Meiringen und Grimselwelten
Inhalt aktualisiert am 17.10.2025
Reiseleitung: Oberst a D Jürg „Kobi“ Kobert
Zwei Exkursionstage
Wiederholungsreise: 2023
Thematische Umschreibung
Der Militärflugplatz ist für die permanente Einsatzbereitschaft der Luftwaffe verantwortlich. Ob direkt im Flugdienst, im Unterhalt der umfangreichen Infrastruktur oder der Überwachung des Luftraumes – mit Ihrer Qualität und Präzision leisten sie einen wichtigen Beitrag für die Sicherheit des Landes an vorderster Front.
Auf der Airbase Meiringen werden wir am ersten Tag informiert, gebrieft, dabei sein und bestimmt staunen können. Als ehemaliger Staffel 11 Pilot auf F 5 (Tiger) ist der Reiseleiter als «Alttiger» immer noch eng mit seinen Fliegerkameraden verbunden. Diese tragen stolz den Tiger in ihrem Staffelabzeichen. Darum wird die Geschichte der Fliegerstaffel 11, inklusive NATO TIGER ASSOCIATION – die Fl St 11 ist seit 2004 Fullmember und nimmt mit ihren F/A 18 regelmässig an Nato Tiger Meets teil – nicht zu kurz kommen.
Nebst dem Flugplatz Meiringen, ist die Kraftwerke Oberhasli AG ein wichtiger Arbeitgeber für das Haslital. Die Grimselwelt ist ein Engagement im Tourismusbereich der Kraftwerke Oberhasli AG. Darum reisen wir für die Übernachtung auf den Grimselpass und logieren auf fast 2000 Meter Höhe im Hotel Grimsel Hospitz. Natürlich werden wir beim Blick auf die Baustelle der neuen Spitallamm-Staumauer und in Handeck beim Thema «Wasserkraft-Pioniere» etwas tiefer in die geschichtlichen Zusammenhänge tauchen, als dies die «normalen» Touristen dürfen.
Programm
Erster Reisetag: Mittwoch, 11. Juni 2025
07:30 Uhr Abfahrt mit Car ab Zürich Sihlquai, (08:30 Zustiegsmöglichkeit in Luzern, Carparkplatz Inseli) via Brünig nach Meiringen (09:35 Zustiegsmöglichkeit für Anreisende aus Bern am Bahnhof Meiringen). Ausführungen – in neudeutscher Fliegersprache Briefings – durch die auf der Airbase zuständigen Fachexperten zur Bedeutung des Militärflugplatzes für die Region, zur Führung und zu den zahlreichen Aufgaben. Mittagessen auf dem Flugplatz. Darauf folgen Besichtigungen der Hangars und Ausführungen zum Flugbetrieb. Der Einblick in die Geschichte der in Meiringen „beheimateten“ Fliegerstaffel 11 beleuchtet die Entwicklung unserer Luftwaffe bis heute und in naher Zukunft.

Kaffeepause, anschliessend Referate von ehemaligen und aktiven Piloten auf der Airbase. Abends Transfer auf den Grimselpass. Ausführungen zum Tornado-Absturz an der Jungfrau (April 2007) im Verlauf des Abendessens. Übernachtung *** im dortigen Hotel.
Zweiter Reisetag: Donnerstag, 12. Juni 2025
Nach dem Frühstück: Ausführungen zur Aufgabe des Gebirgsdetachements der Luftwaffen durch deren ehemaligen Chef; anschliessend Referat zur Geschichte und militärischen Bedeutung der Grimselkraftwerke. Ausführungen zu den Bauvorhaben der Kraftwerke Oberhasli am Spitellam. Fahrt auf die Grimselpasshöhe und Besichtigung eines dortigen Infanteriebunkers (A 8912). Anschliessend Fahrt nach Handegg, Mittagessen. Nachmitags: Fortsetzung der Führung durch die Grimselkraftwerke. 17:00 Uhr Rückfahrt via Meiringen (Bahnhof), Luzern (Bahnhof) nach Zürich. Erwartete Ankunftszeit in Zürich: ca. 19:00 Uhr.

Der Reisebericht von Georg Schwarz
Bei Kaiserwetter starteten wir unsere Reise am Carparkplatz in Zürich. Der Weg führte uns via Luzern Inseli direkt zum legendären Flugplatz Meiringen – eine Strecke wie aus dem Reiseprospekt für Aviatikfreunde. Am Steuer sass Martin Budinsky vom GMS-Sekretariat bzw. vom Reisebüro Schmid – Pilot des Busses, ruhige Hand am Steuer und Turbulenzen gab’s höchstens im Kaffebecher.
Am Zielort wurden wir – 22 gut gelaunte Teilnehmerinnen und Teilnehmer – von unserem Reiseleiter, Oberst a D Jürg „Kobi“ Kobert herzlich begrüsst. Der „Tiger-Flüsterer“ freute sich sichtlich, denn von den 22 GMS-Gesichtern kannte er bereits neun – ein kleines Klassentreffen mit Jet-Background. Wie schon im Jahr zuvor war die Reise frühzeitig ausgebucht – was ihn besonders stolz machte.
Nach einer kleinen Stärkung mit Kaffee und Gipfeli folgte Kobis bewährtes Briefing: seine „Rules of Engagement“ für die Reise. Klar, strukturiert, mit einem Augenzwinkern – ganz im Stil eines ehemaligen Obersten, der jetzt die Zügel des Reiseprogramms locker, aber präzise in der Hand hält.
Im mit einer überdimensionalen 11er-Tiger Fahne geschmückten Plenarsaal – der wohl gemütlichste Tiger-Horst der Schweiz – wurden wir vom stellvertretenden Kommandanten der Airbase und Stabschef Simon Flückiger empfangen. Freundlich, souverän und mit trockenem Charme begrüsste er uns so, wie man alte Bekannte willkommen heisst – kurz: mit Stil.

Sein Referat über den Flugplatz Meiringen war dann alles andere als trockene Materie. Fundiert, lebendig und mit der nötigen Prise Selbstironie vermittelte er uns einen Blick hinter die Kulissen eines der wohl spektakulärsten Militärflugplätze Europas. Oder, wie er es passend formulierte: „Willkommen im Paradies“.
Ein Flugplatz mit Geschichte – und Zukunft im Überschalltempo
Zum Einstieg gab’s erstmal einen spannenden Rückblick auf die Geschichte des Flugplatzes Meiringen – und die hat es in sich. Der Bau wurde während des Zweiten Weltkriegs ausgelöst. 1941 entstand in der Moorlandschaft zunächst eine einfache Graspiste – also quasi der „Rasenmähermodus“ der Schweizer Luftwaffe. Doch bereits zwei Jahre später wurde aufgerüstet: Hartbelagspiste, Unterstände und der erste Stollen wurden zwischen 1943 und 1944 gebaut. Seitdem hat sich Meiringen stetig weiterentwickelt – sozusagen mit Nachbrenner in Richtung Zukunft.
1959 landeten die ersten Hunter-Kampfjets, 1979 kam der Tiger F-5 ins Spiel, und ab dem Jahr 2000 zogen die F/A-18 in die Kavernen ein. Und die Geschichte ist noch lange nicht zu Ende: Ab 2030 sollen die hochmodernen F-35 ihre Nachfolger werden. Bis 2025 investiert der Bund rund 25 Millionen Franken in neue Unterstände und Kavernen – ganz nach dem Motto: Wer fliegen will wie in der Zukunft, muss heute schon bohren, graben und betonieren.
Der Flugplatz ist heute ein echter Wirtschaftsfaktor: Rund 200 Personen arbeiten hier – darunter 25 bis 30 Lernende in verschiedensten Berufen. Der Flugplatz zählt damit zu den wichtigsten Arbeitgebern der Region. Wer hätte gedacht, dass Hightech-Kampfjets auch Karrieren am Boden beflügeln?
Auch das sensible Thema Lärmemissionen wurde angesprochen: Während in Meiringen selbst die Akzeptanz des Flugplatzes gestiegen ist – offenbar liebt man hier den Sound der Freiheit – gibt es im Haslital weiterhin kritische Stimmen. Der Betrieb wurde in den letzten Jahren jedoch stark reduziert, und in den Sommermonaten ist sogar für volle acht Wochen Ruhe angesagt – dann übernimmt die Natur wieder das Kommando.
Kaum hatten wir die spannende Einführung verdaut, war es auch schon Zeit, den Magen zu füllen: Im charmanten Fliegerstübli wartete ein feines Mittagessen auf uns – klar strukturiert, ohne Flugplanänderung, und ganz ohne Turbulenzen.

Einziger Wermutstropfen: Leider folgte weder ein Pilot der Fliegerstaffel 11 noch ein Mitarbeitender des Flugplatzes unserer herzlichen Einladung. Schade, denn wir hätten unsere Fragen nur allzu gerne auch einmal ganz entspannt bei einem Teller Pasta oder einem Stück Fleischkäse gestellt – von Jet zu Gabel, sozusagen. Aber vielleicht stand gerade wieder ein F/A-18 im Start – Dienst geht eben vor Dessert.
Frisch gestärkt und ausgestattet mit roter Warnweste und Gehörschutz, machten wir uns auf den Weg. Zwei Mitarbeiter des Flugplatzkommandos führten uns in einem kurzen Marsch zum alten Hangar – stilecht entlang der Gemeindestrasse, die, zu unserer grossen Verwunderung, auch heute noch direkt über die aktive Piste führt. Ein bisschen wie russisches Roulette mit 15 Tonnen Schubkraft – aber offenbar funktioniert’s seit Jahrzehnten. Schweizer Präzision eben.

Zwischen Düsenjets und Freifall – Besuch bei den Himmelsstürmern
Manchmal braucht es einfach ein bisschen Glück – und das war an diesem Tag ganz klar auf unserer Seite. Im alten Hangar, den wir eben betreten hatten, herrschte reges Treiben: Weltklasse-Fallschirmspringerinnen und -springer waren gerade mitten in den Vorbereitungen für ihren Sprungdienst. Kein alltäglicher Anblick – es sei denn, man verbringt seine Nachmittage sonst im freien Fall aus 2000 Metern Höhe.
Der Flugplatz Meiringen dient nämlich nicht nur den Jetpiloten, sondern heute auch als Trainingsstandort für die Schweizer Skydiver-Nationalmannschaft. Und das mit gutem Grund: Hier wird nicht einfach nur gesprungen – hier wird für Europa- und Weltmeisterschaften trainiert. Das aktuelle Training war Teil der letzten Vorbereitungen für die Europameisterschaft in Klatovy, Tschechien, die vom 9. bis 13. Juli 2025 im Rahmen der 11th FAI European Style and Accuracy Landing Championship stattfindet.
Was uns besonders beeindruckte: Die Fallschirmsportlerinnen und -sportler sind Amateure – aber mit einem Können, das problemlos mit der internationalen Profiszene mithalten kann. Leidenschaft, Disziplin und Schweizer Präzision machen es möglich. Kurz gesagt: Wenn diese Truppe vom Himmel fällt, dann nur punktgenau – auf den Zentimeter genau, mitten ins Ziel. Wer braucht schon Flügel, wenn man so landet?
Begrüsst wurden wir nicht von irgendwem – sondern von einem, der gefühlt in der Luft geboren wurde.
Nicolas Baumann aus Wilen ist nicht einfach Fallschirmspringer. Er ist Fallschirmspringer. Der Sport liegt ihm buchstäblich in den Genen: Sowohl Mutter als auch Vater und sein Bruder Michele sind aktive Springer – während andere Kinder auf dem Spielplatz herumtollten, wuchs Nicolas quasi direkt auf dem Sprungplatz auf. Und weil ihm das Warten auf die Rekrutenschule zu lang wurde, absolvierte er bereits mit 16 Jahren seine Fallschirmsprunglizenz. Geduld ist eben keine Tugend, wenn man lieber aus dem Flugzeug springt.
Seine sportliche Laufbahn liest sich wie ein Höhenflug: 2014 holte er seinen ersten Weltcupsieg im Zielspringen in der Juniorenkategorie – Goldmedaille inklusive. Und 2023 krönte er sich zum Vizeweltmeister. Damit ist er heute nicht nur Aushängeschild der Schweizer Fallschirmszene, sondern auch ein echter Beweis dafür, dass man mit Leidenschaft und Timing ziemlich weit kommen kann – oder besser gesagt: ziemlich tief runter, aber punktgenau.
Auch militärisch hat Nicolas Baumann einiges vorzuweisen. Er dient bei den Fallschirmaufklärern mit dem Rang eines Leutnants und wurde im Kommando Spezialkräfte in Isone (TI) ausgebildet – dort, wo der Alltag steiler ist als jeder Abhang in den Alpen. Heute leitet er die Spitzensporteinheit der Armee als Chef der Disziplin Fallschirmspringen – und wir durften ihm für einmal nicht nur beim Landen, sondern auch beim Erzählen zuhören.
Millimeterarbeit aus tausend Metern – mit einem bekannten Piloten im Cockpit
Kurz bevor der Pilatus Porter mit einem satten Röhren abhob – übrigens gesteuert von niemand Geringerem als Oberst Roland Gabriel, der uns 2021 als Chef Einsatzführung durch die Operationszentrale in Dübendorf geführt und dabei einen eindrücklichen Vortrag über den Quick Reaction Alert (QRA) gehalten hatte – erklärte uns Nicolas Baumann, worauf es beim Fallschirmspringen auf diesem Niveau wirklich ankommt.
Vergesst Zentimeter. Hier entscheiden Millimeterüber Sieg oder Staubfänger. Der Zielkreis auf dem Boden ist gerade einmal so gross wie ein Zweifränkler – das sind 27,4 Millimeter Durchmesser für alle, die das Kleingeld grad nicht zur Hand haben. Und genau dort soll der Absatz aufsetzen.
Damit man das auch exakt messen kann, steckt im Absatz der Schuhsohle ein winziger Sensor. Hightech trifft High Drop. Nur mit dieser Technologie lässt sich feststellen, wie viele Millimeter der Sprung wirklich daneben – oder eben perfekt mitten ins Schwarze – gelandet ist. Willkommen im Spitzensport des freien Falls, wo jeder Tritt sitzt. Oder besser gesagt: sitzen muss.
Landung mit Stil – und ein ehrliches Luftholen
Noch während Nicolas Baumann redete, landeten die ersten Fallschirmspringer – leicht bekleidet, aber hochkonzentriert. Der erste setzte aus unserer Sicht einen Volltreffer: mitten auf dem winzigen Zielkreis, fast so präzise wie ein Schweizer Uhrwerk.
Der zweite kämpfte etwas mit dem Wind und tanzte knapp am Ziel vorbei, während der dritte wieder punktgenau landete – ganz klar ein Meister seines Fachs. Haltungen und Techniken unterschieden sich kaum, das war für uns Laien kaum auszumachen.
Erst als die Springer auf uns zuliefen, fiel uns auf, dass der dritte ein bisschen älter wirkte – kein Wunder, dachte man, der kann’s sich leisten, langsam zu werden. Mit dem Fallschirm lässig um die Schultern geworfen, kam er auf uns zu, schenkte uns ein herzliches Lächeln und sagte:
„Lasst mich erst mal kurz durchschnaufen. Von aussen sieht das alles vielleicht leicht aus – aber glaubt mir, ich bin noch immer ein bisschen ausser Atem.“
Ein Moment, der uns daran erinnerte: Auch die Spitzensportler sind nur Menschen – und beim Fallschirmspringen ist Landen eben doch keine Selbstverständlichkeit.
Von Vater zu Sohn – und von Zweifeln zu Weltklasse
Sogleich stellte „Kobi“ seinen Kameraden vor: „Das ist mein Kamerad Oberstleutnant Hans-Jörg Baumann – der Vater von Nicolas. Ebenfalls mehrfacher Sieger und Meister, und auch heute noch auf Weltklasse-Niveau unterwegs.“
Hans-Jörg Baumann ergriff das Wort und präsentierte seinen Sport auf eine ganz persönliche und beeindruckende Art. Ein echtes Paradebeispiel dafür, was im Schweizer Milizsystem mit echter Leidenschaft möglich ist: Spitzensport aus Überzeugung – und das fast ganz ohne Profi-Infrastruktur.

Seit über 45 Jahren ist er dabei – mehrfacher Meister, eine wahre Institution. Doch die junge Generation steht schon in den Startlöchern, darunter auch talentierte Schweizer Fallschirmspringerinnen, die sich mit großen Sprüngen Richtung Weltspitze bewegen. „Einfach grandios“, wie Hans-Jörg betonte.

Zum Abschluss bedankte er sich herzlich bei den GMS-Besuchern für ihr Interesse und erzählte eine amüsante Anekdote: 1975 besuchte er gemeinsam mit Kobi die Gewerbeschule Zürich. Damals soll ein Ausbildner über die beiden gesagt haben:
„Aus diesen zwei wird wohl einmal nichts.“
Ein Satz, der sich, wie man heute sieht, gründlich als falsch herausstellte. Denn auch zivil konnte Hans-Jörg eine beeindruckende Karriere hinlegen.
„Wer mehr über mich erfahren möchte – einfach googeln“, meinte er schmunzelnd mit einem Augenzwinkern.
Der Besuch bei dieser sehr eingeschworenen Truppe wurde zum eigentlichen Höhepunkt des Tages. Danach folgte ein Rundgang rund um die für uns verschlossenen Flugplatzhallen – für einige war der Marsch eher ein kleiner Reinfall, geträumt hatten diese ja von einem Besuch in die Kaverne. Die beiden Flugplatzmitarbeiter beantworteten zwar geduldig unsere Fragen und erklärten den Betrieb so gut sie konnten. Einen Tiger F-5E, der kurz vor der Ausmusterung stand, durften wir sogar anfassen und ins Cockpit schauen. Beim F/A-18 jedoch gab es nur ein 1:1-Mock-up zu bestaunen – ein Trainingsmodell für Feuerlösch- und Rettungsübungen, quasi die Übungspuppe unter den Jets.
Während unseres Marsches starteten gerade mal zweimal je ein F/A-18, was für etwas Action sorgte. Zutritt hatten wir nur zur Halle der Schneeräumungsfahrzeuge – und wow, diese riesigen Maschinen wirkten fast so beeindruckend wie die Jets selbst.
Stabschef Simon Flückiger hatte uns bereits im Vortrag erklärt, dass wegen Personalmangels und strenger Geheimhaltung ab nächstem Jahr keine individuellen Gruppen mehr auf den Flugplatz dürfen. Dafür plant das Flugplatzkommando, zweimal jährlich einen offiziellen „Tag der offenen Tür“ für alle Interessierten zu veranstalten.
NATO Tiger Meet historisch
Zurück im Plenarsaal sprang Kobi kurzerhand für den kurzfristig erkrankten Oberst a D und Ehrentiger Hansruedi „Begge“ Beck ein und hielt den geplanten Vortrag über das NATO Tiger Meet „einst“.
Bei diesem jährlich von der NATO Tiger Association (NTA) veranstalteten Treffen versammeln sich Fliegerstaffeln, die den Tiger im Staffelemblem tragen – quasi das wilde Katzen-Klassentreffen der Luftwaffen. Dort wird nicht nur zusammen geflogen und Sport betrieben, sondern vor allem die Kameradschaft gepflegt.
Aus erster Hand erfuhren wir, wie die Staffel 11 in den 80er Jahren erstmals Kontakt zu den NATO-Tigern knüpfte. Damals durften Begge und seine Kameraden zwar nur mit dem dienstlichen Opel anreisen – aber auf den verschiedenen ausländischen Militärstützpunkten fanden sie schnell echte Fliegerfreunde.
Als 11er Staffelkommandant organisierte Begge in den 90ern gleich zwei Mini Tiger Meets in Meiringen. Da die NATO-Tiger ihre Kampfflugzeuge damals nicht mitbringen durften, stand bei diesen Treffen die Kameradschaft umso mehr im Mittelpunkt. Mit Schneebivak, Skifahren (Fellen) sportlichem Wettbewerb und Fondue.
Kobi erklärte uns, was diese Organisation so einzigartig macht und wie wertvoll diese Kontakte für unsere Kampfpiloten sind. Er betonte, dass unsere Schweizer Piloten aufgrund der Neutralität und trotz ihrer damals schon modernen Tiger-Flugzeuge eher isoliert trainierten. Die echte Kampferfahrung der NATO-Tiger-Staffeln hinterließ deshalb nicht nur Eindruck, sondern brachte auch wichtige Erkenntnisse für unser eigenes Training.
NATO Tiger Meet heute – Vortrag von Hauptmann Andri „Gaudi“ Gaudenz
Als nächstes stand das Referat von Hauptmann Andri „Gaudi“ Gaudenz auf dem Programm – dem einzigen aktiven Piloten der Fliegerstaffel 11, den wir endlich live zu Gesicht bekamen. Endlich mal ein echter Tiger in unserer Runde – da hat das Zuhören gleich noch mehr Spass gemacht!
Unser „Kobi“ – inzwischen leider nur Alttiger– war sichtlich stolz und erwähnte, dass Gaudi am Nachmittag zuvor seine 1000. Flugstunde im F/A-18-Jet in Meiringen erfolgreich hinter sich gebracht hatte. Eigentlich ein Grund für eine fette Party – nicht nur für einen Vortrag vor einer Reisegruppe!
Doch Gaudi lebte richtig auf, als er von seinem Erlebnis beim Tiger Meet 2024 in Schleswig-Jagel erzählte. Man spürte sofort, was den Tiger ausmacht – nicht nur bei Staffel 11, sondern auch bei den zwölf anderen internationalen Tigerstaffeln.
In den klar abgegrenzten Übungsräumen wurden Kampfübungen in stets gemischten Missionen durchgeführt. Unsere Schweizer Piloten sind dabei immer gern gesehene Partner, denn in Europa fliegen nur noch Finnland und Spanien denselben F/A-18-Jet. Zugegeben: Unsere Flieger sind nicht mehr die jüngsten, eher Oldtimer mit Rennsport-Upgrade – aber technisch top in Schuss!
Bei diesen Treffen zählen vor allem Kameradschaft und Erfahrungsaustausch. Und natürlich das Knüpfen von Kontakten, die teilweise ein Leben lang halten – eben ein richtiger Tiger Spirit!
Bevor wir uns auf den Weg zum Grimsel Hospiz machten, durfte das obligatorische Gruppenfoto vor dem Tiger F-5E natürlich nicht fehlen – schliesslich muss man festhalten, wie man neben so einem Klassiker aussieht!

Die Fahrt durch das schöne Haslital mit gut ausgebauten Strassen durch gewaltig eindrückliche Landschaften. Serpentinen, Tunnels und eine schöne Aussicht. Die Bergfahrt endete über den eindrücklichen Staudamm zum auf einem Felsen gelegenen Grimsel Hospiz.
Nach dem Zimmerbezug, sehr gute Zimmer, trafen wir uns zum Apero und im Turmsaal zum Abendessen.

Zwischen Hauptgang und Dessert folgte dann eine packende Präsentation von Kobi über den tragischen Absturz eines Tornado ECR der Bundeswehr an der Nordwand der Äbeni Flue am 12. April 2007. Die Maschine startete in Emmen zu einem Navigationsflug. Doch im engen Lauterbrunnental kam der Jet nicht schnell genug in die Höhe. Der Waffensystemoffizier konnte sich per Schleudersitz retten und überlebte verletzt, der Pilot verlor leider sein Leben.
Schnell rückte ein Flugunfall-Team der Generalflugsicherheit der Bundeswehr mit einer Transall nach Emmen aus. Das Team bestand aus einem Untersuchungsleiter, drei Investigatoren (darunter zwei Tornado-Piloten und ein Flugzeugmechaniker), einem Arzt/Psychologen und weiterem Hilfspersonal. In Absprache mit Staatsanwaltschaft und Militärjustiz wurde Jürg Kobert – damals Chef Flugsicherheit – beauftragt, das deutsche Team zu unterstützen.
Als Unfallursache wurde menschliches Versagen festgestellt: Die Fehleinschätzung des Geländes und der Flugparameter (zu schwer beladen, zu wenig Höhe und niedere Geschwindigkeit) durch die Besatzung führten zum tragischen Unfall, so die Schlussfolgerung der Untersuchungen auf deutscher Seite.

Der zweite Tag begann mit dem Vortrag „Gebirgsdetachement“ von Fritz Teuscher, Bergführer und als langjähriger Bergretter bei Rega und beim Militärflugplatz Meiringen im Einsatz. Die Bruchlandung der Dakota C-53 auf dem Gauligletscher am 19.11.1946 und die Rettung der Passagiere und Besatzung mit dem Fieseler-Storch war der Auslöser für den Aufbau einer berggewohnten Rettungsequipe.

Spannend und wenig bekannt: das Gebirgsdetachement der Luftwaffe
Eine erste Vereinbarung mit Datum 01.03.1955 wurde später gefunden, in der es heisst, dass der Pilot die längste und kostspieligste Ausbildung der Armee geniesst und wie jeder übrige Soldat Anrecht auf eine organisierte Rettung hat. 1975/76 wurde der MHR (Militärischer Helikopter Rettungsdienst) gegründet. 1985, nach dem Absturz eines Vampires am Löffelhorn, wurde ein neues Gebirgs-Rettungsdetachement aufgestellt. Es folgten einige dramatische Schilderungen seiner Rettungseinsätze bei folgenden Abstürzen: 12.04.2007 Tornado an der Äbeni Flue; 28.11.2008 Grosshelikopter CH 53 der Bundeswehr im Titlisgebiet; 30.03.2011 Super-Puma im Maderanertal; 23.10.2013 F/A-18 am Lopper; 29.08.2016 F/A-18 Trift/Sustenpass; 12.07.2017 PC-7 Schreckhorn; 04.08.2018 JU-52 Piz Segnas; 26.05.2021 Tiger F-5E Melchseefrutt. Das Gebirgsdetachement hat aber noch andere Spezialaufgaben, wie Sicherung bei der Schiessdemo auf der Axalp, Abbau von alten Skiliften auf geschmolzenen Gletschern, Geschossräumungen etc. Mit vielen Fragen und grossem Applaus wurde diese äusserst spannende Präsentation beendet.
Es folgte der Vortrag von Adrian Deuschle zum Thema „Die Geschichte und militärische Bedeutung der Grimselwerke“. Kobi stellte ihn uns kurz vor, indem er vorlas, was alles über ihn im Internet steht. So ist / war er Polizist, Bergführer, Rettungschef SAC Interlaken, Gemeinderat und mit gewissen Funktionen bei den KWO beauftragt. Daneben macht er in vielen Vereinen & Organisationen mit, so als Archivar bei der IG Bödeli-Werke.
Eigentlicher Auslöser für den Bau der Grimselfestung war wiederum der Zweite Weltkrieg und 1941 wurde die Firma Losinger damit beauftragt. Zweck war der Schutz der Staumauer. Der Bund drängte auf möglichst rasche Realisierung und bereits im Okt 1943 war die Anlage am Juchlistock schiessbereit. Der Bau erfolgte mit einfachsten Mittel und unter zu Hilfenahme von Materialseilbahnen, welche später als Hauptzugänge verwendet wurden. Das Wirkungsgebiet der Artillerie wäre gewesen: Gotthardpass, Bedrettotal, Maggital, Bellwald / Oberwallis und Teile von Norditalien. Aber auch viele Flabstände wurden eingebaut. In der Festung dienten einst bis zu 250 Mann. Zu einem späteren Zeitpunkt wurden auch noch zwei Bison-Stellungen eingeplant, doch diese wurde nicht mehr realisiert. 1995 schoss man das letzte Mal. 2003 begann man mit dem Rückbau, zuerst mit der Munition, dann mit den Geschützen. Die KWO kauften das Gelände der Armee ab. Die Anlage steht heute unter Totalverschluss, einzig an zwei Stellen hat man noch Zugang. Adrian Deuschle macht 1-2-mal pro Jahr Kontrollgänge manchmal mit seinem Hund. Dieser sei jeweils nicht sehr erfreut, weil es nichts Interessantes zum Beschnuppern gebe. Die Anlage treffe er jeweils in praktisch unverändertem Zustand an, was für die gute Qualität des Grimselgranits spreche. Kurz erwähnt wurden noch einige Nebenanlagen, wie den Kampfstand Grimsel Ost (ausgeräumt), den Kampfstand Grimsel West (steht unter Schutz), den Artillerie-Beobachtungspunkt Nägelisgrat und diverse Kavernen und Gebirgshütten. Auch dieser Vortrag wurde mit viel Applaus quittiert.
Auf dem Plateau erklärte uns Adrian Deuschle die Lage der Festung im gegenüberliegenden Juchlistock. Nach genauer Betrachtung konnten die MG-Stände und der Zugang über die Staumauer erkannt werden.
Leider war wegen zu viel Schnees (der Eingang des kleineren Festungswerks lag noch tief im Schnee) nicht möglich.
Die alte Staumauer wurde zwischen 1925 und 1932 als sogenannte Bogendruckmauer von bis zu 1400 Arbeitern gebaut und steht heute unter Denkmalschutz. Sie ist sanierungsbedürftig, weil sie nahe der Krone mehrere Risse hat. Wegen Feuchtigkeit und Rostgefahr wurde kein Armierungseisen verwendet. Die neue Mauer ist im Zeitraum 2019 – 2025 erstellt worden und sollte einst 23 m höher werden, sofern die noch hängigen Einsprachen abgewehrt werden können. Als die neue Mauer fertig erstellt war, bohrte man durch die alte Mauer zwei Durchgänge, sodass das Wasser dazwischen fliessen kann. Hätte man nur die alte Mauer saniert, hätte man den See komplett entleeren müssen. Er wurde entleert, um das angelagerte Sediment zu entfernen und die 100-jährigen Abflüsse und Stollen zu kontrollieren und sanieren, wo notwendig (Dies kostete KWO 30 Mio. Franken). Der ganze Rundgang ist mit vielen interessanten Informationstafeln bestückt und Adrian Deuschle gab immer wieder lustige Begebenheiten von sich preis.
Nach dem vorzüglichen Mittagessen, serviert vom äusserst freundlichen Personal im Hotel & Restaurant Handeck, ging es zum grossen Parkplatz bei den Handeck-Kraftwerken. Vor der grossen Bergarbeiter-Statue wurde ein weiteres Gruppenfoto erstellt.

Aufbruch zu einer faszinierenden Betriebsbesichtigung
Versehen mit gelber Sicherheitsweste und Audiosystem ging es erneut mit Adrian Deuschle auf einen etwa zweistündigen Rundgang zu den Kraftwerken Handeck 1 (Baujahr 1925), Handeck 2 (Baujahr 1947) und Handeck 2E (Baujahr 2012).

Auf dieser Zeitreise durch drei Generationen Kraftwerke und durch imposante Stollenlabyrinthe durften wir 100 Jahre Wasserkraft und Pioniergeist erleben.
Die Pelton Turbinen mit mitlaufendem Generator erzeugen sehr viel Strom, Vibrationen und Lärm. Das mit hohem Druck und Geschwindigkeit auf die Pelton-Turbinen-Schaufel schiessende Wasser (500km/h und bis 8000 Liter pro Sekunde) erzeugt mehrere Megawatt Leistung. Das Gletscherwasser enthält feine Sedimente, die zum Verschleiss der Teile führt. Um das Turbinenrad zu wechseln zur Reparatur und Wartung z.B. Aufschweissen der Schaufel, muss die Turbine vom Generator getrennt werden, was ein komplizierter und teurer Vorgang bedeutet.

Die Kristallausstellung in einem verwinkelten Stollen zeigte einen weiteren Höhepunkt der Grimselwelt. Die schönsten „Strahlen“, welche bei Sprengarbeiten für den Ersatzbau der neuen Spitallamm Staumauer 2019 gefunden wurden, werden hier den Besuchern zugänglich gemacht.
Am Schluss des Rundganges bedankte sich Kobi im Namen aller GMS-Teilnehmer ganz herzlich bei Adrian Deuschle für seinen dreifachen und unglaublichen Einsatz an diesem Tage.
Zum Debriefing ging es nochmals in die Gartenwirtschaft des Restaurants Handeck. Die zwei Tage wurden von Kobi Resümee passiert.
Die Rückreise über Meiringen, Brünig nach Luzern, wo einige zufriedene Teilnehmer ausstiegen; weiter nach Zürich, ohne den zu erwartenden Stau, gelangten wir nach Zürich. Leider war hier die Reise zu Ende- doch es blieben uns sehr viele schöne Eindrücke.
Besten Danke an «Kobi» und Martin Budinski für die Gute Reise und die sicher Fahrt.
Bestellung Reisedokumentation
Die Reisedokumentation ist erwerblich.
ZUR SAMMLUNG UNSERER REISEDOKUMENTATIONEN