Im Herzen der k.u.k. Monarchie
Inhalt aktualisiert am 16.07.2025
Reiseleitung: Dr. Christoph C. Baumann
Fünf Reisetage
Neue Reise mit hohem kunsthistorischem Anteil
Thematische Umschreibung
Wenn Wien als «Kopf» des Habsburgerreiches bezeichnet wurde (nach Versailles nur noch «Wasserkopf»), so kann man das Salzkammergut gut als dessen «Herz» betrachten. Eine Bilderbuchlandschaft mit über 40 Gletscherseen entstand nach dem damaligen Klimawandel, so etwa der Atter-, Traun-, St. Wolfgang-, Mond-, Hallstätter- und Aussee. An zahlreichen, in der Folge geschichtsträchtigen Orten, hatten sich die Habsburger niedergelassen; darunter Gmunden (Maximilian I.), Bad Ischl mit seinen Thermalquellen und der Kaiservilla (Franz Joseph mit Gemahlin Sissi), Mondsee (Pfahlbau > «Mondseekultur» 3. Jh.; berühmtes Kloster des Frühmittelalters mit Skriptorium), St. Wolfgang (wichtiger Wallfahrtsort mit prächtigen Schnitzaltären), St. Gilgen, malerischer Ort am Wolfgangsee (bevorzugter Ferienort von Helmut Kohl), Kammer am Attersee (Arbeitsstätte Klimts), Hallstatt (bedeutende Eisenverarbeitungsstätte, die einer ganzen Epoche den Namen gab – Hallstätterkultur). Altaussee sah 1823 die Romanze von Erzherzog Johann mit der Postmeisterstochter Anna Plochl. Nicht zu vergessen die Römersiedlung Linz an der Donau, Aufenthaltsort habsburgischer Könige und Kaiser, heute Hauptstadt Oberösterreichs. Auf der Rückfahrt Besuch im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien, dem ehemaligen Zentrum des Reiches.
Programm
Montag
0715:Abfahrt mit dem GMS-Fernreisebus ab Zürich, Sihlquai via St. Gallen ( Zustiegsmöglichkeit 0830) nach München. Mittagessen im Schloss Nymphenburg. Weiterfahrt nach Linz und Werkstour in den Voest-Werken (ehemals „Göring-Werke“. Anschliessend Fahrt nach Gmunden am Traunsee und Zimmerbezug (vier Nächte). Gemeinsames Abendessen im Hotel. Übernachtung**** in Gmunden.
Dienstag
Fahrt nach Bad Ischl und Besuch der eindrücklichen Kaiservilla mit anschliessender Stadtführung. Mittagessen. Fahrt nach Hallstatt am Hallstätter See. Besuch des Museums mit bedeutenden Exponaten der berühmten Hallstätter Eisenzeit. Fahrt nach Bad Aussee, wo die Problematik der NS-Raubkunst thematisiert wird. Rückfahrt nach Gmunden. Gemeinsames Abendessen in einem lokalen Restaurant. Übernachtung.
Mittwoch
Fahrt von Gmunden ins Stift St. Florian. Privates Orgelkonzert auf der weltberühmten Bruckner-Orgel in der Stiftskirche. Anschliessend Führung mit Besuch des Kaisersaales und Besuch vieler exklusiver Sehenswürdigkeiten im Stift. Mittagessen im Stifts-Keller. Fahrt nach Kremsmünster mit Führung im Stift (Tassilokelch). Anschliessende Rückfahrt ins Hotel in Gmunden. Individuelles Abendessen. Übernachtung.
Donnerstag
Fahrt mit Car nach St. Wolfgang. Besuch der bedeutenden Schnitzaltäre in der Kirche. Kaffeehalt im «Weissen Rössl». Schifffahrt auf dem Wolfgangsee nach St. Gilgen und Mittagessen. Fahrt über Mondsee nach Kammer am Attersee, Besuch des Klimt-Zentrums. Rückfahrt nach Gmunden, gemeinsames Abendessen im Hotel. Übernachtung.
Freitag
Check-out, Fahrt nach Linz. Stadtführung in Linz. Anschliessen Rückfahrt via Inntal nach Feldkirch. Mittagessen. Weiterfahrt via St. Gallen (Ausstiegsmöglichkeit) nach Zürich. Erwartete Ankunftszeit 1930 Uhr.
Der Reisebericht von Sylvia Nyffeler
Unsere Reise ist vom ersten bis zum letzten Tag von Gegensätzen geprägt. Die Themen wechseln täglich und stündlich zwischen k.u.k. Monarchie, Kultur, Künstler, Krieg und Kommerz. Bereits auf der Hinfahrt nach Linz weist ein Namensschild nach Braunau – dem Geburtsort von Adolf Hitler.
Wir wohnen gemütlich in Gmunden im Traditionshotel Schwan. Von unseren Hotelzimmern überblicken wir den lieblichen Traunsee. Im Hafen ankert der renovierte Raddampfer «Gisela» (Baujahr 1871), zu Ehren der Tochter von Franz Joseph I und Sissi auf diesen Namen getauft. Von hier aus erkunden wir sternenförmig das Salzkammergut.
Wir besuchen die berühmte «Kaiservilla» in Bad Ischl. Diese war ein Geschenk der Erzherzogin Sophie an das jungvermählte Paar und ist heute noch im Privatbesitz der Habsburger Nachkommen. Für Franz Joseph (1830 – 1916) war es «Liebe auf den ersten Blick» für die erst 15-jährige «Kleine». Kaiser Franz Joseph verlegte seinen Hof jahrzehntelang im Sommer von Wien nach Bad Ischl. Hier konnte sich seine Familie vom starren Hofprotokoll erholen. Der Kaiser frönte seiner Jagleidenschaft. Staunend durchwandern wir die langen Korridore, die mit über 2000 fein säuberlich angeschriebenen Jagdtrophäen geschmückt sind. Im Obergeschoss liess sich die sportbegeisterte Sissi zwei riesige Spiegel anbringen, um die Bewegungen ihrer Fechtübungen zu kontrollieren. Am Fusse des Hügels lag ihr Reitplatz, wo sie ihre Rennpferde zwang, durch zwei brennende Reifen zu springen. Heute befindet sich auf dem Gelände ein prosaischer Autoparkplatz eines Hotels. Sie war als Modeikone für ihre 50 cm Taille berühmt. Doch auch illustre Gäste fanden den Weg in dieses abgelegene Tal. Der thailändische Könige Chulalongkorn weilte 1897 eine Woche lang in der Villa und verlieh den Orden des «weissen Elefanten» an Johann Strauss, der zu seinen Ehren die «Fledermaus» dirigierte.
Bestürzt beugen wir uns im Arbeitszimmer des Kaisers über ein maschinengeschriebenes Blatt mit dem Titel «An meine Völker». In diesem an Serbien gerichteten Dokument erklärt der tiefgläubige Kaiser Serbien den Krieg mit dem Schlusssatz: «Ich vertraue auf den Allmächtigen, dass er unseren Waffen den Sieg verleiht». Mit diesem Schreiben löst er das Blutbad des Ersten Weltkriegs aus.
Während der «Saison» vergnügte sich die wohlhabende Gesellschaft bestens im bereits 1827 eröffneten Lehar Theater. Nicht nur die «Noblesse» auch Musiker und Komponisten schätzten die liebliche Landschaft mit den Seen und Bergen. Franz Lehar (1870-1948) komponierte hier 1905 die Operetten und Gassenhauer «Die lustige «Witwe, den Grafen von Luxembourg und Land des Lächelns». Er überlebte den Zweiten Weltkrieg unbeschadet, war ein Freund Hitlers und Goebbels hielt seine schützende Hand über ihn.
In Bad Ischl schrieb Brahms auf einen Fächer die ersten Takte des weltberühmten Walzers «An der schönen blauen Donau» und vermerkte: «Leider nicht von mir, Johannes Brahms.
In Hallstatt tauchen wir ein in die Welt des bergmännischen Salzbergbaus. Die Salinen dieser Gegend waren das weisse Gold und begründeten den Reichtum für die Habsburger, aber nicht für das Volk.
Hallstatt mit seinem schier unerschöpflichen Erzvorkommen war schon zu Urzeiten, von den Kelten bis zu den Römern und in die Neuzeit eine Waffenschmiede. Im Museum bewundern wir die bereits 600 BC geschmiedeten Antennen-Dolche. Vor dem Zweiten Weltkrieg, kurz nach dem «Anschluss» von Oesterreich schuf man in Linz das grösste Stahlwerk im Donau Raum «die Hermann Göring Werke». Heute sind diese in die Voest Stahlwerke umbenannt, die wir am letzten Tag besuchen.
Heute ist Hallstatt ein kleines malerisches Städtchen am Hallstätter See. Dank Corona bleiben uns die Horden von asiatischen Massen-Touristen erspart. Ein «Highlight» dieser Reisen ist für die Chinesen ein Foto im Dirndl und ein Selfie am See.
Dann fahren wir nach Bad Aussee weiter über den 690 Meter hohen Koppenpass mit 23 % Steigung zum Gebirgsstollen Altausee. In diesem unscheinbaren Stollen hatte der «Führer» über 6500 Gemälde und Kunstwerke aus ganz Europa zusammengeraubt, geschätzter Wert heute circa 3.5 Milliarden US Dollars. In den letzten Kriegstagen wollte der einheimische, fanatische Gauleiter August Eigruber die Schatzkammer mit 500 kg Bomben aus amerikanischen Beständen vernichten. Eine Handvoll mutiger, steirischer Bergmänner leisteten Widerstand, da die Sprengung auch ihre Existenzgrundlage zerstört hätte.
Die Habsburger waren jahrhundertelang treue Katholiken. So entstanden verschiedene einzigartige Stifte. Der Stifter von St. Florian war Florianus, ein Amtsvorsteher der Zivilverwaltung der römischen Provinz Ufernoricum bei Enns. Er wurde 304 seines Amtes enthoben, gefoltert und mit einem Stein um den Hals in die Enns geworfen. Heute wird er als Heiliger gegen Feuer und Wasser verehrt. Er half auch der verzweifelten Bevölkerung 1683 bei der Türkenbelagerung Wiens. Dieses Stift im Stil des Hochbarocks beeindruckt uns nicht nur durch die schiere Grösse, sondern vor allem durch seine 5000 m2 grosse Decke, die vollständig von Fresken übermalt ist. Der prächtige Marmorsaal verherrlicht den Sieg über die Türken. In der Bibliothek werden 140.000 Bände, zum Teil aus dem 9. Jh. stammend, aufbewahrt.
In diesem Stift wirkte auch der grosse Organist und Komponist Anton Bruckner (1824 – 1886). Bruckner liebte dieses Instrument und ist auf seinen Wunsch hin in einem freistehenden Sarg unter der Orgel beerdigt.
Wir kommen in den Genuss eines privaten Konzertes. Wie wunderbar tröstend hallen die Töne von Johann Sebastian Bach (1685-1750) «Jesus bleibt meine Freude», BWV 147 und das von Anton Bruckner in St. Florian komponierte «Perger» Präludium C-Dur WAB 129 durch den Raum.
Der Geist von St. Florian lebt weiter, Viele junge Studenten benützen die Bibliothek. Der Chor der St. Florian Sängerknaben ist älter als derjenige der Wiener Sängerknaben. Viele Kunstwerke, die wir hier
bewundern, wurden während des Krieges im Stollen von Bad Aussee aufbewahrt.
Wir fahren weiter zum Stift von Kremsmünster, Tassilo III stiftete im Jahr 777 dieses ursprünglich romanische Kloster, dem später ein barockes Kleid übergestülpt wurde. Karl der Grosse (747 – 814) unterwarf 778 Tassilo, dann erfolgte im 10. Jh. der Niedergang bis Heinrich II, der Heilige, als letzter sächsischer Kaiser das Kloster wieder herstellte.
Tassilo gründete dieses Kloster zu Ehren seines Sohnes «Gunther», der bei einem Jagdunfall von einem Eber tödlich verletzt wurde und hier begraben liegt.
Hier wird auch der weltberühmte Tassilo Kelch aufbewahrt zur Erinnerung an die Hochzeit Tassilo’s mit der Langobarden Tochter Liutpirc. Wie erfreulich, dass sich auch hier grüppchenweise tuschelnde und kichernde Jugendliche in den Gängen aufhalten. 240 Gymnasiasten bereiten sich hier auf ihr Studium vor.
Gebannt lauschen wir der Geschichte der Kirche von St. Wolfgang. Der heilige Wolfgang ist ein Mönch aus Einsiedeln. Er missionierte 972 mit Erlaubnis des Papstes in Ungarn, 976-77 war er Bischof in Regensburg, verliess diese Stadt im Streit. Er begab sich in das nahegelegene Kloster Mondsee. In der Kirche von St. Wolfgang wurde eine Kopie seiner Zelle nachgebaut. St. Wolfgang wurde zu einem «Hotspot-Wallfahrtsort» der Christenheit, der nur von Rom, Achen und Einsiedeln übertroffen wurde. Die übertrieben Wallfahrerei wurde von unserem Reiseleiter treffend als «religiöses Gehabe» umschrieben.
Im Innern bewundern wir den Schwanthaler Altar. Auch hier führen die Spuren nach Einsiedeln. Der Schweizer Schnitzer Meinrad Bichler war zu jener Zeit ein «international» gefeierter Star. Der Künstler hat die Krönung Marias in satten Goldtönen dargestellt. So strahlt dieser Altar eine tiefe Ruhe und Harmonie aus.
Wie kehren wir nach Hause zurück?
Wer von uns kennt nicht den Gassenhauer von Peter Alexander: «Im weissen Rössl am Wolfgangsee, da steht das Glück vor der Tür!» Mit diesem Ohrwurm besteigen wir den Bus und fahren zurück nach Zürich.
Wir haben Schwung und Energie genug, um sofort das Programm 2022 der GMS Reisen durchzublättern.
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