Die Kämpfe in Karelien – Njet Molotow!
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Inhalt aktualisiert am 27.07.2025
Reiseleitung: Oberst i Gst a D Fritz Lehmann
Fünf Reisetage
Neue Reise
Thematische Umschreibung
Finnland, Dezember 1939. Stalin wird in Kürze einundsechzigjährig. Die 9. Sowjetarmee soll ihm ein besonderes Geburtstagsgeschenk verschaffen: Finnland. Der Plan sieht vor, im Süden die Mannerheimlinie wuchtig zu durchbrechen, gleichzeitig mit starken Verbänden das karelische Suomussalmi einzunehmen und von dort westwärts bis zum Bottnischen Meer zu marschieren. Doch gefehlt! Die weit unterlegenen Milizkämpfer Suomis stoppen die Angriffskolonnen und vernichten sie.
1939 verleibt sich die Sowjetunion Ostpolen und die baltischen Staaten ein. Die Finnen realisieren, dass sie nun an die Reihe kommen und bereiten sich vor. Prompt greifen Ende November fünf Sowjetarmeen das Land an. Die Gefechte in Karelien verlaufen zuerst unglimpflich für die Verteidiger, doch dann reisst die finnische Miliz die Initiative an sich und wehrt den überlegenen Gegner ab. «Njet, Molotow!» sangen die Skisoldaten den Refrain des Winterkriegslieds – und sie meinten es sehr, sehr ernst. Für die Schweiz waren die Gefechtsverläufe ein «Morale Booster»: Auch kleine Länder können sich erfolgreich verteidigen.
Zusammen mit einem Berufsoffizier und Historiker, dessen Vorfahren an den Kämpfen beteiligt waren, besuchen wir die gut erhaltenen und von den Kämpfen vernarbten Gefechtsfelder. Wir besichtigen Bunker und Stellungen beider Seiten und machen uns mit den Geschehnissen vertraut. Zentral wird die Denk- und Handlungsweise der finnischen Truppenführer sein.
Wir werden uns im Wald bewegen und uns einfach verpflegen. Es wird ein Erlebnis für Anhänger des Infanterielebens und für Naturliebhaber.

Programm
Erster Reisetag, Montag 5. August 2024
10:50 Uhr: Flug von Zürich nach Kajaani via Helsinki. Individuelle Zwischenverpflegung am Flughafen. Von dort fahren wir weiter nach Suomussalmi, dem Ort, an dem die Finnen 1939 die Angriffskolonnen der 9. Sowjetarmee vernichteten.
Hotelbezug (***) für eine Übernachtung. Welcome Drink, gemeinsames Abendessen und Einführung in die Ausgangslage des Winterkriegs. Vergleiche mit dem Einmarsch in die Ukraine sowie Diskussion der aktuellen strategischen Lage Finnlands.

Zweiter Reisetag, Dienstag, 6. August 2024
Check-out. Nach dem Frühstück begeben wir uns zu Fuss zum Informationszentrum, wo wir Übersicht über die Gefechtsverläufe im Raum Suomussalmi erlangen. Busverschiebung ins Kampfgebiet. Wir beginnen mit den Gefechten östlich von Suomussalmi. Das gemeinsame Mittagessen nehmen wir im einfachen «Meadow Cottage Restaurant» ein und besichtigen nebenbei die Ausstellung «The Silent People». Anschliessend fahren wir weiter auf der Raatte-Strasse und besuchen das Grenzwacht-Museum, den alten Schlagbaum und blicken vom Grenzwacht-Beobachtungsturm weit nach Russland hinein. Weiterfahrt zu den Stellungen am Puras-Bach und am späten Nachmittag Besuch des Museums Raatten-Portti. Weiterfahrt nach Kuhmo. Hotelbezug (****) für zwei Nächte. Gemeinsames Abendessen.

Dritter Reisetag, Mittwoch, 7. August 2024
Frühstück, dann verschieben wir in den Raum Kuhmo via die ehemalige Jämäs-Kaserne. Orientierung über die finnischen Fernpatrouillen. Aus der Sicht finnischer Gefechtsverbände folgen wir den Kampfplätzen. Busfahrt und kurze Fussverschiebungen. Wir verfolgen, wie die Mottis (Igelstellungen der gestoppten und zertrennten Sowjet-Angriffskolonnen) eins nach dem anderen niedergekämpft oder ausgehungert wurden. Gemeinsames und einfaches Mittagessen im Wald. Schliesslich erleben wir vor Ort, wie die sowjetische Dolin-Skibrigade ihr Schicksal erlitt. Zurückgekehrt, erleben wir einen karelischen Abend im Kuhmo Kalevala-Dorf bei einem karelischen Mahl, Musik und Mystik. Übernachtung.

Vierter Reisetag, Donnerstag, 8. August 2024
Check-out. Nach dem Frühstück verschieben wir uns zu Fuss ins Museum für arktische Kriegführung in unmittelbarer Hotelnähe. Anschliessend Fahrt ins Zentrum von Kuhmo zum Besuch des Juminkeko-Kalevala-Informationszentrums, wo wir einen kulturellen Einschub erleben. Das gemeinsame Mittagessen nehmen wir in Sotkamo in einem gefälligen Themenrestaurant ein. Am Nachmittag Besuch des Kajaani Stadtmuseums und Weiterfahrt zum Flughafen Kajaani, wo wir am späteren Nachmittag abheben und Flug nach Helsinki. Unterwegs folgt ein Kurzstopp bei der Kajaani-Burg. Hotelbezug (****) und am Abend gemeinsames Abschiedsnachtessen finnischen Charakters in einem stimmigen Restaurant. Übernachtung in Helsinki.

Letzter Reisetag, Freitag, 9. August 2024
Check-out. Wir erleben eine Kurztour durch Helsinki und fahren weiter nach Parola ins Panssarimuseo (Panzermuseum), wo sich die grösste Sammlung von Sowjetpanzern ausserhalb Russlands befindet. Gemeinsames Mittagessen in Hämenlinna und anschliessend Rückfahrt nach Vantaa, Flughafen. 16:30 Uhr: Abflug und Landung um 18:20 Uhr in Zürich.

Der Reisebericht von Hans Dieter Jäggi
Gleich nach Ankunft – nach einem ruhigen Flug von Zürich via Helsinki nach Suomussalmi – führte uns der Reiseleiter in das Thema ein, zu welchem er uns schon vor der Abreise eine hochinformative und reich illustrierte Dokumentation zugestellt hatte. Im Rahmen dieser Einführung zeigte er uns die wenig erstaunlichen und dennoch besorgniserregenden Parallelen zu den heutigen Ereignissen in und um die Ukraine auf und stellte uns den lokalen Referenten Oberstlt Lassi Piirainen vor.

Dessen profunden und unerschöpflichen Kenntnisse über den Winterkrieg sollten uns diesen die ganze Woche näherbringen und ermöglichten uns, die damaligen Geschehnisse nachzuvollziehen, zu verstehen und zu staunen, wie die Finnen in Karelien der Roten Armee Paroli geboten hatten. Wie die Finnen es geschafft hatten, während des Winterkriegs im Norden von Finnland in der Schlacht von Suomussalmi (7. Dezember 1939 bis 8. Januar 1940) zwei Divisionen der 9. Sowjetarmee zu vernichten und in der Schlacht von Kuhmo (28. Januar bis 13. März 1940) die 54th Mountain Rifle Division einzukesseln und die zu deren Entsatz eingeführte Dolin Ski Brigade zu vernichten. Die Operationen endeten mit dem Waffenstillstand vom 13. März 1940, der von den Finnen, aufgrund der finnischen Niederlagen im Süden (Mannerheim-Linie), einen hohen Preis forderte.
Nach einer kurzen Besichtigung des Informationszentrums zum Winterkrieg in Suomussalmi starteten wir mit den Erläuterungen im Gelände. Oberstlt Lassi Piirainen präsentierte uns hier und auch im Verlaufe der ganzen Reise anschaulich auf hervorragend vorbereiteten, wetterfesten Schaubilder die Ordre de Bataille der involvierten Verbände und den Ablauf der Gefechte. Eine Erläuterung zur Schlacht fand direkt vor dem Hauptmonument in Erinnerung an die Schlacht von Suomussalmi, «der Flamme» von Alvar Aalto, statt.



Auf dem weiteren Weg besuchten wir das Hyövynvaara Monument (Hyövynvaara: Ort eines der bedeutendsten Siege der Finnen gegen die 163. Sowjet. Division, Teil der 9. Sowjetarmee) …

und gingen anschliessend zum Mittagessen im «Meadow Cottage Restaurant».

Nach dem Besuch der Ausstellung «The Silent People»

folgten wir der Raatte-Strasse, die zum Grab für die 44. Sowjet-Infanteriedivision (Teil der 9. Sowjetarmee) geworden war


und besuchten an deren Ende den Grenzwachtbeobachtungsturm (Grenzschutzmuseum in Raatte). Dieser bot uns mit seinem Wachtturm einen eindrücklichen Ausblick in die unendliche Weite der finnischen Wälder und weit nach Russland hinein. Dabei konnte einen schon ein spezielles Gefühl überkommen.


Von dort ging es zu den Stellungen am Puras-Bach (Abwehrkampf gegen die 44. Sowjet- Infanteriedivision) und weiter zum Winterkriegsmuseum Raatten-Portti.

Die unzähligen Felsbrocken auf dem Feld vor dem Museum symbolisieren die gefallenen Finnen und Sowjets (ein Felsbrocken pro Gefallenen) und erinnern an die aufopfernden und verlustreichen Kämpfe der finnischen Armee, das Denkmal mit seinen 105 Glocken an die 105 Tage des Winterkriegs.


Für zwei Nächte logierten wir im Hotel Kalevala in Kuhmo, wunderschön gelegen am zum Bade ladenden Lammasjärvi-See.
In einem Holzhaus, gleich neben dem Hotel bot sich die Möglichkeit, sich mittels guter Videodokumentationen weiter in die Geschichte des Winterkriegs zu vertiefen.

Die erste Etappe des 3. Tages galt dem Besuch auf dem Gelände der ehemaligen Jämäs-Kaserne. Hier lernten wir viel über den Aufbau und den Einsatz der finnischen Fernpatrouillen. Anlässlich unseres Besuchs legte unser Reiseleiter in Erinnerung an die gefallenen finnischen Kämpfer am Gedenkstein, der diesen gewidmet ist, einen Blumenstrauss nieder.

Danach ging’s hinaus in die Wälder, wo wir anschaulich den Kampf um und die Vernichtung der sowjetischen Mottis der 54. Sowjet Geb S Div durch die Finnen nachverfolgen konnten. Die noch zahlreichen Spuren im Gelände, Orte wo gekämpft und gestorben wurde und wo man heute noch zahlreiche Gräber vermutet, liessen einen nicht unberührt.

Nach dem wir mit einem schmackhaften Mittagessen im Felde verpflegt worden waren, fuhren wir in die Gegend, in der die sowjetische Dolin-Skibrigade, die eingesetzt worden war, um die 54. Sowjet Geb S Div im Kampf gegen die Einkesselung durch die Finnen zu unterstützen, innerhalb von knapp zwei Wochen vollständig aufgerieben wurde.

Nach dem an Informationen reichen Tag durften wir im Kuhmo Kalevala Dorf einen gemütlichen Abend bei einem karelischen Mahl und hochklassigen kulturellen Darbietungen erleben.

Das sich gleich neben dem Hotel befindliche Museum für arktische Kriegsführung (Talvisotamuseo) bot uns am folgenden Morgen einen weiteren guten Einblick in den Winterkrieg (Soldatenleben, Einsätze, Ausrüstung etc.).
Es ist leicht ersichtlich, dass die Finnen die Erinnerung an den Kampf ihrer Vorfahren für die Freiheit und Unabhängigkeit hochhalten und ehren. Anlässlich unseres anschliessenden Besuchs im Juminkeko-Kalevala-Informationszentrum durften wir der Darbietung eines Verses aus dem Kalevala-Epos (Finnisches Nationalepos aus der finnischen Mythologie, bestehend aus 22795 Versen) beiwohnen. Der Vortrag der jungen Sängerin war sehr bewegend.

Der weitere Weg auf gut ausgebauten, über langen Distanzen nur von Wald umgebenen Strassen, auf denen wir wohl mehr Rentieren als Autos begegnet sind, führte uns nach Kajaani, zu den Ruinen der Kajaani-Burg (nördlichste Steinburg aus dem 17. Jahrhundert, unter schwedischer Herrschaft erbaut), zum Flughafen von Kajaani und nach Helsinki ins Hotel zum gediegenen finnischstyle Farewell Dinner.

Nach einer informativen Kurztour durch Helsinki fuhren wir nach Paola zum Panzermuseum (Panssari Museo). Durch die eindrückliche und grösste Sammlung von Kampffahrzeugen der Roten Armee ausserhalb Russlands wurden wir von einem jungen, sehr engagierten Panzeroffizier der finnischen Armee geführt, der uns die Geschichte der einzelnen Fahrzeuge detailliert näherbrachte. Die grosse und sehr gepflegte Ausstellung gab uns einen guten Einblick in die Geschichte der Panzertruppe – insbesondere der finnischen – und präsentiert auch eine reichhaltige Ausstellung von Panzerabwehrwaffen und Fahrzeugausrüstungen. Besonders anschaulich und interessant war der von unserem Führer detailliert erläuterte Vergleich der nebeneinander ausgestellten Panzermodelle T-72 und Leopard 2. Die umfangreiche Sammlung war wirklich eine Reise wert.

Leider konnten wir den auf dem Gelände des Museums ausgestellten Panzerzug wegen Bauarbeiten nicht besichtigen.
Das anschliessende Mittagessen in Hämenlinna bot unserem Reiseleiter die Gelegenheit, mit einem Kameraden aus seiner Zeit in internationalen Einsätzen Kontakt zu pflegen, was für uns Reiseteilnehmer sehr interessant und informativ war. Nach dem anschliessenden Rückflug in die Schweiz endete eine hochinteressante, an Informationen reiche, bestens vorbereite und geführte Reise. Unserem Reiseleiter Fritz Lehmann und Oberstlt Lassi Piirainen gebührt dafür im Namen aller Teilnehmenden ein mächtiges Dankeschön. Ich freue mich schon heute auf weitere Erkundungen im skandinavischen Raum.
Was habe ich mitgenommen? Erinnerungen an unvergessliche Landschaften und die Weite des Landes. Den beeindruckenden Willen der Finnen, sich für die Sicherheit ihres Landes einzusetzen, gestern, heute und morgen. Jahrhundertelange Erfahrung hat sie gelehrt, dass ihr Nachbar im Osten ein unsicherer und unzuverlässiger Zeitgenosse war, ist und wohl auch weiterhin bleiben wird.
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Mit Aufnahmen von Bea & Erich Gujer, Dominik Jäggi, Hans Dieter Jäggi und Ueli Wenger