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09-24 | Baltikum – Estlands Kriegsgeschichte

Samstag, 22. Juni - Samstag, 29. Juni 2024

Begehrt, besetzt, befreit und jetzt?

Inhalt aktualisiert am 09.06.2025

ZU DEN REISENOTIZEN VON ALEX MEIER

ZU STEFAN GUBLER’S FOTOGALERIE

Reiseleitung: Oberst i Gst a D Fritz Lehmann

Acht Reisetage

Neue Reise


Thematische Umschreibung


Viele von uns erinnern sich: 1991 erzwangen die Esten auf friedlichem Weg ihre Freiheit. Seither hat das kleine Land erstaunliche wirtschaftliche, kulturelle und gesellschaftliche Fortschritte erzielt. Doch im Osten ziehen dunkle Wolken auf: Russland erhebt seine Hegemonialansprüche, indes hat der estnische NATO-Beitritt die Lage vorerst sicherer gemacht und dennoch herrscht Beklemmung. Wie geht es weiter?

Nach Jahrhunderten der Unterdrückung wurde Estland 1918 unabhängig, allerdings nicht für lange. Ab 1940 fielen deutsche, dann sowjetische Besatzer ein und verheerten Land und Leute. Zehntausende Estinnen und Esten kamen um oder wurden deportiert. Entschlossen widersetzten sie sich ihren Besatzern. Die „Waldbrüder“ leisteten aktiven Widerstand, stets in der Hoffnung, der Westen werde zu Hilfe kommen. Ihre letzten Gefechte lieferten sie den Sowjets im Jahr 1957.

Wie ist es zum aktuellen Brennpunkt Estland gekommen? Wo gründen die Wurzeln estnischen Selbstverständnisses?  Wir werden die kriegerischen Esten kennenlernen, die freiwillig oder zwangsrekrutiert unter verschiedenen Fahnen fochten. Die Weltkriege werden im Mittelpunkt stehen, auch der Widerstand gegen die Okkupanten. Bisweilen schweifen wir ab zu den estnischen Wikingern und in die nordischen Kriege.

Estland ist ein melancholisch-schönes Land, das vorwiegend aus Gewässern, Inseln und Mooren besteht. Demzufolge ist die Artenvielfalt überwältigend. Grün und „Baltischblau“ dominieren. Wir werden die vergangene baltendeutsche Welt kennenlernen und kulturelle Perlen fischen.

Programm


Erster Reisetag, Samstag, 22. Juni 2024

Frühzeitig, 07:00 Uhr: Abflug und Transfer von Zürich via Frankfurt nach Tallinn. Nach einer kurzen Zwischenverpflegung fahren wir auf der historischen Strasse von Tallinn (Reval) in Richtung Narva, zur grössten Russengemeinde innerhalb der EU. Am späteren Nachmittag treffen wir bei den Sinimäed, den blauen Hügeln, ein, wo 1944 Rückzugskämpfe zwischen der deutschen Heeresgruppe Nord und den Sowjets stattfanden. Anschliessend Weiterfahrt via Narva nach Joesuu an der Narva-Mündung. Hotelbezug (***) für eine Nacht, Welcome-Drink, gemeinsames Abendessen russischen Charakters.

Schlachtdenkmal
Das Monument zur Schlacht in den blauen Hügeln (Sinimäed lahing), das estnische Verdun des Zweiten Weltkrieges. Die sowjetische Operation «Bagration» war erdrückend, doch in diesem Gelände erzielten die deutschen «Panzervirtuosen», die SS und die zähen estnischen Kämpfer noch einmal Abwehrsiege.

Zweiter Reisetag, Sonntag, 23. Juni 2024

Check-out. Nach dem Frühstück Einführung in die estnische Kriegsgeschichte. Danach fahren wir in die Innenstadt von Narva, unmittelbar an der estnisch-russischen Grenze. Wir besuchen den „langen Herrmann“, die Burg von Narva, erheischen einen Blick auf das von Iwan IV. (der Schreckliche) erbaute Iwangorod ennet der Grenze. Weiterfahrt via Zwiebelstrasse in den Süden, an den Peipussee. Gemeinsames Mittagessen am Peipussee. Weiterfahrt nach Tartu (Dorpat), der diesjährigen Kulturhauptstadt Europas 2024. Hotel-Check-in (****) für eine Nacht. Spaziergang durch die Innenstadt mit Universitätsgelände sowie Domhügel.  Alsdann gemeinsames Nachtessen im „Schiesspulverkeller“. Zu Fuss geht es zurück ins Hotel und Übernachtung.

EU Aussengrenze in Estland
In Narva verläuft die Kulturgrenze zwischen Russland und dem Westen. Mächtig und bedrohlich erhebt sich rechterhand die Festung Iwangorod und dominiert den Platz. Links im Hintergrund der Lange Herrmann, der weisse Turm der Hermannburg. Hier enden die EU und die Zuständigkeit der NATO. Die dunklen Wolken unterstreichen die gegenwärtige strategische Lage.

Dritter Reisetag, Montag, 24. Juni 2024

Nach dem Frühstück zeigt uns ein lokaler Guide die Altstadt von Tartu. Dann fahren wir weiter nach Westen, rund um den Vörtsjärv (Wirzsee) und wir treffen in der alten Hansestadt Viljandi (Fellin) ein. Dort nehmen wir ein gemeinsames Mittagessen in atmosphärischer Umgebung ein. Dann Fahrt nach Rassila zu einem „Waldbrüder-Bunker“. Diesen erreichen wir nach einem halbstündigen Marsch auf dem alten Partisanenweg. Am Abend Weiterfahrt nach Pärnu (Pernau), Hotelbezug (****) für eine Nacht. Gemeinsames Abendessen im Zeichen estnischer Kultur. Übernachtung.

Unterschlupf der Waldbrüder
Der Eingang zu einem Unterschlupf der „Waldbrüder“. Bis 1957 lieferte der estnische Widerstand den Okkupanten Gefechte. Rund 10’000 waldgewohnte Esten versteckten sich jahrelang in den Bunkern. Die Bevölkerung und eine zeitlang auch die Briten unterstützten und versorgten sie so gut es eben ging.

Vierter Reisetag, Dienstag, 25. Juni 2024

Ab auf die Insel! Nach dem Frühstück fahren wir nach Muhu (Moon), einer Zwischeninsel vor dem eigentlichen Ziel, der Insel Saaremaa (Ösel). Im baltendeutschen Herrenhaus Pädaste wird ein reichhaltiger Kaffee-Halt eingelegt. Weiterfahrt nach Orissaare ins Militärmuseum. Schliesslich treffen wir in Kuressaare (Arensburg), einem idyllischen Ostsee-Kurort, ein. Gemeinsames Mittagessen und Hotel Check-in (****) für eine Nacht. Am späteren Nachmittag besuchen wir die Arensburg, einen alten Bischofssitz, der als Kommandantur und Gefängnis diente. Besuch des Schlossmuseums. Am Abend geführte Tour durch den Kurort. Gemeinsames Abendessen.

Kuressaare
Die Bischofsburg von Kuressaare. Von Deutschrittern erbaut, von Dänen, Schweden, Russen begehrt und während des Kalten Krieges von den Sowjets als Gefängnis und „Verhörzentrum“ missbraucht. Die Insel Saaremaa mit ihrem Hauptort Kuressaare hat geostrategische Bedeutung, seit der Vor-Wikingerzeit. Zudem verfügt sie über eine unberührte Natur mit gewaltiger Artenvielfalt.

Fünfter Reisetag, Mittwoch, 26. Juni 2024

Check-out. Nach dem Frühstück fahren wir auf der Strandstrasse nach Sääre (Zerell). Unterwegs Halt beim Monument der Tehumardi-Nachtschlacht Ende 1944. In Salme legen wir einen Halt ein und beschäftigen uns mit dem Thema Saaremaa-Esten und Wikinger. Auf der äussersten Spitze der Insel, in Sääre, begutachten wir die Reste der russischen Stebel-Batterie und hören vom deutschen Unternehmen „Albion“ im 1. Weltkrieg. Je nach Zeitverhältnissen besuchen wir noch ein einfaches Militärmuseum und erheischen einen Blick auf die Irmenstrasse und Kurland. Nach einem gemeinsamen Mittagessen im lokalen Fischrestaurant, Rückfahrt nach Kuressaare, wo wir eine kurze Zeit zur individuellen Stadtbesichtigung haben. Gegen Abend Flug vom Flughafen Kuressaare nach Tallinn. Hotel (****) Check-in für drei Nächte. Der Abend steht zur individuellen Verfügung.

Sääre (Zerell), die äusserste Spitze der Halbinsel Sõrve (Sworbe), ist das Seetor zur Bucht von Riga und damit eine geostrategische Schlüsselstelle. Bei guter Witterung sieht man in der Ferne Kurland. An dieser Stelle haben sich seit dem Hochmittelalter kriegerische Dramen ereignet, zuletzt bei der Rückführung der Wehrmacht im Herbst 1944. Friedrich von Weizsäcker erlebte es als Wehrmachtsoffizier: «Auf Sääre habe ich die wahrhaftige Hölle kennengelernt».

Sechster Reisetag, Donnerstag, 27. Juni 2024

Heute, nach einem baltischen Frühstück, geht es an die Nordküste, nach Virve wo wir eine alte Bootswerft der Sowjets besuchen. Wir fahren durch die Wälder der Landschaft Harrien. Vor Ort angekommen, erkunden wir die riesige Uboot-Entmagnetisierungsanlage des Kalten Krieges und erfahren einiges über die jüngere estnische Marine-Geschichte. Anschliessend versetzen wir uns wieder ins 18. Jahrhundert und fahren nach Palmse, in eines der grössten baltendeutschen Güter Estlands. Mittagessen. Via Rakvere (Wesenberg) kehren wir nach Tallinn zurück. Den Abend beenden wir mit einem gemeinsamen Nachtessen. Allenfalls erfährt dieser Tag noch thematische Anpassungen. Übernachtung.

Estland - Hauptstadt
Ein kultureller und geschichtlicher Hotspot Europas: Tallinn (das alte Reval). Alle Besatzer haben ihre Spuren hinterlassen, erfreuliche und andere. Auf dem Domberg sieht man, wer das Sagen hatte: In der Mitte der lange Herrmann, ein Turm, den die Dänen erbaut haben. Links die Alexander-Newski-Kathedrale, rechts die Schwedische Domkirche. 1991 verbarrikadierten die Esten den Zugang zum Domhügel und verwehrten den Sowjets die Besetzung des Herzens von Tallinn.

Siebter Reisetag, Freitag, 28. Juni 2024

Heute besuchen wir das Laidoner-Museum auf der Halbinsel Viimsi. Die Fahrt dorthin unterbrechen wir beim Kloster Pirita, das im 16. Jhrh. von den Truppen Iwans des Schrecklichen namensgerecht verheert wurde. Im Laidonermuseum werden wir durch die estnische Kriegsgeschichte geführt. Anschliessend kehren wir in die Hauptstadt zurück und besuchen das Meremuseum, das von Kennern als eines der spannendsten Museen Europas bezeichnet wird. Alsdann gemeinsame Verpflegung, worauf wir uns ins KGB-Museum im Hotel „Viru“ begeben, wo wir Einsicht in die geheimdienstliche Tätigkeit der Sowjets erhalten. Die Reise nähert sich ihrem Ende, am Abend ist der Moment für das gemeinsame estnisch-baltische Abschieds-Nachtessen gekommen. Übernachtung in Tallinn.

Tallinn - Museen
Das estnische Meeresmuseum schildern Kenner als das spannendste Museum Europas. Es ist im alten Seeflughafen von Tallinn gelegen und enthält u. a. Flugzeuge, ein U-Boot, und verschiedene Simulatoren. Das älteste in Estland gefundene Schiff präsentiert sich neben Wasserflugzeugen und Geschützen. Estlands strategische Lage an der Ostsee zeigt sich mit seinen Anstrengungen, die Region mit ihren exakt 2222 Inseln zu erschliessen und militärisch zu sichern.

Letzter Reisetag, Samstag, 29. Juni 2024

Check-out. Wir nehmen zuerst das Frühstück ein und begeben uns dann auf einen morgendlichen Spaziergang, begleitet von einem Guide, und lernen die Altstadt vertieft kennen. Je nach Disposition kommt noch eine Diskussion zur strategischen Gesamtlage mit einem Vertreter der estnischen Abwehr zustande und anschliessend steht die Zeit zur individuellen Verfügung. Warum nicht ein Besuch in der ältesten Apotheke Europas? Oder eine Süssigkeit im Café „Majasmokk“, das seit 1860 unverändert geblieben ist? Tallinn hält für alle etwas bereit. Am Mittag versammeln wir uns im Hotel, behändigen das Gepäck und kehren mit dem Nachmittagsflug, 13:45 Uhr wieder via Frankfurt in die Schweiz zurück. Ankunft 17:25 Uhr in Zürich.


Die Reisenotizen von Alex Meier mit Fotos von Stefan Gubler

22. Juni 2024 / 06:00
Treffpunkt in Kloten, das wird ein langer Tag! Unser Reiseleiter Fritz Lehmann begrüsst uns. Im Preis inbegriffen ist ein Startabbruch in Kloten. Wir kommen rechtzeitig in Frankfurt an und reisen weiter nach Tallinn.

Busfahrt nach Narva, wo wir bereits von einem russischen Spionageballon erwartet werden. Stadtrundgang. Sicht auf Bruder Russland.
Hotelbezug, ein feines Nachtessen mit Klavierkonzert runden den Tag ab.

23. Juni 2024 / 08:00
Exkurs in die Geschichte Estlands. Wir haben die Möglichkeit, der Nato-Parade in Narva beizuwohnen.

Mittagessen in Narva und Weiterfahrt nach Tartu. Halt an den blauen Hügeln. Exkurs in die militärische Taktik (deutsch-sowjetische Rückzugsgefechte).
Wir besuchen unterwegs ein Folklorefestival in einer Waldlichtung mit Schloss.

24. Juni 2024 / 08:30
Unter ortskundiger Führung besuchen wir die Altstadt von Tartu.

Mittagessen im Schloss Fellin.
Besuch eines Waldbrüder-Bunkers.
Sonnenuntergang.

25. Juli 2024 / 07:30
Ab auf die Inseln Muhu und Saaremaa.

Kaffeehalt in einem baltendeutschen Herrenhaus in Pädaste.
Besuch des Militärmuseums in Orissaare
und Weiterfahrt nach Kuressaare (Arensburg) wo wir den Bischofssitz (Ex KGB Gefängnis) besuchen.

26. Juni 2024 / 08:30
Besuch des Schlachtdenkmal Tehumardi.

Besichtigung eines Sowjetgrenzposten und eines Leuchturms an der äusserten Spitze der Insel.

Rückflug nach Tallin.

27. Juni 2024 / 09:00
Besuch einer Uboot-Entmagnetisierungsanlage aus der Zeit des Kalten Krieges.

Besuch des Manor House Palmse

28. Juni 2024 / 10:00
Besuch des Laidoner-Museums in Viimsi

Mittagessen im Maru Flugboot Museum.

Besuch des KGB Museum im Hotel Viru, hergestellt aus Micro-Beton (Mikrophone und Beton).

29.Juni 2024 / 08:00
Stadtrundgang in Tallinn und Rückreise in die Schweiz.

Eine grossartige Reise geht zu Ende. Vielen Dank unserem GMS-Reiseleiter Fritz Lehmann.


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