Ein tierisch interessanter Tag

Inhalt aktualisiert am 31.03.2022
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DER REISEBERICHT


Reiseleitung: Oberst (a D) Hanns Stauffer

Ein Exkursionstag

Erstmalig im Reiseangebot


Thematische Umschreibung


Bis ins 19. Jahrhundert wurde die Tiermedizin nebenamtlich von Bauern, Metzgern, Hufschmieden und Wasenmeistern ausgeübt. Tierseuchenbekämpfung war hauptsächlich eine Angelegenheit von medizinischen und behördlichen Instanzen, z.B. den Sanitätsräten. Tiermedizin als Wissenschaft und als Schule – jedoch lange noch ohne Hochschulstatus – kam in Europa erst mit den pandemischen Seuchen und dem grossen Pferdebedarf der Armeen im 18. Jahrhundert auf. In der Schweiz entstanden die ersten Lehranstalten 1805 in Bern und 1820 in Zürich.

Die Reiseteilnehmer erhalten Einblick in 200 Jahre Geschichte des Pferdes in der Armee und damit verbunden der Pferdärzte und dem Wandel ihrer Aufgaben.

Programm


Individuelle Anreise nach Bern.

0900 Abfahrt ab Bahnhof Bern mit Car nach Sand-Schönbühl, Kompetenzzentrum Veterinärdienst  und Armeetiere. 0915 Begrüssung durch den Kommandanten des Kompetenzzentrum Veterinärdienst und Armeetiere. Anschliessend Reerat zum Thema «vom Pfaz zum Veterinäroffizier». Ausführungen zum aktuellen Einsatzverfahren und die heutige Ausbildung der Armeetiere und deren Führer und Pfleger.

1230 Fahrt nach Bern. Mittagessen in der Stadt.

Nachmittags:  Präsentation der Berner Dragoner und Referat zur Ausbildung der Armeepferde gestern und heute. Besuch der Geschirr- und Wagensammlung der ehemaligen Eidgenössischen Militrärpferdeanstalt (EMPFA) unter Führung deren langjährigem Betriebsleiter.

1700  Schlusstrunk und Verabschiedung. Transport zum Bahnhof Bern.  Individuelle Heimreise.

Dokumentation


Die umfassende Reisedokumentation ist erwerblich. Interessenten wenden sich zur

BESTELLUNG AN UNSEREN BÜCHERDIENST

Der Reisebericht


Von Armeepferden und ihren Ärzten

Unter diesem Titel versprach die Dokumentation von Reiseleiter Hans Stauffer für den 17. Juli 2021

« Einen tierisch interessanten Tag»

Reisebericht von Irmgard Züger-Näf, Robin Näf cand. med. vet. und Peter Zbinden

Treffpunkt für diese Eintagesreise war der Meeting Point im Bahnhof Bern. Nach kurzer Verschiebung zu Fuss auf den Busparkplatz Schützenmatte fuhren wir mit unserem bewährten Busfahrer Martin Budinsky nach Sand-Schönbühl zum Kompetenzzentrum Veterinärdienst und Armeetiere.

Die Begrüssung der Teilnehmenden erfolgte durch den Kdt Stv Komp Z D A Tiere, Oberstlt Ralph Lutz. Sogleich ging es zum Demonstrationsplatz, wo uns die Ausbildung und der Einsatz des Hundes vorgeführt wurde.

Während der für die Hundeausbildung zuständige Chefadjutant erklärte, wie die Miliz-Militärhundeausbildung abläuft, zeigten uns zwei Ausbildnerinnen und ein Ausbildner wie das bei Hunden, welche die Ausbildung bereits abgeschlossen haben, aussieht. Die Hunde werden entweder zu Rettungshunden oder zu Schutzhunden ausgebildet. Uns wurde die Unterwerfung, das Detachieren, das Verbellen und der Angriff auf ein Gegenüber mit feindlichen Absichten demonstriert. Zum Abschluss führte eine Ausbildnerin mit ihrem Hund auch den Objektschutz vor, dies aber mehr zu Demonstrationszwecken, da dies nicht zur Grundausbildung eines Militärhundes gehört.

Anschliessend erfolgte das Referat im Theoriesaal des Zentrums von Oberst a D Jürg Eberle zur Geschichte des Veterinärdienstes in der Armee unter dem Titel:

«Der Pferdarzt in der Schweizer Armee im Wandel der Zeit».

Bestand der Armeepferde von 1900 bis heute:

Die Formationen und der Personalbedarf im Veterinärdienst hingen im 19. und bis weit ins 20. Jahrhundert von Pferdebeständen der Armee ab. Vor 1900 verfügte die Armee über rund 20`000 Pferde. Die Truppenordnung von 1911 sah einen Bestand von 40`000 Pferden vor, der während des Ersten Weltkrieges bis zu 50`000 Pferden anstieg. Nach der Truppenordnung von 1924 waren 66`000 Pferde in der Armee vorgesehen.

Alle Truppengattungen – ausser der Flieger- und Flabtruppen sowie die Motortransportformationen – verfügten während des Zweiten Weltkrieges über Pferde. Damit wuchs der Pferdebestand auf 140`000 an. Sofern es die Situation erlaubte, wurde die in den Dörfern einquartierte Truppe mit ihren Pferden der Landwirtschaft für die Feldarbeit zur Verfügung gestellt. Denn die Landwirte selbst waren ja während des Zweiten Weltkrieges ebenfalls im Dienst.

Der erste grosse Rückgang der Anzahl von Armeepferden erfolgte nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Truppenordnung 1951 infolge der Motorisierung von verschiedenen Truppengattungen insbesondere der Artillerie. Diese Armeereform sah noch 17`000 Pferde vor. Mit der Abschaffung der Kavallerie – die nach einem engagierten politischen Kampf – 1972 beschlossen wurde, war der Sollbestand der Armeepferde bei 7`000 angelangt. So ging es kontinuierlich weiter bis heute. Mit der Weiterentwicklung der Armee (WEA) verfügt die Armee noch über drei Trainkolonnen und eine Veterinärkompagnie.

Entwicklung des Veterinärdienstes

Im Gleichschritt mit der Zu- und Abnahme der Anzahl Armeepferde während den vergangenen fast 200 Jahren entwickelte sich auch der Veterinärdienst und damit die Ausbildung und Anzahl der Veterinäroffiziere in der Armee. In der Militärorganisation von 1874 werden die Veterinäroffiziere als Unterabteilung der Sanitätstruppen aufgeführt. Der Oberpferdarzt als Chef der Veterinäroffiziere unterstand direkt dem Departementschef EMD. Mit der Militärorganisation 1907 entstand für die Veterinäroffiziere und die Hufschmiede eine eigene Truppengattung. Bereits 1911 wurde mit der Zunahme der Anzahl Pferde in der Truppenordnung innerhalb des Armeestabes eine eigene Sektion für das Veterinärwesens mit einem Pferdarzt an der Spitze gebildet.

In der Truppenordnung 1938 waren infolge der Zunahme der Anzahl Armeepferde je eine Pferdesammelstelle für die Divisionen 1 bis 9 und die Gebirgsbrigaden 10, 11 und 12 sowie für die drei Armeekorps vorgesehen. Dazu kamen 30 Pferdekuranstalten, die sich aber im Laufe des Zweiten Weltkrieges auf deren neun reduzierte. Für den Betrieb des Veterinärdienstes in dieser Truppenordnung waren 530 Veterinäroffiziere vorgesehen. 50 Stellen konnten aber zu Beginn nicht besetzt werden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt 1950 mit der Wiedereinführung der Militärhunde der Veterinärdienst eine weitere Aufgabe. Für die Rehabilitierung des Hundewesens mag auch eine Äusserung von Feldmarschall Montgomery gesorgt haben. Er sagte: «Gestützt auf meine Kriegserfahrung ersetzen ein halbes Dutzend gut dressierte Kriegshunde eine ganze Kompagnie Soldaten im Wachtdienst». So wurden Lawinen-, Wacht- und Sanitätshunde ausgebildet und eingeführt.

Mit der Truppenordnung 1961 kam der Veterinärdienst zum Höhepunkt seit seinem Bestehen. So wurden sieben Veterinärabteilungen gebildet und die Truppengattung der Veterinärtruppen wurde wieder eingeführt. Aber bereits 1972 mit der Abschaffung der Kavallerie wurden vier der sieben Veterinärabteilungen aufgelöst. Mit der Armeereform XXI fand mit der Schaffung des im Sand Schönbühl angesiedelten Kompetenzzentrums Veterinärdienst und Armeetiere die letzte Reform statt.

Militärhufschmiede

Bereits im Militärreglement von 1817 findet man erstmals Angaben über den Hufschmied. Wegen des grossen Bedarfs an Hufschmieden in der Armee infolge der Zunahme der Anzahl Armeepferde im Laufe der Zeit waren die zivile und die militärische Fachausbildung immer eng miteinander verbunden.

Heute absolviert der Schmiedelehrling seine zivile Berufsausbildung bei der AM Suisse. Im dritten Lehrjahr besucht er als überbetrieblicher Kurs III den Fachkurs für angehende Hufschmiede im Sand. Nach Abschluss der Lehre absolvieren die als Militärhufschmiede ausgehoben Rekruten ihre RS im Kompetenzzentrum Veterinärdienst und Armeetiere.

So wie die Anzahl der Veterinärärzte während der Zeit von 1900 bis heute mit der Anzahl der Armeepferde zu- resp. wieder abnahmen erging es auch den Hufschmieden.

Die heutige Ausbildung zum Veterinärarztoffizier (Vet Az Of)

 Es gibt zwei Wege Veterinärarztoffizier zu werden. Das Modell 1 sieht vor dem Studium der Veterinärmedizin eine RS, dies idealerweise bereits im Kompetenzzentrum Veterinärdienst und Armeetiere, vor. Der angehende Vet Az Of ist anschliessend während den 5 ½ Jahren Studium von der WK Pflicht befreit. Direkt nach erfolgreich abgeschlossenem Staatsexamen geht es in die Vet Az UOS und die Vet Az OS. Anschliessend wird der Offiziersgrad mit dem Begleiten einer Rekrutenschule «abverdient». Die Ausbildung beinhaltet den kurativen Dienst von Hund und Pferd, Lebensmittelsicherheit, Tierseuchenbekämpfung, Hufbeschlag, Absolvieren eines Reitbrevets und vieles mehr. Das Modell 2 ist für all jene Personen gedacht, die sich erst während dem Studium für die Ausbildung zum Vet Az Of zu interessieren beginnen und vor dem Studium noch keine Rekrutenschule absolviert haben (90% der Studentenschaft ist weiblich). Hier wird direkt nach dem Studium zuerst eine verkürzte RS und anschliessend auch die Vet Az UOS und Vet Az OS absolviert.

 

Im Anschluss des Besuches des Kompetenzzentrums Veterinärdienst und Armeetiere im Sand-Schönbühl konnten wir das Mittagessen in der Wagenremise des Nationalen Pferdezentrums (NPZ) in Bern geniessen. Die anschliessende Vorführung der «Berner Dragoner 1779» war sehr eindrücklich. Der Abschluss der GMS Reise fand mit dem Besuch der Wagenremise der ehemaligen Eidgenössischen Pferdeanstalt (EMPFA) unter der Leitung des langjährigen Betriebsleiters P.E. Jaquerod statt. Seine Ausführungen über die Rekrutierung der Kavallerie Soldaten und der Besuche der damaligen Schwadrons- Kommandanten bei den Familien der zukünftigen Kavallerie Soldaten waren sehr eindrücklich.

Ein tierisch interessanter und eindrücklicher Tag ging damit zu Ende. Die Ankündigung des Reiseleiters hatte sich damit bestätigt.

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Bildergalerie unserer Reiseteilnehmenden


Ausbildung von Veterinärtruppen und Hunden im Sand

Jubiläumsanlass der Berner Dragoner 1779 zum Jubiläum des dreissigjährigen Bestehens

Von der EMPFA zum NPZ