 84 über die allgemeinen Aufgaben im Rahmen des Einsatzes von UAV (unmanned aerial vehicle) um auch hier hervorzuheben, dass dieser Bereich des Air-Business ein fremsprachiges Geschäft ist. Im Zentrum steht der militärische Bedarf nach Luftbildern in Echtzeit, was sich aber natürlich auch zivil nutzen lässt. Das System wird mit Miliz- und Profi-Operateuren vom Boden aus gesteuert. Auch die Auswertung erfolgt durch beide Komponenten. Der Einsatz von Drohnen ist für die Armee zwar nicht neu – das erste System (ADS RANGER 95) – war lange operationell, aber die neue Generation will verstanden werden. Der Handrasenmäher (so in entwa der Ton der ADS 95) hat auch im Garten längst ausgedient; dort mäht der Roboter oder mindestens das elektrobetriebene High-tech-Gerät. Ensprechend gleicht das Dro Kdo heute eher einem Kompetenzzentrum für militärische „Grossdrohnen“. Die „Kleinen“ fliegen längst unkontrolliert überall gerum und liefern grossartige Produkte. Die Infanterie nutzt die Dinger zur Aufklärung von Angriffszielen auf gefechtstechnischer Ebene, die Polizei zur Aufnahme von Schadenplätzen und Unfallstellen, die Heger unter den Jägern zur Detektion von Rehkitzen vor dem ersten bäuerlichen Schnitt von Wiesen zur Setzzeit … Das Ganze ist in Bewegung!

Das ADS 95 wurde uns vorgeführt, das Nachfolgesystem Hermes aus Israel (ADS 15) wurde noch nicht ausgeliefert. Die Simulatoren dieses Fluggeräts mit einer Spannweite von 17 Metern, 9 dieser in der Länge und einer Höhe von …? vermittelten einerseits, dass sich hier nicht um ein Modellflugzeug handelt aber auch, dass das Leistungsvermögen schon eindrücklich sein wird. Die in extenso präsentierten Ausführungen über Einsatz, Technik und alles Weitere werden mit sinkender Aufnahmefähigkeit nur noch teilweise memoriert!

Zusammenfassend gipfelte die Luftwaffenexkursion 2021 zur Luftaufklärung in einem klaren Votum, dass zwar dringender Nachholbedarf besteht, gleichzeitig aber mit den anstehenden Beschaffungen diesem entsprochen wird. „Mit Ausserdienststellung der Mirage haben wir das Potenzial um 80% eingeschränkt, mit Einführung des ADS 15 und dem F-35A werden wir dieses wieder auf weit über 130% erhöhen!“

Der Dank gilt dem bestens vorbereiteten Oberst (a D) Jürg Kobert für seine kompetente und freundschaftliche Leitung in allen Belangen. Sein Wissen, sein Netzwerk und seine Erfahrungen als Pilot und Mensch haben uns alle sehr beeindruckt. Ein grosses «Merci Kobi»!

 

Die Bildergalerie von Urs Sandfuchs und Jürg „Kobi“ Kobert