gms homeReisenGMS Vergangene Reisen12.1-24 | Bündner Wirren 1618-1639

12.1-24 | Bündner Wirren 1618-1639

Montag, 26. August - Donnerstag, 29. August 2024

 

Die Feldzüge des Herzogs Rohan in Graubünden und im Veltlin

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Inhalt aktualisiert am 09.06.2025

Reiseleitung: Oberst i Gst a D  David Accola

Vier Reisetage

Neue Reise

Ein Muss für alle, die sich mit der turbulenten Geschichte von «Alt Fry Rätien» vertieft auseinandersetzen wollen.


Thematische Umschreibung


Jörg Jenatsch und Henri Duc de Rohan: zwei Protagonisten in der tradierten Bündner Geschichte, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Der eine: gewiefter Politiker, Prädikant, Opportunist – oder einfach; ein wenig ruhmvolles Schlitzohr. Der andere: ein brillanter Heerführer, feinfühlender Humanist und „Erfinder“ des Gebirgskriegs. Die Reise folgt deren Spuren in Graubünden und im Veltlin, ohne den kulturell-kulinarischen Besonderheiten entlang der Reisestrecke keine Aufmerksamkeit zu schenken. Die Teilnehmerzahl (maximal 22) ist beschränkt . Fahrstrassen lassen nur einen Kleinbus zu.

Programm


Erster Reisetag: Montag, 26. August 2024

Fahrt von Zürich via Sargans (Zustiegsmöglichkeit) nach Thusis. Kaffeehalt und thematische Einführung zu den Themen «Allgemeine Lage Graubündens im Dreissigjährigen Krieg» und den legendären «Strafgerichten» der pro-französichen oder pro-spanischen Parteien.  Fahrt über den Julierpass, auf dessen Passhöhe wir C. F. Meyer historischen Roman Jürg Jenatsch einer historisch zulässigen Einordnung unterziehen. Mittagessen im Oberengadin.

Die Engadiner Seenplatte: das Wahrzeichen des Oberengadins

Weiterfahrt nach Maloja. Geographisch/geologisch und historische Einordnung dieser ersten Gemeinde des Bergells sowie der Rolle des unscheinbaren Muretto-Passes zur Zeit der Bündner Wirren. Anschliessen Fahrt nach Soglio.

Soglio gehört zu jenen Orten, die man mindestens einmal im Leben besucht haben muss

Ausführungen im Ort zur „Reformationsgeschichte in Graubünden“, zur Familie Salis-Soglio und zum Bergsturzereignis von Bondo im August 2017. Apéro im Garten des Palazzo Salis. Weiterfahrt nach Chiavenna. Zimmerbezug (***) Abendessen und Übernachtung ebenda.

 

Zweiter Reisetag: Dienstag, 27. August 2024

Fahrt nach Colico und Besuch des spanischen Sperrforts Fuentes nahe des Comersees.

Das Forte Fuentes wurde 1603/04 im Auftrag des mailändischen Gouverneurs Pedro Henriquez de Acevedo y Toledo erbaut.

Ausführungen zu den «Militärischen Allianzen», den «Bündner Machenschaften im Veltlin» und Jörg Jenatschs Wirken als Prädikant in Berbenno. Traditionelles Mittagessen hoch über Tirano. Nachmittags Ausführungen zu den «Gefechten im Vorfeld des Gebirgskriegs von Henri Duc de Rohan 1635». Zimmerbezug (****) Abendessen und Übernachtung in Le Prese.

Dritter Reisetag: Mittwoch, 28. August 2024

Via di Forcola di Livigno erreichen wir das Valle Federia.

Valle Federia, ein ruhiges Seitental abseits des pulsierenden Haupttals von Livignio.

Ausführung zum dortigen Gefecht im Herbst 1635 mit anschliessendem «Primo Piatto». Weiterfahrt über den Passo di Foscagno, Mittagessen im Valdidentro. Nachmittags Ausführungen zum Gefecht im Val Fraële vor Ort. Fahrt nach Bormio. Zimmerbezug (****) Abendessen und Übernachtung.

Bormio, Hauptort der ehemaligen Grafschaft Worms

Letzter Reisetag: Donnerstag, 29. August 2024

Fahrt durch das Val Braulio (Gefechte um die alten Bäder von Bormio) auf das Stilfserjoch. Ausführungen zur gewagten Umgehungsaktion der habsburgischen Landsknecht über den Monte Cristallo und zu den Ereignissen in dieser Gegend während des Ersten Weltkriegs. Mittagessen hoch über der Val Müstair. Rückfahrt via St. Maria und Ofenpass nach Zernez. Kaffeehalt. Über den Flüelapass und den Wolfgang erreichen wir das Weinbaudorf Jenins. Schlusstrunk in der Bündner Herrschaft. Fahrt via Rohanschanze nach Landquart (Ausstiegsmöglichkeit) und Weiter nach Zürich.

 


Der Reisebericht von Dr. Georges Bindschedler

„Bündner Wirren entwirren“

Nicht mehr, nicht weniger war das Ziel der Reise. Und ich stelle fest: Ziel erreicht!
Da die Reise bereits einmal in diesem Sommer durchgeführt worden ist und ein chronologischer Reisebericht davon existiert, gestatte ich mir einen Reisebericht anderer Art zu verfassen.

Die Reise führte deutlich vor Augen, wie wichtig es ist, das Gelände, die Geograpfie und Topografie, kennenzulernen, wo militärhistorische Ereignisse stattfanden, um diese zu verstehen und einschätzen zu können. Die Bedeutung der bündnerischen Pässe und des Veltlins als Verbindung zwischen dem österreichisch-habsburgischen Tirol, Vinschgau einerseits und der spanisch-habsburgischen Lombardei anderseits bedarf keiner weiteren Erläuterung, insbesondere dann, wenn man berücksichtigt, dass südlich davon die Republik Venedig lag, die im Gegensatz zu Habsburg stand. Die Bedeutung des gebirgigen Gebietes Livigno, Fraele, Bormio, Tirano, Chiavenna, Engadin, Val Müstair für die militärischen Operationen des Jahres 1635 ist jedoch für den heutigen Betrachter schon weniger evident. Erst wenn man die damaligen Verhältnisse kennt und die operative Idee des Herzogs Rohan verstanden hat, erschliesst sich dem Interessierten die damalige Geschichte.

Einerseits war die Bedeutung einzelner Passübergänge des Bündnerlandes und des Veltlins im Vergleich zu heute eine völlig andere. Der Weg übers Münstertal, das Val Mora und Val Fraele, über den Passo delle Scale nach Bormio beispielsweise war regelmässig die bessere Option als der Stelvio oder der Umbrail, um vom Vinschgau ins obere Veltlin zu gelangen; Umbrail und Stelvio liegen viel höher und waren eher schwerer zu überwinden und auch eher weniger wintertauglich. Anderseits wollte Herzog Rohan aus einer zentralen Stellung heraus die zahlreichen Wege, welche das österreichische-habsburgische Tirol mit der spanisch-habsburgischen Lombardei verbanden, beherrschen, um dadurch in der Lage zu sein, mit seinen schwächeren Kräften die Österreicher und die Spanier einzeln zu bekämpfen und zu schlagen. Dies ist ihm schliesslich auch gelungen. Angesichts der schwierigen Gebirgsverhältnisse, wie sich die Reiseteilnehmer selbst überzeugen konnten, in denen Rohan seinen Feldzug führen musste, grenzt dies an ein Wunder. Bewundernswert sind auch die physischen Leistungen, welche das gebirgige Gelände mit seinen tiefen Schluchten, steilen Hängen und Höhenunterschieden den Truppen allseits abforderte.

Wesentlich zum Gelingen des Rohan’schen Feldzuges trugen dessen Führungsgrundsätze bei. Die Koordination der verschiedenen Truppeneinheiten in einem Raum, der wenig Sichtkontakte zur Kommunikation mit Fahnen, Feuern oder Spiegeln und kaum zeitgerechten Austausch von Meldungen erlaubte, setzte nicht nur sorgfältige Planung und genaue Geländekenntnisse, eingehende Aufklärung und Kenntnis der Gegner voraus, sondern bedurfte ebenfalls eingehender Instruktionen und gegenseitiger Absprache. Dies tat Rohan in zahlreichen Beratungen mit seinen Unterführern, in denen er seine Absichten und Ziele eingehend erläutern konnte, Einwände entkräften oder berücksichtigen konnte.
Rohan vermied eine Zersplitterung seiner begrenzten Kräfte. Wohl sicherte er einzelne Einfallsachsen durch Posten, wie beispielsweise bei Susch, wo er eine befestigte Stellung errichten liess, aber er verzichtete auf die Sicherung sämtlicher Passübergänge und Zugänge, denn „wer alles sichern will, sichert nichts“. Dafür rekognoszierte und beobachtete er diese Zugangswege.

Ferner ging Rohan bereits zu Beginn des Feldzuges in die Offensive und behielt die Inititative in seinen Händen. Sein rasches Handeln und seine Entschlusskraft sicherten ihm das Momentum, der Schwung lag auf seiner Seite und es gelang, die Habsbuger, die einerseits zögerlich, anderseits zu draufgängerisch handelten, in die Defensive zu drängen und zu schlagen.

Darüber hinaus legte er grosses Gewicht auf die Disziplin. Disziplin liess sich einerseits durch ständige Beschäftigung der Soldaten erreichen, anderseits aber auch durch eine rechtzeitige Versorgung der Truppe und Pflege der Kranken und Verletzten. Er liess die Soldaten in der Regel auch ausserhalb der Städte, wo die Überwachung und Kontrolle erschwert waren, lagern und nicht daselbst einquartieren. Ein Vergleich mit dem kläglich gescheiterten Feldzug der Berner und Zürcher gemeinsam mit den Bündnern im Jahre 1620 unmittelbar nach der Veltlinder Mordnacht zeigt die Bedeutung der Disziplin exemplarisch auf. Nach der Einnahme von Bormio blieben die Berner, Zürcher und Bündner eine Woche im Städtchen liegen, um es zu plündern und von seinen reichlichen Vorräten genüsslich zu profitieren, womit nicht nur die Disziplin der Truppe litt, sondern schlussendlich auch die Inititative an den Gegner verloren ging. Die Konsequenz war dann die Niederlage vor Tirano am 11. September 1620, wo der Berner Anführer Niklaus v. Mülinen denn auch – wie ein Symbol für begangene Fehler – fiel.

Rohans Führungsgrundsätze kommen im Veltlinerfeldzug von 1635 exemplarisch zum Ausdruck. Neben den bereits genannten Aspekten seien Führungseigenschaften wie Mut, Klugheit, Umsicht erwähnt. Rohan liess sich auch nicht gegen seinen Willen auf ein Gefecht mit dem Gegner ein, wenn ihm das Gelände nicht passte.

Für Frankreich, das damals von Kardinal Richelieu geführt wurde, war der bündnerische Kriegsschauplatz strategisch von untergeordneter Bedeutung. Dies zeigt sich vor allem in den beiden Jahren nach dem erfolgreichen Feldzug von 1635, als Frankreich die ungelöste Frage des Weiteren Schicksals von Graubünden auf die lange Bank schob und Rätien schliesslich wieder dem Einfluss Habsburgs überliess. Immerhin bereitete Richelieu den Habsburgern mit seinem Einfreifen im Bündnerland gewisse Schwierigkeiten und gleichzeitig konnte er sich einen starken Gegner vom Halse halten, indem er den einflussreichen Hugenotten Herzog Rohan und dessen Talent als Heerführer fernab von der Heimat im Gebirge einsetzte. Möglicherweise liess er die vertragliche Lösung mit Graubünden bewusst offen, um Rohan keinen Erfolg zugestehen zu müssen, was dessen Stellung in Frankreich weiter gestärkt hätte.

Die Reise beschränkte sich aber nicht nur auf Erkenntnisse im Zusammenhang mit dem Gebirgskrieg von 1635. Die Bündnergeschichte nahm breiten Raum ein, interessant insbesondere die Bedeutung der Gemeinden, die bis in die Gegenwart einen hohen politischen Stellenwert einnehmen. Auf dem Stelvio, wo der Reiseleiter den Ersten Weltkrieg in dieser Gegend behandelte, fiel mir die Aussage auf, dass die Italiener an der Gebirgsfront in der Regel die Südhänge beherrschten, womit sie gegenüber den Österreichern den Vorteil einer längeren schneefreien Periode besassen.

Alles in allem eine sehr anregende, glänzend, gewissenhaft und kompetent geführte Reise durch eine geschichtsträchtige Kulturlandschaft, die nicht zuletzt durch ihre Schönheit besticht.


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