Vom Schutzgebiet des Deutschen Reiches zur unabhängigen Demokratie
Inhalt aktualisiert am 24.12.2025
Reiseleitung: Divisionär a D Urs Gerber
Dreizehn Reisetage
Neue Reise in eine weitgehend unbekannte Reisedestination
Kultureller Reiseanteil: abwechslungsreich, vielseitig und vielfach unbekannt und von faszinierenden Landschaften geprägt.
Ein Muss für alle, die sich für die jüngere Geschichte des afrikanischen Kontinents interessieren und Freude an einmaligen Landschaften mitbringen. Werden Sie zu den Pionieren auf diesem GMS-Neuland!
Gut zu wissen: Afrikanische Logdes haben keine eigentliche Sterneklassifizierung, sind aber sehr gediegen und für die lokalen Verhältnisse luxuriös ausgestattet.
Thematische Umschreibung
Namibia ist heute eine auch nach westlichen Standards funktionierende Demokratie mit einer ansehnlichen Wirtschaftsleistung in einer für den afrikanischen Kontinent beachtlich hohen Stabilität und Sicherheitslage. Die jüngere Geschichte des Landes hat dies nicht unbedingt erwarten lassen, zumal es eine weltweit einzigartige Kolonialgeschichte durchgemacht hat, die auch noch durch die Bipolarität des Kalten Krieges, insbesondere während des Kampfes für die Unabhängigkeit, beeinflusst worden ist. Aus der deutschen Kolonie Südwestafrika wurde nach dem Ersten Weltkrieg das einzige Mandatsgebiet des Völkerbunds, welches Südafrika anvertraut worden ist. Dieses hat es dann als de facto Kolonie regiert und sich bis Ende der 80er Jahre den Beschlüssen der UNO auf Rückgabe widersetzt. Militärhistorisch besonders interessant sind die Ereignisse um den Hereroaufstand 1904, welcher durch die deutsche Schutztruppe gnadenlos niedergeschlagen worden ist und bis heute als erstes Genozid der jüngeren Geschichte bezeichnet wird. Auch der Befreiungskampf der marxistisch orientierten South West Africa People’s Organization (SWAPO) gegen die südafrikanische Besatzung, welcher primär aus dem benachbarten Angola heraus geführt worden ist, zeigt spannende Facetten aus den letzten Phase des Kalten Krieges, der in der Schweiz in der Regel meist nur eurozentrisch betrachtet wird. Mit der Swiss Medical Unit, dem ersten Kontingentseinsatz der Schweizer Armee im Rahmen einer UNO-Mission (UNTAG), zur Gewährleistung der ersten freien Wahlen in Namibia hat auch die Schweizer Armee 1989-90 einen Beitrag zur friedlichen Wende beigetragen.
Namibia ist aber auch wegen seiner ethnischen Vielfalt, der eindrücklichen Topographie sowie seiner vielfältigen Flora und insbesondere Fauna zu einem sehr beliebten Reiseland geworden, das eine auch qualitativ sehr beachtliche Infrastruktur anzubieten hat.
Die Reiseteilnehmenden sollen nach Abschluss der Reise …
- Einen geschichtlichen, politischen und militärischen Hintergrund Namibias erhalten;
- Mit der für Namibia besonderen Kolonialgeschichte (deutsche Kolonie, Mandatsgebiet des Völkerbunds, Vasallenstaat Südafrikas, Befreiungskampf) vertraut werden;
- die einmalige Landschaft, Flora und Fauna des Landes erleben;
- Kulturelle, ethnische und gesellschaftliche Eigenheiten Namibias kennenlernen.
Programm
Erster Reisetag (Hinflug): Sonntag, 02. November 2025
16:55 Uhr Flug mit Swiss nach München und weiter mit Lufthansa nach Windhoek.
Zweiter Reisetag: Montag, 03. November 2025
07:20 Uhr Landung in der namibischen Hauptstadt. Transfer in die Stadt, Gepäckdepot und Erfrischung in der Unterkunft. Anschliessend geführter Besuch des National Museums, Mittagessen, nachmittags Einführung durch die lokale EU-Delegation in die Beziehungen Namibias zu Europa, Welcome Dinner und Übernachtung***** in Windhoek.

Dritter Reisetag: Dienstag, 04. November 2025
Nach dem Frühstück Besichtigung des Independence Memorials und des Transnamib Museums, Mittagessen, Stadtrundfahrt durch Windhoek und wenn alles klappt Austausch mit dem Schweizer Honorar Generalkonsul in Namibia. Abends Vortrag in der Namibia Scientific Society zur Militärgeschichte Namibias, anschliessend Besuch der Library, Apéritif, Abendessen individuell, Übernachtung in Windhoek*****.

Vierter Reisetag: Mittwoch, 05. November 2025
Nach dem Frühstück Busfahrt zum Waterberg Plateau Park, Zwischenhalt beim Herero Cemetery in Okahadja, Mittagessen in Waterberg, nachmittags Besuch des Friedhofs und seiner Umgebung, Abendessen und Übernachtung in der Region Waterberg, wobei wir die Unterkunft aufgrund der Teilnehmerzahl wählen werden.

Fünfter Reisetag: Donnerstag, 06. November 2025
Nach dem Frühstück Besuch der Diekmann Jagdfarm, an deren Familiengeschichte sich exemplarisch über 100 Jahre zurückblicken lässt, Mittagessen, am Nachmittag Begehung des Waterberg Battlefield (Schlacht am Waterberg vom 11. August 1904 zwischen den Angehörigen des Volkes der Herero und der deutschen Schutztruppe für Deutsch-Südwestafrika). Abendessen und Übernachtung in der Region Waterberg.

Sechster Reisetag: Freitag, 07. November 2025
Nach dem Frühstück fahrt nordwärts in den Etosha National Park, frei von Malaria und bekannt für seine üppige Wildtierpopulation und die Salzpfanne, die sogar aus dem Weltall sichtbar ist, nach dem Mittagessen starten wir zu einer ersten, halbtägigen Safari, Abendessen und Übernachtung in der Etosha Safari Lodge im Nationalpark.

Siebter Reisetag: Samstag, 08. November 2025
Noch vor dem Frühstück begeben wir uns zu Fuss auf die Pirsch. Anschliessend Besuch des Fort Okaukuejo, nach dem Mittagessen beginnt die zweite halbtätige Safari. Abendessen und Übernachtung in der Etosha Safari Lodge.

Achter Reisetag: Sonntag, 09. November 2025
Nach dem Frühstück Busfahrt nach Twyfelfontain, Mittagessen und freie Zeit in der Twyfelfontain Country Lodge, am Nachmittag geführte Tour durch das Aba-Huab River Valley, bekannt für seine Elefantenherden, Abendessen und Übernachtung in der Twyfelfontain Country Lodge.

Neunter Reisetag: Montag, 10. November 2025
Nach dem Frühstück besuchen wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Region: das Damara Living Museum, der versteinerten Wald (Petrified Forest), die Felsmalereien und der «Burnt Mountain» geben Einblick in Millionen von Jahren Entwicklungsgeschichte, Mittagessen in der Lodge, Nachmittag zur freien Verfügung, Abendessen und Übernachtung in der Twyfelfontain Country Lodge.

Zehnter Reisetag: Dienstag, 11. November 2025
Nach dem Frühstück Fahrt in den Küstenort Swakopmund, Besichtigung des dortigen Museums und Stadtrundgang, gegen Abend Teil 2 des Referats zur Militärgeschichte Namibias, Abendessen individuell, Übernachtung***s in Swakopmund.

Elfter Reisetag: Mittwoch, 12. November 2025
Nach dem Frühstück Start zur «living desert tour», bei der «The Little Five» im Zentrum stehen. Mittagessen individuell in Swakopmund, nachmittags Besichtigung des Swakopmund Concentration Camp Memorial, anschliessend Fahrt zur Walvis Bay mit Besichtigung. Rückfahrt nach Swakopmund, Farewell Dinner und Übernachtung***s in Swakopmund.

Zwölfter Reisetag: Donnerstag, 13. November 2025
Nach dem Frühstück Bustransfer nach Windhoek, Mittagessen und freie Zeit für Shopping oder individuelle Spaziergänge, gegen Abend Transfer zum Flughafen Windhoek.
20:40 Uhr Abflug ab Windhoek via München nach Zürich.
Dreizehnter Reisetag (Rückflug): Freitag, 14. November 2025
08:45 Uhr Ankunft im Zürich Flughafen
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Der Reisebericht von Marc Steinfels
Bilder: Stefan Gubler
Vom Schutzgebiet des Deutschen Reiches zur unabhängigen
Demokratie
16 Reiseteilnehmer wurden von Urs Gerber in die dornenreiche Geschichte des erst vor 35 Jahren seine Unabhängigkeit erreichenden, zweitjüngsten Staates von Afrika eingeführt. Die wunderbare Natur erhielt auf der Reise eine bedeutende Beachtung.
2. November
Zwölf erwartungsvolle Teilnehmer treffen sich am Meeting Point in Kloten, um pünktlich um 17:00 Uhr über München und von dort über Nacht mit Lufthansas Tochtergesellschaft Discover nach Windhoek zu fliegen. Infolge ausverkaufter Flugverbindung reisen zusätzlich ein Paar von Frankfurt direkt und ein Teilnehmer von Genf über Addis Abeba.
3. November
Nach 10-stündigem Flug landen wir in Windhoek, wo uns unser Reiseleiter, Divisionär a D Urs Gerber, erwartet und auch die über andere Routen eintreffenden Teilnehmer kurz nach uns ankommen und damit die Reisegruppe auf 16 Teilnehmer ergänzen.

Der einheimische Chauffeur, des uns während des ganzen Aufenthaltes in Namibia zur Verfügung stehenden Safaribuses Cornilius, bringt uns ins Transnamib Eisenbahnmuseum, wo uns der ehemalige, deutschstämmige, perfekt deutsch sprechende, aber noch nie in Deutschland gewesene Museumsleiter Schullenbach erklärt, wie sich sein Land in den 1880er Jahren von Swakopmund aus durch die Eisenbahn entwickelte. Eine erste Schmalspurlinie diente dem Transport des in der Nähe abgebauten Guanos (Phosphate zur Herstellung von Dünger und Sprengstoff). Entlang des ins Innere des Landes erweiterten Schienennetzes entstanden die damals wichtigsten Ortschaften. Mit der Entdeckung des ersten Diamanten im Jahr 1908 im Innern des Landes erlebte die Bahn einen weiteren Aufschwung, der allerdings nicht bis in die Gegenwart anhält. Strassentransporte sind an ihre Stelle getreten und selbst die Diamanten werden heute nicht mehr am ursprünglichen Fundort, sondern aus den Schlammablagerungen an der Küste des südlich von Lüderitz gelegenen Sperrgebietes des Tsau/Khaeb Nationalparks gewonnen. Der aus Lesotho stammende Oranjefluss verfrachtet diesen über die grosse Distanz von mehr als 2000 km bis in den Atlantik, wo die Diamanten von mit Baggern und Filtereinrichtungen ausgerüsteten Hochseeschiffen vom Schlamm abgetrennt werden. Der Preis der durch die Minengesellschaft De Beers weltweit vermarkteten Diamanten soll stark gefallen sein, sodass Namibia hofft, mittels Oel aus Feldern vor der Küste zu neuen Einnahmen zu gelangen.
Nach dem Mittagessen im am ausgetrockneten Fluss gelegenen Riverview Restaurant werden wir im nahe gelegenen Villenquartier, wo alle stattlichen Häuser wegen nicht zu unterschätzender Kriminalität von Mauern umgeben, durch elektrische Zäune manchmal sogar noch durch Stacheldraht verstärkt sind, in der Residenz von EU-Botschafterin Beatriz Martins Geisler empfangen, die Urs Gerber schon seit seiner Tätigkeit in der Waffenstillstandskommission in Korea kennt. In ihren Ausführungen orientiert sie als Bürgerin der Bundesrepublik, des gewichtigsten Geldgebers des Entwicklungslandes darüber, dass man sich in der strategischen Zusammenarbeit auf die Beratung zum Aufbau einer grünen, auf Solarenergie beruhenden Wasserstoff-Technologie konzentriere und daneben Unterstützung leiste in der Berufsausbildung sowie in der administrativen, gesetzgeberischen Arbeit der namibischen Regierung.
Namibia sei ein faszinierendes Land mit viel Potenzial und einer recht gut funktionierenden
Demokratie. Dies zeige sich in der Präsenz der Frauen in wichtigen Funktionen, wie dem Staatspräsidentenamt und dem Gerichtspräsidium, auch wenn sich in der Jugend des Nordens wie zuletzt auf Madagaskar wegen bis zu 80 %-iger Arbeitslosigkeit ähnliche Protesttendenzen infolge unzureichender Chancen ergäben und jeder vierte Jugendliche aus der Schule austrete.
Das gemeinsame Nachtessen findet im ausgezeichneten und besten Haus am Platz, dem Stellenbosch Wine Bar & Bistro statt, wo wir durch eine charmante, junge Dame aus der im Land gebliebenen, vor über 100 Jahren eingewanderten, deutschen Minderheit zur Freude der Reiseteilnehmer bedient werden.
4. November
Manfred Goldbeck, deutschstämmiger Namibier in dritter Generation, empfängt uns im von
Nordkoreas Diktator Kim-Jong-Il gespendeten, auf einem Hügel gegenüber der unter nationalem Schutz stehenden, evangelisch-lutheranischen Christuskirche dominant gelegenen Independence Memorial Museum.

Er war ursprünglich Lehrer in einer internationalen Eliteschule, trat aber von seiner Schultätigkeit zurück, als immer klarer wurde, dass die sozialistische Regierung im Bildungswesen im Sinne gleicher Chancen für alle der Tendenz zur Niveaureduktion klar den Vorrang einräumte. Er hat in der Folge seit 1990 die Unternehmer-Laufbahn eingeschlagen und unter dem auf der Reise immer wieder angetroffenen Namen «Gondwana» Hotels, wie das von uns bezogene, bestausgewiesene «The Weinberg», Restaurants, eine Autovermietung und eine Ausbildung von Fremdenführern mit insgesamt 1600 Mitarbeitern gegründet. Die Führung seines Unternehmens hat er seinen Söhnen abgetreten. Seine Vorliebe gilt aber immer noch der Tätigkeit als Touristenführer, und so führt er uns eloquent durch das Museum, das im Stile des kommunistischen Realismus die nationale Befreiungsbewegung Namibias aufzuzeigen versucht.


Gordon McGregor, ein ehemaliger Fallschirmjäger, der während des in den Jahren 1975–1989 von Südangola aus geführten Befreiungskrieges der SWAPO gegen die südafrikanische Armee auf der Seite der Regierungstruppen im Kampf gegen die SWAPO in Angola im Einsatz stand, darüber aber nicht sprechen wollte, berichtet nachmittags im Institut der «Scientific Society and Library» über die militärischen Auseinandersetzungen, die sich in Namibia während des Ersten Weltkrieges abgespielt haben. Nachdem die Alliierten 1914 dem Deutschen Reich den Krieg erklärt hatten, marschierte das dem britischen Commonwealth angehörige Südafrika 1915 in der deutschen Kolonie Südwestafrika ein. Nach erfolgreichen Gefechten bei Gibeon, Tsumbeh/Windhoek und Otavi kapitulierte die als Schutztruppe benannte deutsche Garnison im Sommer 1915 mit dem Resultat, dass Südafrika sein Nachbarland besetzte. Der Völkerbund übertrug ihm in der Folge das Verwaltungsmandat. Südafrika betrachtete Südwestafrika aber kaum als Treuhandgebiet, sondern vielmehr als 5. Provinz. Während die der Schutztruppe angehörigen Soldaten und Offiziere das Land zu verlassen hatten, blieben viele deutsche Siedler im Land, das heute bei einer Gesamtzahl von 3 Millionen neben 1,5 % Mischlingen gemäss Namibia Statistics Agency noch rund 1,8 % rein Weisse aufweist, die zwei Drittel der kommerziell betriebenen Farmen besitzen sollen. Die einheimische Bevölkerung soll sich aus elf Ethnien zusammensetzen, die sich im wesentlichen untereinander auf englisch und afrikaans verständigen.
5. November
Nach früher Tagwache fahren wir im Bus zur 90 km nördlich von Windhoek gelegenen Stadt Okahandja, dem Zentrum der Hereros als ehemals bedeutendstem Eingeborenen-Stamm in Südwest-Afrika. Der ab 1890 geltende anfänglich harmonische Vertrag mit der deutschen Schutzmacht verschlechterte sich aufgrund der um die Jahrhundertwende immer intensiver werdenden Landverkäufe an die eingewanderten Deutschen durch den von seinem Volk ursprünglich hochverehrten Stammeshäuptling Samuel Maharero. Es kam grosse Unzufriedenheit unter den Stammesangehörigen auf, die in Mordanschlägen gegen die Siedler gipfelten. Diese wollten sich die Übergriffe nicht weiter gefallen lassen. So kam es am Fuss des Waterberges, 170 km nördlich von Okahandja am 11. August 1904 zu einer kriegerischen Auseinandersetzung, an welcher rund 1500 Angehörige der deutschen Schutztruppe 6 bis 10’000 Hereros mit ihren Familien und Rinderherden gegenüberstanden. Die nur schwach ausgerüsteten Hereros erlitten durch ihre Einkesselung eine schwere Niederlage. Wer nicht umkam, versuchte Richtung Osten in das Gebiet der Omaheke zu fliehen. Der von Berlin eingesetzte rücksichtslose General Lothar von Trotha setzte nach, und so gelang es, die Hereros von den Wasserstellen fernzuhalten. Zehntausende von Hereros starben an Hunger und Durst. General von Trothas berüchtigter Vernichtungsbefehl «kein Herero darf im Gebiet überleben» gilt als erster Völkermord im 20. Jahrhundert.
Nach der Besichtigung der Gräber von zwei in der letzten Hälfte des 20. Jahrhunderts lebenden Herero-Stammesfürsten, geht die Fahrt 170 km weiter in das Gebiet des erwähnten Waterberges, eines unter Naturschutz stehenden Tourismusziels in Namibia. Die relativ hohen Niederschläge versickern in der Sandsteinschicht und treten unten auf undurchlässige Tonschichten, wo das Wasser in Form von Quellen austritt. Dieses Gebiet ist relativ fruchtbar und deshalb bevorzugtes Land des Herero-Stammes.
Am Fuss des Waterberg-Plateaus, wo die Schlacht am 11. August 1904 stattfand, befindet sich ein kleiner, vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge nach wie vor unterhaltener Friedhof mit rund 80 deutschen Gräbern. Dies ist im Verhältnis zu den auf der Tafel in Windhoeks Christuskirche aufgeführten deutschen Kriegsopfern vergleichsweise eine relativ geringe Anzahl. Als edle Geste wird hier auf einer kleinen Gedenktafel auch an die viel zahlreicher umgekommenen Hereros erinnert.



Eine freiwillige Erklimmung des Waterberg Plateaus ist für einige ältere Reiseteilnehmer doch eher grenzwertig, so dass sie umkehren oder die Wanderung erst gar nicht antreten. Diejenigen, die durchhalten, werden oben auf dem Plateau Zeugen einer Auseinandersetzung innerhalb einer Schimpansen-Gruppe, deren Chef seine umfangreiche Familie unter lautem Geheul zu disziplinieren versucht.
Die Nacht verbringen wir in der schönen Otjiwa Safari Lodge nahe der Stadt Otjiwarongo.
Am 6. November …
… besuchen wir die Hamakari-Farm, wo wir von der Besitzerfamilie Diekmann, die seit 1908 hier in 5. Generation auf ihrer 20’000 ha umfassenden Farm lebt, freundlich empfangen werden. Sie betreibt Rinderviehzucht, stellt Holzkohle her und auf ihrer Wildtierfarm kann auch Jagd betrieben werden. Auf unseren beiden, je etwa zwei Stunden dauernden Rundfahrten besichtigen wir die Rinderzucht, die hier durch Kreuzung der Schweizer Simmentaler-Rasse mit der in Indien als heilig geltenden Brahman-Kuh betrieben wird. 2000 to Bio-Rindfleisch werden jährlich vornehmlich nach Skandinavien exportiert. 120 Arbeiter betreuen den Rinderbestand, leben in einfachsten Blechhütten, sind aber ihrerseits Besitzer von 10 % der rund 1500 Rinder. Dadurch wird die Identifikation der Arbeiter mit der Farm gefördert. Eine Gruppe von rund 180 dem Sohn Diekmann unterstehenden, überwiegend angolanischen, weil arbeitsameren Arbeitern bereiten nach Europa zu exportierende, FSC-zertifizierte Holzkohle aus den wild wachsenden Dornenbüschen zu.

Auf der Fahrt treffen wir auf einen Grabstein, der aufzeigt, dass 1904 selbst ein Besitzer einer nur sehr geringen Agrarfläche von 2 ha nicht von der Ermordung durch die Hereros ausgeschlossen war.
Der Sohn seines geflohenen Begleiters, Mburumba Kerina, kreierte später übrigens die Bezeichnung Namibia, um den kolonialen Namen Südwest Afrikas zu ersetzen.
An anderer Stelle auf Diekmanns riesiger Farm treffen wir auf eine von der deutschen Kriegsgräberfürsorge betreute Gedenkstätte, gemäss welcher hier am 11.8.1904 elf Offiziere und Soldaten der Abteilung Heyde den Heldentod erlitten haben mussten.

Wir treffen auf zahlreiche Giraffen, zahlreiche Springböcke, Elenantilopen und Zebras. Für Grosswild hingegen scheint die Farm zu klein zu sein.

Die Nacht verbringen wir im Hotel «C’est Si Bon» in Otjiwarongo.
7. November
Nach rund dreistündiger Fahrt weiter Richtung Nord gelangen wir zur Etosha Safari Lodge und auf einer anschliessenden vierstündigen Safari geht es von Süden her in den westlichen Teil des riesigen Ethosha National Parkes, der mit 22’912 km² etwa der Hälfte der Oberfläche der Schweiz entspricht, wovon die eigentliche unwirtliche Pfanne (Salzwüste) etwa 20 % ausmacht.

In der befahrbaren, weitgehend ebenen, nur mit schwacher Fauna bewachsenen Fläche präsentieren sich Giraffen, Springböcke, Elenantilopen, Herden von Gnus, rund zehn Elefanten mit ihrem Nachwuchs, zwei Nashörner und was uns speziell in Bann zieht: ein Löwenpaar auf Pirsch, um sich aus der grossen Herde Gnus eines für die Abendmahlzeit auszusuchen. Die Löwin geht dabei rund 100 Metern ihrem Herrn und Gebieter voraus und wird wohl auch weitgehend für die Jagd zuständig gewesen sein. Ein lehrreicher Anschauungsunterricht für alle Nicht-Infanteristen.




8. November
In aller Frühe Tagwacht, um 07:30 Uhr in den östlichen Teil des Parks zu fahren. Die Temperatur ist äusserst angenehm und bei der Fahrt lohnt sich sogar eine Jacke. Auch hier können wir einer Jagd beiwohnen: Ein Gepard, auch Cheetah genannt, pirscht sich einer Springbock-Herde an, die der Gefahr lange nicht gewahr wird. Kaum 50 Meter ist er von einem der potenziellen Opfer entfernt, als er in einem gewaltigen Angriff einen Springbock attackiert. Dieser flüchtet erfolgreich unter Hinterlassung einer grossen Staubwolke. Nach fünf Stunden kehren wir in die Lodge zurück und geniessen den verbleibenden Tag.




9. November
In einer fünfstündigen Fahrt zur Hälfte auf nicht asphaltierter Strasse erreichen wir die Twyfelfontain Country Lodge, die durch ihre Lage an einem unmittelbaren Felsabsturz und durch ihre spezielle Architektur beeindruckt. Nachmittags führt uns ein Ranger in das für seine vergleichsweise kleingewachsenen Wüstenelefanten bekannte Abu Huab River Valley. Wir treffen dort auf die etwa 25 derselben Familie angehörenden Elefanten, von welchen ein Jungtier sich am Rückspiegel unseres Fahrzeuges zu schaffen macht. Auf der Rückfahrt führt uns der Weg über die umliegenden Berge und wir bekommen einen Eindruck des wunderschönen, komplett menschenleeren Raums des nordwestlichen Namibias.

10. November
Früh um 07:30 Uhr geht’s los auf die Tour zur Besichtigung der Sehenswürdigkeiten in der weiteren Umgebung der «zweifelhaften» Quelle. Im Petrified Forest treffen wir auf jahrmillionenalte, versteinerte Pinien, die über Gletscher aus Zentralafrika an den heutigen Standort verfrachtet worden sein sollen und hier unter Druck, Hitze, Wasser und Einlagerung von verschiedenen Metallen wie Mangan, Eisen, Kobalt und weiteren in den heutigen Zustand versetzt wurden. Durch die ständig wechselnden äusseren Umstände haben sich die Bäume in Segmente von 50–100 cm unterteilt. Durch den Fund dieser Einlagerung ist man zur Einsicht gelangt, dass in der Umgebung wertvolle Elemente und Mineralien auffindbar sein könnten.

Im Damara Living Museum zeigen uns Angehörige eines der grössten namibischen Stämme, die Damaras, ihre Traditionen: Die auf Pflanzen beruhende Heilkunde, die Entfachung von Feuer durch Reibung von verschiedenen Hölzern und die Herstellung von Schmuckgegenständen mit einfachsten Materialien wie Eierschalen durch die Frauen. Dies wird uns von einem recht gut deutsch sprechenden Schwarzen auf originelle Weise und zum Teil auch in seiner durch eigenartige, unbeschreibliche Klicks mit der Zunge ergänzten Sprache erklärt, die wir erfolglos zu imitieren versuchen.


In den Vierzigerjahren des letzten Jahrhunderts hat ein Deutscher jahrtausendealte Felsmalereien entdeckt, die auf von Bergsturz herrührenden, mit grossen Flächen versehenen Felsen ohne Beeinträchtigung über die lange Zeit zu sehen sind. Dieser Fund ist im Jahr 2007 ins Inventar des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen worden. Rund die Hälfte der GMS-Mitglieder, die der Bergsteigerfraktion hinzuzuzählen sind, wagen den beschwerlichen Weg zu diesen Felszeichnungen. Auf dem Rückweg zur Lodge wird noch ein kurzer Halt bei den Organpipes eingeschaltet, die als vulkanische Bestandteile durch vertikale Verschiebungen unter grossem Druck entstanden sind. Gleich daneben ist der wahrscheinlich unter ähnlichen Umständen entstandene Burnt Mountain zu sehen.


11. November
In einer fast fünfstündigen Fahrt verschieben wir uns durch ein fast menschenleeres Gebiet an interessanten, aus kugelförmigen, grossen Felsen gebildeten, durchaus 100 oder mehr Meter hohen Bergen mittlerer Grösse vorbei Richtung Süden über Uis und von dort auf einer durch China im Bau befindlichen Strasse nach Hentiesbaai und Swakopmund. Nach einer individuellen Erkundung der ursprünglich fast rein deutschsprechenden Hafenstadt hält unser Reiseleiter einen abschliessenden und zusammenfassenden Vortrag über den Unabhängigkeitskrieg Namibias, auf dessen Vorgeschichte die Reiseteilnehmer auf verschiedene Weise im Verlauf der Reise bereits gestossen sind.
Nachdem im 19. Jahrhundert deutsche Händler, Missionare und Siedler in das Gebiet des heutigen Namibias eingewandert waren und sich Land durch Verträge mit Stammesfürsten zueignen konnten und daraus, wie bereits berichtet worden war, immer wieder Konflikte entstanden waren, erklärte 1884 das Deutsche Reich das Land zur Kolonie «Deutsch-Südwestafrika». Im Ersten Weltkrieg wurde es durch das auf Seiten Englands stehende Südafrika besetzt und mit der Gründung des Völkerbundes wurde es 1920 als Mandatsgebiet der Verwaltung der Südafrikanischen Union unterstellt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg widersetzte sich die auf den Völkerbund folgende UNO dem Begehren Südafrikas, sich Namibia als fünfte Provinz definitiv anzueignen, und erklärte das Gebiet zum Treuhandgebiet der UNO, wobei aber die Verwaltung immer noch bei der Südafrikanischen Union verblieb und diese ihre Einflussnahme sogar noch intensivierte. So führte Südafrika 1951 die in Südafrika geltende Apartheid entgegen der Einsprache der UNO auch in Namibia ein. 1959 wurde die oppositionelle „Ovamboland People’s Organisation“ (OPO) gegründet, in welcher Sam Nujoma, der spätere Präsident Namibias, eine bedeutende Rolle spielte. An einer in Windhoek stattfindenden Demonstration gegen die von den südafrikanischen Behörden verfügte Zwangsumsiedlung gab es viele Tote. Im Jahr 1960 wurde die OPO in South-West Africa People’s Organisation (SWAPO) umbenannt und die Anführer gingen ins Exil, vorerst nach Sambia und später nach Angola. Im Jahr 1962 wurde die „People’s Liberation Army of Namibia“ (PLAN) als militärischer Arm der SWAPO mit Unterstützung der UdSSR formiert.
Die kriegerischen Auseinandersetzungen spielten sich bis 1975 im Grenzgebiet zu Angola ab. In diesem Jahr wurde Angola von Portugal unabhängig und die „South African Defence Force“ (SADF) weitete ihre Aktionen gegen die vornehmlich von Angola aus operierende SWAPO nach Angola aus. Die marxistische „Movimento Popular de Liberaçao de Angola“ (MPLA) unterstützte zusammen mit in Angola stationierten kubanischen Einheiten die SWAPO. Am 4. Mai 1978 griff die SADF das SWAPO-Camp in Cassinga rund 250 km innerhalb Angolas unter der Bezeichnung «Operation Reindeer» an und tötete gegen 600 PLAN-Kämpfer sowie auch Zivilisten. Ein nahegelegenes kubanisches Bataillon beabsichtigte der SWAPO zu Hilfe zu kommen, konnte aber im letzten Moment von den Südafrikanern gestoppt werden. Die SADF musste überstürzt und unter Zurücklassung von Gefangenen und Material den Rückzug antreten. Auch wenn Südafrika die Operation Reindeer als grossen Erfolg bezeichnete, so steuerte es sich dadurch weiter in die politische Isolation. Im Jahr 1984 anerkannte die UNO die SWAPO als legitime Vertretung Südwestafrikas.
Nach wie vor tobte ein Bürgerkrieg in Angola, bei dem die westlich orientierte UNITA unter Führung von Jonas Savimbi die kommunistisch orientierte und vom Ostblock, Nicaragua und Kuba unterstützte MPLA bekämpfte. Ein letztes Mal im Jahr 1988 beteiligte sich die südafrikanische SADF ausserhalb ihres Landes an Kämpfen gegen das Vordringen kommunistischer Streitkräfte in Angola gegen die verbleibenden Rückzugsgebiete der UNITA sowie auch gegen Namibia. An der Seite von Jonas Savimbis UNITA kämpfte sie in der Schlacht von Cuito Cuanavale. konnte aber den kommunistischen Vorstoss Richtung Mavimba im Südosten Angolas nicht aufhalten. Die SADF war damit so geschwächt, dass am 22. Dezember 1988 unter Druck und Vermittlung der USA und der UNO ein Abkommen zwischen Angola, Kuba und Südafrika zustande kam, das die Unabhängigkeit von Namibia garantierte.
Bereits im Februar 1989 beauftragte die UNO die Transition Assistance Group UNTAG zur Unterstützung und Überwachung der ersten freien Wahlen in Namibia und der Bundesrat erklärte sich zur Unterstützung bereit. Im März 1989 befand sich bereits ein erstes schweizerisches Hilfskontingent (Swiss Medical Unit SMU) zum Betrieb von 4 Kliniken an Ort und Stelle. Insgesamt 387 Armeeangehörige, darunter 157 Frauen befanden sich für einen viermonatigen Einsatz vor Ort.
12. November
Jürgen, ein deutschstämmiger Namibier, der früher ein Restaurant führte und sein Hobby in der Naturbeobachtung fand, führt uns in den unmittelbar südlich der Stadt Swakopmund als Teil der Namibwüste gelegenen Nationalpark Dorob, um uns die «Little Five» näherzubringen. Es handelt sich dabei um den Namib Dünen Gecko, die Dünen-Ferrari Eidechse, das Namaqua Chamäleon, die Sandviper und die Tanzende Weisse Dame (als Dünen-Spinne), von denen er die ersten beiden sucht und aus dem Sand gräbt und den Dritten auf einer bewachsenen kleinen Kuppe findet. In blumigen Worten und mit viel Humor erklärt er uns eloquent ihre Überlebensweise und wir halten die kleinen Tiere zum Teil in eigenen Händen. Die wunderbare Dünenlandschaft in den verschiedensten Farbschattierungen basiert auf unterschiedlichsten Zusammensetzungen der Sande, die zum Teil sogar magnetische Eigenschaften aufweisen und so von den anderen abgetrennt werden können und unter Magneteinwirkung zu textilähnlichen Oberflächen zusammengefügt werden können. Am Ende werden wir mit den 4 × 4-Fahrzeugen über die recht hohen Dünen chauffiert. Wer im ursprünglichen Reiseprogramm den Besuch der weltweit höchsten Dünen in Sossusvlei vermisst hat, wird durch den Besuch der Dünen südlich von Swakopmund mit Jürgens Kommentaren mehr als entschädigt.




Am Nachmittag besuchen wir den grossen Friedhof von Swakopmund auf dem ursprünglich nach dem deutsch-namibischen Krieg eines von drei namibischen Konzentrationslager stand, das nach General von Trothas Vernichtungsbefehl der Hereros und Namas 1908 eingerichtet worden war.

Erst auf Bismarcks Intervention wurde auf die weitere Eliminierung dieser Stammesangehörigen verzichtet. Nichtsdestotrotz verloren viele ihr Leben aufgrund der harten Zwangsarbeit beim Strassen– und Schienenbau. Rund 40 km südlich von Swakopmund wird anschliessend noch kurz die riesige Lagune von Walvis Bay mit ihren grossen Flamingo-Beständen und dem einzigen Tiefseehafen von Namibia besichtigt.
Bild
13. November
In einer fast fünfstündigen Fahrt verschieben wir uns von Swakopmund nach Windhoek, von wo wir am Abend auf verschiedenen Routen wieder nach Hause fliegen.
Wir blicken auf zwölf wunderschöne Tage in Namibia zurück, wo uns unser Reiseleiter, Urs Gerber hervorragend in die kurze Geschichte des erst vor 35 Jahren unabhängig gewordenen und im gleichen Jahr in die UNO-Staatengemeinschaft aufgenommenen Namibia eingeführt hat und uns an Ort und Stelle auf die wesentlichen Ereignisse auf dem dornenvollen Weg dahin hinwies. Diese Reise erforderte eine umfangreiche Vorbereitung, die in der detaillierten, kompetent verfassten Dokumentation zum Ausdruck kommt. Aber nicht nur die politische Entwicklung, die zur Unabhängigkeit des Landes Namibia führte, sondern auch die wunderbare, vielfältige Natur fand auf dieser Reise gebührende Berücksichtigung, an die sich die Reiseteilnehmer sehr gerne zurückerinnern werden.
Die Reisebilder von Stefan Gubler
Aktualisiert am 24/12/2025




