Die Feldzüge des Herzogs Rohan in Graubünden und im Veltlin
Inhalt aktualisiert am 09.06.2025
Reiseleitung: Oberst i Gst a D David Accola
Vier Reisetage
Neue Reise
Ein Muss für alle, die sich mit der turbulenten Geschichte von «Alt Fry Rätien» vertieft auseinandersetzen wollen.
Thematische Umschreibung
Jörg Jenatsch und Henri Duc de Rohan: zwei Protagonisten in der tradierten Bündner Geschichte, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Der eine: gewiefter Politiker, Prädikant, Opportunist – oder einfach; ein wenig ruhmvolles Schlitzohr. Der andere: ein brillanter Heerführer, feinfühlender Humanist und „Erfinder“ des Gebirgskriegs. Die Reise folgt deren Spuren in Graubünden und im Veltlin, ohne den kulturell-kulinarischen Besonderheiten entlang der Reisestrecke keine Aufmerksamkeit zu schenken. Die Teilnehmerzahl (maximal 22) ist beschränkt . Fahrstrassen lassen nur einen Kleinbus zu.
Programm
Erster Reisetag: Montag, 01. Juli 2024
Fahrt von Zürich via Sargans (Zustiegsmöglichkeit) nach Thusis. Kaffeehalt und thematische Einführung zu den Themen «Allgemeine Lage Graubündens im Dreissigjährigen Krieg» und den legendären «Strafgerichten» der pro-französichen oder pro-spanischen Parteien. Fahrt über den Julierpass, auf dessen Passhöhe wir C. F. Meyer historischen Roman Jürg Jenatsch einer historisch zulässigen Einordnung unterziehen. Mittagessen im Oberengadin.

Weiterfahrt nach Maloja. Geographisch/geologisch und historische Einordnung dieser ersten Gemeinde des Bergells sowie der Rolle des unscheinbaren Muretto-Passes zur Zeit der Bündner Wirren. Anschliessen Fahrt nach Soglio.

Ausführungen im Ort zur „Reformationsgeschichte in Graubünden“, zur Familie Salis-Soglio und zum Bergsturzereignis von Bondo im August 2017. Apéro im Garten des Palazzo Salis. Weiterfahrt nach Chiavenna. Zimmerbezug (***) Abendessen und Übernachtung ebenda.
Zweiter Reisetag: Dienstag, 02. Juli 2024
Fahrt nach Colico und Besuch des spanischen Sperrforts Fuentes nahe des Comersees.

Ausführungen zu den «Militärischen Allianzen», den «Bündner Machenschaften im Veltlin» und Jörg Jenatschs Wirken als Prädikant in Berbenno. Traditionelles Mittagessen hoch über Tirano. Nachmittags Ausführungen zu den «Gefechten im Vorfeld des Gebirgskriegs von Henri Duc de Rohan 1635». Zimmerbezug (****) Abendessen und Übernachtung in Le Prese.
Dritter Reisetag: Mittwoch, 03. Juli 2024
Via di Forcola di Livigno erreichen wir das Valle Federia.

Ausführung zum dortigen Gefecht im Herbst 1635 mit anschliessendem «Primo Piatto». Weiterfahrt über den Passo di Foscagno, Mittagessen im Valdidentro. Nachmittags Ausführungen zum Gefecht im Val Fraële vor Ort. Fahrt nach Bormio. Zimmerbezug (****) Abendessen und Übernachtung.

Letzter Reisetag: Donnerstag, 04. Juli 2024
Fahrt durch das Val Braulio (Gefechte um die alten Bäder von Bormio) auf das Stilfserjoch. Ausführungen zur gewagten Umgehungsaktion der habsburgischen Landsknecht über den Monte Cristallo und zu den Ereignissen in dieser Gegend während des Ersten Weltkriegs. Mittagessen hoch über der Val Müstair. Rückfahrt via St. Maria und Ofenpass nach Zernez. Kaffeehalt. Über den Flüelapass und den Wolfgang erreichen wir das Weinbaudorf Jenins. Schlusstrunk in der Bündner Herrschaft. Fahrt via Rohanschanze nach Landquart (Ausstiegsmöglichkeit) und weiter nach Zürich.
Der Reisebericht von Jeanette und Heinz Schenkel
Meine Frau und ich sind seit Jahrzehnten eifrige Besucher des Engadins und der Bündner Südtäler. Die meisten Gegenden und Täler haben wir durchwandert und aufgespürt. Dabei haben wir auch vieles aus der Bündner Geschichte erfahren. Aber die Geschehnisse in der Zeit der Bündner Wirren blieben uns trotzdem undurchsichtig. Deshalb entschieden wir uns kurz nach der Ausschreibung spontan für unsere Teilnahme an diesem Reise-Projekt. Doch auch ein vorgängiges Einlesen in die Ereignisse dieser Zeit, sowie auch das erneute Lesen von C. F. Meyers Roman Jörg Jenatsch – das erste Mal wieder nach unserer Gymnasialzeit – brachten uns noch keine grosse Klärung.
Erst das vorgängige Studium des von unserem Reiseleiter David Accola sorgfältig, übersichtlich und detailliert zusammengestellte Reisedokumentes, verschaffte uns aufs Mal die nötige Übersicht. Auch das darin vorbildlich bereitgestellte Kartenmaterial half uns bestens, uns die Ereignisse im Gelände besser vorzustellen.
Gespannt auf das, was uns erwarten würde, trafen wir am 1. Juli am Carparkplatz Zürich auf eine total nur 15-köpfige Reisegruppe. Ein Kleinbus mit Chauffeur genügte für unsere Reise – ein grösserer Bus wäre aber auch bei den engen Strassenverhältnissen im Veltlin keine Option gewesen.
Erster Reisetag: Montag, 1. Juli 2024
Zügig gelangten wir von Zürich nach Thusis zum ersten Kaffeehalt. Der Ort wurde von unserem Reiseleiter mit Absicht gewählt. Nahmen doch hier nach einem Gerichtsurteil anlässlich des Thusner Gerichtes vom August 1618 die Bündner Wirren ihren Anfang. David Accola begrüsste hier in Thusis unsere Gruppe und stellte in kurzer Zeit in einer spannenden Vorstellung den Beginn dieser wirren Zeit vor. Auch über die Existenz, die Bedeutung und die geographische Ausdehnung der drei Bündner Bünde wurden wir klar informiert.
In zügiger Fahrt erreichten wir anschliessend den Julierpass, wo wir die berühmten Säulen aus römischer Zeit, die in C. F. Meyers Roman eine wichtige Rolle einnahmen, sehen konnten.
Nach dem Mittagessen in Silvaplana erfolgte nach kurzer Fahrt der erste Stopp auf dem Malojapass. Neben der Orientierung im Gelände wurde von David Accola auf Vieles hingewiesen: die eindrückliche Lage des Passes, seine militärische Bedeutung bis auf den heutigen Tag, die geologische Entstehung der Landschaft, den vor uns liegenden, strategisch bedeutungsvollen Murettopass, der vielen damals mehrmals als Fluchtweg ins oder vom Veltlin diente, hinter uns das Hotel Kulm, wo sich ja eine eindrückliche Szene in C. F. Meyers Roman abspielte. Der Zürcher Waser konnte dort in der Nacht im Nachbarzimmer einem Gespräch mitlauschen, in dem das Vorgehen der Katholiken besprochen wurde. Er erhielt so eine Vorausinformation zu den gegnerischen Plänen.
Die Fahrt durchs Bergell führte uns anschliessend hoch hinauf zur Sonnenterrasse von Soglio. Wir standen direkt dem Piz Badile und dem Piz Cengalo gegenüber und sahen so den Verlauf des jüngsten Bergsturzes von Bondo im August 2017. David erklärte uns vortrefflich die damalige Situation. Darauf erfolgte die Besichtigung des bekannten, wunderhübschen Gartens des Hotels Palazzo Salis-Soglio, wo wir auch gemütlich den Apero genossen.
Nach kurzer Fahrt erreichten wir unseren ersten Übernachtungsort Chiavenna.
Zweiter Reisetag: Dienstag, 3. Juli 2024
Die halbstündige Fahrt führte uns nach Colico am Comersee, wo wir nach einem kurzen Aufstieg auf den Hügel, das damals von den Spaniern erbaute Sperrforts Fuentes erreichten.
Wie oft waren wir doch bei einer Autofahrt an dieser Erhebung vorbeigefahren, ohne ihre Bedeutung zu kennen! Unter der Führung von David Accola oder auf eigene Faust erkundeten wir die beeindruckenden Überbleibsel dieser mächtigen Bastion. Von hier oben wurde uns auch die Bedeutung dieser speziellen Lage klar. Die Eingänge ins Bergell Richtung Splügen- bzw. Malojapass, wie auch der Zugang ins Veltlin waren einzusehen und zu sperren. Gut ersichtlich war vor uns auch die damals sumpfige Talebene. Quelle der vernichtenden Malariaepidemien. Deutlich wurde uns klar, dass wir im Kreuzungspunkt der Verkehrswege der Spanier und Habsburger sowie der Interessenslinie Frankreich – Venedig standen.
Die anschliessende Fahrt führte uns nach Berbenno zur Kirche. Hier erhielt der reformierte Prädikant Jenatsch seinen Berufsauftrag im Veltlin. Die erhöhte Lage der Kirche ermöglichte uns einen tollen Blick in die fruchtbare Landschaft des Veltlin.
Anschliessend durchfuhren wir via Sondrio die von unzähligen Rebstöcken besetzten und zum Teil sehr steilen Rebhänge. Die Tafeln bedeutender Produzenten der Veltliner Weine fielen auf.
In Tirano angelangt, erreichten wir über die schmale und steil ansteigende Zufahrtsstrasse den Weiler Roncaiolo. Auf dieser prächtigen Sonnenterrasse, mehrere hundert Meter über Tirano, liegt die Osteria für unser Mittagsmahl. Die berauschende Aussicht, wie auch das vorzügliche Essen mit typischen Veltliner-Spezialitäten, bildeten für uns einen der Höhepunkte unserer Reise.
Am Nachmittag führte uns die Reise nach Mazzo im oberen Veltlin. Hier erklärte uns David Accola im Felde die Ausgangslage zu den Gefechten im Vorfeld des Gebirgskrieges von 1635 von Duc de Rohan. Dieser schlug hier erfolgreich die österreichischen Truppen.
Die Übernachtung erfolgte in der Schweiz, im bekannten Hotel Le Prese im gleichnamigen Ort im Puschlav. Seine Lage mit dem tollem Hotelpark am Ufer des Lago di Poschiavo überraschte uns alle.
Dritter Reisetag: Mittwoch, 3. Juli 2024
Frühmorgens unter der Pergola im Hotelgarten wurden wir vom Leiter über das bevorstehende Tagesprogramm und über die Feldzüge des Herzogs Rohan im Jahre 1635 informiert.
In zügiger Fahrt erreichten wir am Berninapass das Zollamt La Motta am Fusse der Forcola di Livigno und wenige Minuten später auch den Hauptort Livigno des Tales.
Auf der Höhe des Passo D’Eira, 2210 müM, blickten wir hinunter auf das Gebiet um Livigno, wo im Juni 1635 Duc de Rohan einen weiteren Sieg errungen hatte. Wir nahmen erstaunt die verschiedenen Anmarschrouten seiner Truppen zur Kenntnis. Eindrücklich, diese enormen Wege im Gelände erkennen zu können. Im nahegelegenen Restaurant stärkten wir uns bei einem Apero.
Anschliessend folgte die Weiterfahrt über den Passo di Foscagno, dem nicht wintersicheren Übergang von Livigno nach Bormio. Im Agriturismo Raethia im Valdidentro wurden wir mit ausgezeichneten Spezialitäten des Veltlin verwöhnt.
Die stark ansteigende, kurvenreiche und enge Bergstrasse zu den Torri di Fraële meisterte unser Chauffeur mit Bravour. Von hier oben aus hatten wir eine prächtige Übersicht auf die Zugänge ins Val di Camp und nach Livigno.
Kurz nach den Türmen, auf 1884 müM, erreichten wir die Krone des Stausees Lago di Cancano. Hier weitete sich für uns alle überraschend das Tal, eine grosse Ebene öffnete sich. Hier erklärte uns David Accola militärmässig – in den Sand die Situation zeichnend – die verschiedenen Anmarschwege von Rohans Truppen.
Für uns alle waren diese Schilderungen überwältigend. Der kühne Plan Rohans, die zeitliche und örtliche Koordination des Anmarsches der verschiedenen Mannschaften mit diversen Provenienzen, die Marschleistungen der Pikeniere und der Musketiere erstaunten uns alle. Eine unglaubliche, unvorstellbare Leistung für jene Zeit!
Nach der atemberaubenden Talfahrt die vielen Kehren hinunter, erreichten wir bald darauf unser Tagesziel Bormio.
Letzter Reisetag: Donnerstag, 4. Juli 2024
Kurz nach der Abfahrt in Bormio folgte schon der erste Halt bei den Bagni Vecchi von Bormio.
Hier gelang es Rohan die kaiserliche Besatzung nach einem steilen, unglaublichen Aufstieg zu den Bädern aus ihrer Felsbastion zu vertreiben.
Via die kurvenreiche Anfahrt durch das Valle del Braulio gelangten wir zum Stilfserjoch auf 2757 müM. Das schöne Wetter erlaubte uns grossartige Einblicke auf Strassen, Skipisten und Berge.
David Accola unterrichtete uns hier eindrücklich über den Anmarschweg und die gewagte Umgehungsaktion der habsburgischen Landsknechte über den Monte Cristallo nach Bormio. Der Blick auf den hoch über uns liegenden Dreisprachenspitz gab David den Anlass, uns über die Ereignisse in dieser Gegend im ersten Weltkrieg zu informieren. Hier versuchten sich die italienischen und österreichischen Truppen zu bekämpfen. Derweilen sicherten die schweizerischen Truppen unsere Grenze. Eindrücklich, sich die Ereignisse im Gelände vorzustellen!
Anschliessend erfolgte die Talfahrt über die kurvenreiche Umbrailstrasse. Oberhalb Santa Maria, im Restaurant Alpenrose, wurden wir ein letztes Mal toll überrascht. Die offerierten Capuns schmeckten allen vorzüglich und wir genossen die atemberaubende Aussicht auf das sonnenbeschienene Val Müstair.
Die Heimfahrt erfolgte via Ofen- und Flüelapass. In Malans bestaunten wir die noch sichtbaren Reste der Duc de Rohan Schanze. Eine nach französischem Muster erbaute Stellung.
Der Schlusstrunk, mit Verdankungen der grossartig von David Accola organisierten Studienreise, erfolgte auf der Terrasse des Restaurant Bündten in Jenins. Hinter uns stand die Büste des guten Herzogs Duc de Rohan.
Eine grossartige, eindrückliche Studienreise fand hier ihren Abschluss.
Persönliches Fazit
Endlich haben wir in grossen Zügen die Abfolge der Ereignisse während der Bündner Wirren 1618 – 1639 verstanden. Gleichzeitig haben wir die herrliche Landschaft des Veltlin und seine kulinarischen Spezialitäten geniessen können.
Ein ganz grosses Dankeschön gehört unserem Reiseleiter David Accola. Er verstand es immer kurz und treffend, uns die nicht einfache Geschichte der damaligen Zeit und die Hintergründe näherzubringen. Seine stets spannende und abwechslungsreiche Vortragsweise faszinierte uns jedes Mal. Vorzüglich war auch die uns gelieferte, sehr ausführliche Dokumentation. Spannend war es immer, im Gelände der Geschehnisse stehen zu können.
Die besuchten Restaurants und Hotels, sowie die Verpflegung waren durchgehend bestens ausgewählt.
Ein grosses Merci gehört auch unserem Chauffeur. Er führte uns still und zuverlässig durch die vielen engen Kurven souverän zu den verschiedenen Zielen.
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