gms homeReisenGMS Vergangene Reisen13-24 | Polen im Zweiten Weltkrieg

13-24 | Polen im Zweiten Weltkrieg

Montag, 2. September - Samstag, 7. September 2024

Die deutschen Hauptquartiere 1941-1944 in Ostpreussen

Das Warschauer Ghetto und der Warschauer Aufstand

Inhalt aktualisiert am 09.06.2025

ZUM REISEBERICHT


Reiseleitung: Oberst a D  Kurt Steinegger

Sechs Reisetage

Erweiterte Wiederholungsreise (2021)

Ein Muss für Anhänger klassischer Militärgeschichte. Spannend, abwechslungsreich und hervorragend dokumentiert!


Thematische Umschreibung


Mit der Beschiessung der Westerplatte durch das deutsche Schulschiff «Schleswig-Holstein», das sich im Rahmen eines Freundschaftsbesuches im Hafen von Danzig befand, begann am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg.

Es ist eine hochmoderne Armee, die über Polen herfällt. Das oberste Ziel der Wehrmacht besteht darin, den polnischen Gegner so rasch und so vernichtend wie möglich zu schlagen.
Von drei Seiten greifen die deutschen Verbände das Land an. Bereits am ersten Tag durchbrechen sie an mehreren Stellen die polnischen Verteidigungslinien. Um ihr Ziel möglichst schnell zu erreichen, sind den Invasoren alle Mittel recht. Pausenlos fliegt die deutsche Luftwaffe ihre Angriffe. Dabei werden sowohl militärische als auch zivile Ziele angegriffen und zerstört. Die deutschen Truppenführer haben den Befehl, auch Terror gegen die polnische Bevölkerung auszuüben. Damit demoralisieren die Deutschen die polnische Armee und erschweren die Mobilisation im Hinterland. Widerstand wird rücksichtslos gebrochen.

Keine drei Wochen nach Angriffsbeginn sind die polnischen Streitkräfte fast überall besiegt. Nur Warschau verteidigt sich noch gegen die deutsche Übermacht. Sie ist damit die erste Metropole, die in der Folge aus der Luft zerstört wird. Mit der Kapitulation Warschaus geht der Polenfeldzug seinem Ende zu. 25’000 Zivilisten kommen bei den Kämpfen um die Stadt ums Leben.

Am 17. September erfolgt noch der Einmarsch der Roten Armee. Die letzten regulären polnischen Einheiten kapitulieren am 6. Oktober 1939.

Im geheimen Zusatzprotokoll zum Hitler-Stalin-Pakt vom 23. August 1939 war eine Demarkationslinie vereinbart worden, welche die jeweiligen Interessengebiete trennte. Grossbritannien und Frankreich hatten zwar eine Garantie für die Unabhängigkeit Polens abgegeben, griffen aber nicht ein. Stalin erklärte, der Einmarsch sowjetischer Truppen diene dem Schutz der dort lebenden Ukrainer und Weissrussen vor dem deutschen Einmarsch.

Die Stadt Warschau wird aber auch berühmt durch das von den Deutschen errichtete Ghetto mit einer Bevölkerung von über 450’000 Menschen, welche auf engstem Raum zusammengepfercht darin leben müssen. 1943 wagen die völlig unzureichend bewaffneten Aufständischen einen mehrwöchigen Aufstand gegen ihre Unterdrücker. Doch dieser wird von den Deutschen mit grösster Brutalität niedergeschlagen, das Ghetto anschliessend dem Erdboden gleichgemacht.

Vom 1. August bis zum 2. Oktober 1944 erhebt sich die polnische Heimatarmee gegen die deutsche Besatzungsmacht in Warschau. Dabei rechnet sie damit, dass die vor der Stadt stehende Rote Armee ihr zu Hilfe kommen wird. Nach 63 Tagen kapitulieren die Widerstandskämpfer angesichts der aussichtslosen Situation. Die Stadt wird nach dem Aufstand fast vollständig zerstört. Über die Frage, weshalb die auf der anderen Seite der Weichsel stehende Rote Armee nicht in die Kämpfe eingriff, wird unter Historikern bis heute kontrovers diskutiert.

Programm


Erster Reisetag: Montag, 2. September 2024

Flug ab Zürich-Flughafen via Kopenhagen nach Danzig. Fahrt mit dem Bus ins Hotel (*****) im Stadtzentrum. Nach dem Zimmerbezug Vortrag zum Thema «Seit 5 Uhr 45 wird jetzt zurückgeschossen». Anschliessend individueller Besuch der sehr schönen Altstadt von Danzig mit fakultativem Abendessen.

Die reizvolle Altstadt von Danzig

Zweiter Reisetag: Dienstag, 3. September 2024

Kurzer Fussmarsch zum ehemaligen Postamt von Danzig. Orientierung über die heftigen Kämpfe um das von polnischen Postbeamten verteidigte Gebäude beim Ausbruch des 2. Weltkrieges. Anschliessend Fahrt zum Denkmal und Haus der Gewerkschaft Solidarność, mit Informationen zum Aufstand der Gewerkschaft zur Zeit des Kalten Krieges. Danach Fahrt zur Westerplatte. Informationen und Besichtigungen zu den Kämpfen um die Westerplatte.

Westerplatte

Einfaches Mittagessen bei einem Verpflegungsstand auf der Westernplatte. Danach Fahrt nach Gizycko (Lötzen). Nach Ankunft im Hotel (****) Zimmerbezug für drei Nächte. Anschliessend Vortrag: «Die Massnahmen zum Schutz von Adolf Hitler». Apéro und Abendessen im Hotel.

Dritter Reisetag: Mittwoch, 4. September 2024

Fahrt zum Feldquartier von Hans Heinrich Lammers in Radzieje. Besichtigung der Reste seines Feldquartiers mit Informationen zum ehemaligen Staatssekretär und Chef der Reichskanzlei.

Anschliessend Fahrt zum Hauptquartier des Oberkommandos des Heeres (OKH) in Mamerki (Mauerwald). Informationen zum OKH mit Besichtigung der Bunker in denen die Stäbe des Deutschen Heeres von 1941 – 1944 untergebracht waren. Im Gegensatz zur Wolfsschanze wurden die Bunker in Mauerwald nicht gesprengt. Die Besichtigung wird unterbrochen mit einem Mittagessen in einer nahegelegenen Taverne.

Mamerki: Bunker des ehemaligen Oberkommandos der Wehrmacht

Danach kurze Fahrt nach Lesniewo (Fürstenau) zur Besichtigung der durch die Nationalsozialisten erbauten, aber nie in Betrieb genommenen Masurenschleuse. Anschliessend Fahrt ins Hotel. Nach der Ankunft Vortrag «Hitlers Hauptquartiere». Abendessen und Übernachtung in Gizycko.

Vierter Reisetag: Donnerstag, 5. September 2024

Vortrag «Hitlers Weg in den Untergang». Danach Fahrt zu Heinrich Himmlers Feldquartier (Hochwald). Besichtigung und Informationen zu den baulichen Überresten.

Danach Fahrt und Besichtigung des Feldquartiers von Joachim von Ribbentrop im Schloss Steinort, dem ehemaligen Stammsitz der Familie von Lehndorf.

Das Schloss Steinort befindet sich derzeit im Umbau, wir werden es aber ausnahmsweise dennoch auch innen besichtigen können.

Anschliessend Weiterfahrt zum Flugplatz der Wolfsschanze «Wilhelmsdorf» mit Besichtigung und Informationen zum Flugplatz. Anschliessend Fahrt zum Mittagessen in der Wolfsschanze. Besichtigung der Bunkeranlagen im Sperrkreis 1.

Der gigantische Führerbunker in der Wolfsschanze

Nach der Kaffeepause Besichtigung der Bunkeranlagen im Sperrkreis 2. Danach Rückfahrt und Abendessen im Hotel in Gizycko.

Fünfter Reisetag: Freitag, 6. September 2024

Check-out. Verschiebung nach Warschau. Zimmerbezug (****) und Mittagessen im Hotel in der Innenstadt. Danach Fahrt ins ehemalige Warschauer Ghetto mit Führung und Informationen zum Ghetto und zur grössten jüdischen Widerstandsaktion gegen den Völkermord der Nationalsozialisten. Anschliessend fakultatives Nachtessen, oder Nachtessen im Hotel mit anschliessender Teilnahme an der Filmvorführung «Der Klavierspieler», einem Film über das Schicksal der Juden in Warschau im Zweiten Weltkrieg.

Altstadt der polnischen Hauptstadt

Letzter Reisetag: Samstag, 7. September 2024

Geführte Rundfahrt durch die Stadt zum Thema Warschauer Aufstand. Anschliessend Fahrt zum Flughafen, individuelles Mittagessen. 14:50 Uhr Rückflug in die Schweiz (ETA: 16:50) in Zürich.

Denkmal des Warschauer Aufstands

Der Reisebericht von Andreas Meyenberg

Auf unserer Reise nach Polen beschäftigten wir uns im speziellen mit drei für Polen entscheidende Themen im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg. Im ersten Teil besuchten wir den Ort wo am ersten September 1939 die ersten Schüsse fielen, «Seit fünf Uhr fünfundvierzig (eigentlich vier Uhr fünfundvierzig) wird zurückgeschossen» auf die Westerplatte in der freien Stadt Danzig (heute Gdansk).
Im zweiten Teil durchstreiften wir die Wälder von Masuren im ehemaligen Ostpreussen auf der Suche nach den Überresten der vorgeschobenen Hauptquartiere der Naziführer während der Operation Barbarossa (Überfall auf Russland im Juni 1941).
Im dritten Teil widmeten wir uns in Warschau der Geschichte der Stadt und insbesondere auch derjenigen der Jüdischen Gemeinschaft, damals eine der grössten in Europa, während dem Zweiten Weltkrieg.

Am Flughafen Zürich wurden wir von unserem souveränen und sehr erfahrenen Reiseleiter Kurt Steinegger und seinem polnisch sprechenden Assistenten Edmund Jaszczyk genannt »Mundi» willkommen geheissen und unter die Fittiche genommen.

Wir starteten die Reise aus technischen Gründen mit dem Flug über Kopenhagen nach Gdansk. Am Abend besuchten wir individuell die Altstadt, welche nach alten Plänen sehr schön wieder aufgebaut worden war und welche bei schönstem Wetter in der Nachtbeleuchtung einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat.

Am zweiten Reisetag war das erste Reiseziel das berühmt gewordene Postamt von Danzig, welches am ersten Kriegstag von einer Handvoll polnischer Postbeamten gegen eine Übermacht von Deutschen verteidigt wurde. Nach der Kapitulation wurden die Überlebenden standrechtlich erschossen, ein eindrückliches Mahnmal zeigt den Hinrichtungsort an einer Mauer im
Hinterhof.

Denkmal am Hinrichtungsort der Postbeamten

Auf dem Weg auf die Westerplatte, wo am 1. September 1939 die ersten Salven des auf «Freundschaftsbesuch in» Danzig weilenden Panzerkreuzers «Schleswig-Holstein» einschlugen und den Krieg eröffneten, machten wir Halt beim Denkmal der berühmt gewordenen Gewerkschaft «Solidarnosz» am Rand der Werftanlagen, welche früher der grösste Arbeitgeber der Stadt waren. Ein vom Reiseleiter eigentlich geplantes Treffen mit dem ehemaligen Anführer der Gewerkschaft und späteren Staatspräsidenten Lech Walesa musste leider wegen dessen schlechtem Gesundheitszustand weggelassen werden.
Auf der Westerplatte, einer Halbinsel in der Ostsee vor der Stadt zeugen einige Ruinen und ein Denkmal (Gruppenfoto) von den erbitterten Kämpfen der polnischen Verteidiger gegen eine technisch und personell weit überlegene Wehrmacht.

Gruppenfoto vor dem auf Denkmal auf der Westerplatte

Nach dem Mittagessen verschoben wir uns im Kleinbus quer durch Polen entlang der Grenze zur Russischen Exklave Kaliningrad, welche zu Kriegsbeginn 1939 Königsberg hiess und als Teil Ostpreussens zu Deutschland gehörte, ins Gebiet der Masurischen Seen in die Stadt Gizycko, früher Lötzen. Bei schönstem Wetter, das übrigens während der ganzen Reise andauerte, genossen wir die Fahrt durch ausgedehnte, in dieser Grösse bei uns unbekannte Acker- und Weideflächen und durch saubere Dörfer.

In Gizycko befanden wir uns geographisch übrigens wenig südlich der heute geostrategisch wichtigen Suwalki-Lücke, der 65 Kilometer breiten einzigen Landverbindung zwischen den baltischen Staaten und ihren NATO-Verbündeten, was ausgedehnte Diskussionen über die heutige politische Situation unter den Reiseteilnehmern auslöste.

Im sehr schönen Hotel mit Konferenzraum und Wellnesstrakt richteten wir uns für drei Nächte ein. Im verwinkelten Haus war es nicht ganz einfach, sich zurechtzufinden, schliesslich fanden aber alle Reiseteilnehmer pünktlich die Gartenterrasse, wo vor dem Nachtessen der obligate Apéritiv stattfand.

Mit seinen Ausführungen jeweils vor dem Nachtessen und unterwegs im Bus verstand es unser Reiseleiter Kurt Steinegger ausgezeichnet, uns auf das jeweils nächste Thema vorzubereiten. Es gelang ihm, die Verhältnisse und Tagesabläufe zur damaligen Zeit vor 80 Jahren so zu schildern, dass wir uns in diese Zeit zurückversetzt fühlten.

Zur Vorbereitung auf die Operation Barbarossa beauftragte der Führer Adolf Hitler den Leiter der Organisation Todt, Dr. ing. Fritz Todt, ein vorgeschobenes Führerhauptquartier in den Wäldern Ostpreussens zu bauen. Mit enormem Aufwand an Personal und Material, insbesondere Beton, wurden an einer bestehenden Bahnlinie östlich der Stadt Rastenburg im Herbst 1940 zwischen den Sümpfen und Seen unter dem Decknamen «Chemische Werke Askania» das Führerhauptquartier «Wolfsschanze» und weitere Feldquartiere für das Oberkommando des Heeres «Mauerwald» und für weitere Naziführer gebaut. Der Materialtransport erfolgte von Rastenburg aus über die Bahnlinie.

Aus Geheimhaltungsgründen erfolgte der Bau in den Wäldern mit nur minimaler Abholzung, sodass aus der Luft keine Erkennung möglich war.

Von Gizycko aus besuchten wir in den folgenden Tagen diese Feldlager. Kern-stücke dieser Lager waren massivste Betonbunker zum Schutz der Führer und der wichtigsten technischen Einrichtungen wie beispielsweise Übermittlungszentralen. Die Mitarbeiter wohnten in Backsteinhäusern und Holzbaracken, alle notwendigen Einrichtungen des täglichen Lebens waren wie in einer Kleinstadt vorhanden. Tägliche Bahnverbindungen nach Berlin bestanden ebenso wie mehrmals tägliche Kurierflüge vom nahen Flugplatz Wilhelmsdorf nach Berlin Rangsdorf.

Einer von vielen Betonbunkern im Feldlager des Oberkommandos des Heeres

Hitler und seine engsten Mitarbeiter wie Generalfeldmarschall Keitel, Generaloberst Jodl und Martin Bormann residierten im Lager «Wolfsschanze» zusammen mit den wichtigsten Verbindungsoffizieren des Heeres, der Luftwaffe und der Kriegsmarine. Der Führer selbst verbrachte mit Unterbrüchen insgesamt 786 Tage in diesem Führerhauptquartier.
Am ersten Tag in den Wäldern von Masuren besuchten wir am Morgen das Hauptquartier von Hans Heinrich Lammers, dem Leiter der Reichskanzlei. Wenn der Führer in der Wolfsschanze war verlegte auch die Reichskanzlei ihre Tätigkeit weg von Berlin und vom Obersalzberg nach Ostpreussen. Einige Bunker und Überreste von Baracken sind die einzigen verbliebenen Zeugen.

Anschliessend suchten wir das Feldlager des Oberkommandos des Heeres «Mauerwald» auf. In diesem Lager lebten zeitweise bis 4000 Stabsmitarbeiter. Hier liessen wir uns vom Reiseleiter auch das Bauprinzip der Bunker und ihre Wand- und Deckenstärken erklären. Die gigantischen Aussenmasse der Bunker stehen dabei in krassem Gegensatz zu den sehr kleinen Innenräumen. Einige Bunker wurden zur Erhöhung des Schutzes gegen Luftangriffe im Verlauf des Krieges sogar mit einer zweiten betonierten Schutzhülle eingefasst.

Der Reiseleiter behält den Überblick

Das Mittagessen konnten wir zwischenzeitlich in wesentlich angenehmerer Atmosphäre in einem Restaurant direkt am Mauersee einnehmen. Ein Resort mit kleinen Holzhäuschen und der nötigen Infrastruktur lädt hier zum Bade-Urlaub in dieser landschaftlich sehr reizvollen Gegend ein.

Am Mauersee

Auf dem Rückweg in unser Nachtquartier konnten wir noch einen Blick auf die unvollendete Masurenschleuse werfen, ein Bauwerk das im Zusammenhang mit dem 1911 begonnenen Bau eines Kanals von der Ostsee zu den Masurischen Seen begonnen und dessen Bau vor dem Zweiten Weltkrieg durch die Deutschen wieder aufgenommen wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das gigantische Projekt unvollendet aufgegeben.

Masurenschleuse

Am 4. Reisetag besuchten wir zuerst das Feldquartier von Reichsführer Heinrich Himmler, anschliessend das Quartier von Reichsaussenminister Joachim von Ribbentrop, das Schloss Steinort. Im Gegensatz zu den bisher besuchten Feldquartieren in Bunkern im Wald war es dort richtig wohnlich und ein standesgemässer Aufenthaltsort für den Aussenminister des Deutschen Reichs. Dass der Besitzer und Bewohner des Schlosses, Graf von Lehndorff, ein Mitglied des Widerstands war kam erst nach dem Attentat am 20. Juli 1944 ans Licht. Der Graf überlebte die Rache des Führers trotz längerer Flucht nicht, er wurde vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und hingerichtet, die Familie aus dem Schloss geworfen und in Sippenhaft genommen.

Das Schloss Steinort war nach dem Krieg verwahrlost. Heute gehört es der «Polnisch-Deutschen Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz», die das Gebäude komplett sanieren und als Museum erhalten will. Wir erhielten die Gelegenheit die Restaurationsarbeiten zusammen mit dem Projektleiter zu besichtigen. Jedes Jahr Anfang September kommt eine Delegation der Meisterschule Bauhandwerker München und führt fachgerechte Renovationsarbeiten durch. Beim jetzigen Tempo der Restauration rechnen die Verantwortlichen noch mit mindestens 20 Jahren Bauzeit. Viele von uns halten sogar dies für sehr optimistisch.

Schloss Steinort in Renovation

Auf dem Weg zur Wolfsschanze machten wir am einige Kilometer entfernten Flugplatz Wilhelmsdorf Halt, der heute von Sportfliegern genutzt wird. Der Flugplatz Rastenburg hatte eine Graspiste ohne Pistenbeleuchtung, er konnte also nur tagsüber angeflogen werden. Hier starteten zwei Mal täglich die Kurierflugzeuge nach Berlin vom Typ Ju 52 und Focke-Wulf 200 Condor. Nur die wichtigsten Besucher kamen mit dem Flugzeug, alle anderen mit der Bahn. Erhalten sind heute noch der Hangar mit dem betonierten Vorplatz und die Betankungsanlage der Flugzeuge.

Flugplatz Wilhelmsdorf

In der Wolfsschanze besichtigten wir die wichtigsten Bunker im Sperrkreis 1, insbesondere den gigantischen Bunker des Führers und die Ruinen der berühmt gewordenen Lagebaracke (Backsteinhaus mit Betondecke) in der das Attentat von Stauffenberg vom 20. Juli 1944 stattfand. Ein Mahnmal erinnert an das gescheiterte Attentat auf den Führer.

Die Ruinen der Lagebaracke

In einem separaten Gebäude ist die Lage im Innern der Baracke mit den Standorten der Teilnehmer an der Lagebesprechung zum Zeitpunkt des Attentats genau wiedergegeben.

Rekonstruktion der Lage in der Lagebaracke am 20. Juli 1944

Der Bunker Hitlers ist trotz der Sprengung immer noch sehr eindrücklich mit seiner 8 Meter dicken Stahlbetondecke, ein Zeichen dafür, dass der Führer dauernd Luftangriffe befürchtete. Schwer nachzuvollziehen, dass der Führer 786 Tage in diesem dunklen und feuchten «Verliess» verbrachte. Daneben finden sich noch originelle künstliche Bäume gegen Fliegersicht und improvisierte Tarnungen für Fahrzeuge.

Hitlers Bunker in der Wolfsschanze

Von der geschichtlich belegten Mückenplage in den Feldlagern blieben wir glücklicherweise verschont.

Als die Russen im Herbst 1944 näher rückten und der Führer mit seinem Gefolge nach Berlin zurückkehrte wurden sämtliche Bunker in der «Wolfsschanze» im Januar 1945 von deutschen Pionieren gesprengt, im Gegensatz zu den Anlagen in «Mauerwald», welche intakt geblieben sind.

Schwer beeindruckt von den gigantischen Ausmassen dieser Anlagen verliessen wir diesen unwirtlichen Ort und kehrten zum letzten Mal in unser Hotel nach Gizycko zurück.
Am 5. Reisetag verschoben wir uns in unserem Bus nach Süden in die Hauptstadt Warschau zum dritten Teil unserer Polenreise. Am Nachmittag begleitete uns eine sehr kompetente örtliche Reiseführerin. Sie führte uns auf den Spuren der jüdischen Gemeinschaft durch die Stadt und in das berühmte Warschauer Ghetto. Schwerpunkte des Rundgangs waren etwa der Verladeplatz zur Deportation nach Treblinka, die Brücke vom grossen ins kleine Ghetto, der Eingang in die Kanalisation, das unterirdische Verbindungsnetz, und das Denkmal für den Aufstand.

Häuser-Ruinen im ehemals jüdischen Ghetto

An den entsprechenden Orten illustrierte sie ihre Ausführungen mit eindrücklichen Fotographien aus der damaligen Zeit. Ein wichtiger Teil war der Entstehung des Ghettos und dem Aufstand im Ghetto 1943 gewidmet, der von den Deutschen blutig niedergeschlagen wurde.

Am Abend schlenderten wir noch durch die Warschauer Altstadt (auch hier nach alten Plänen rekonstruiert und sogar UNESCO-Welterbe) und nahmen das Abendessen gemeinsam in einem Gartenrestaurant ein. Mit einer launigen Ansprache würdigte unser Reisekamerad Ulrich Bollmann die grossen Verdienste unseres Reiseleiters Kurt Steinegger und seines sympathischen Assistenten. Da alle Reiseteilnehmenden der polnischen Sprache nicht mächtig sind waren «Mundis» Übersetzerdienste bei unzähligen Gelegenheiten unverzichtbar. Nach einem dreiviertelstündigen Marsch quer durch Warschau fanden wir – erstaunlicherweise für mich – problemlos unser komfortables Hotel wieder, im letzten Teil geführt vom schön beleuchteten Kulturpalast mit seiner Höhe von 237 Metern, einem Geschenk Stalins an die polnische Bevölkerung.

Der Kulturpalast, eines der Wahrzeichen von Warschau

Der letzte Reisetag behandelte die Situation in Warschau während des Zweiten Weltkriegs und im Besonderen das Schicksal der Polen und den bei uns wenig bekannten Warschauer Aufstand gegen die Deutschen am 1. August 1944. Die Heimatarmee kämpfte heldenhaft bis sie nach 63 Tagen in aussichtsloser Situation kapitulieren musste. Die Stadt wurde dabei praktisch vollständig zerstört.

Denkmal für den Aufstand der polnischen Heimatarmee am 1. August 1944

Die jenseits der Weichsel stehende Rote Armee griff nicht in die Kämpfe ein.
Wir besuchten auch das Mahnmal für die von den Russen in Katyn ermordeten Eliten des Landes und die Gedenktafel für den 2010 bei einem Flugzeugabsturz bei Smolensk auf dem Weg nach Katyn zu einer Gedenkfeier tödlich verunglückten polnischen Staatspräsidenten Lech Kaczynski. Auf unserer Erkundung durch Warschau trafen wir auch auf Hinweise auf berühmte Bürger der Stadt wie etwa die zweifache Nobelpreisträgerin Marie Sklodowska Curie und den Komponisten Frédéric Chopin. Schliesslich warfen wir noch einen Blick auf den Präsidentenpalast.

Bei immer noch schönstem Wetter mussten wir uns dann leider bereits wieder auf den Heimweg machen. Das Flugzeug brachte uns ohne grosse Verspätung von Warschau zurück nach Zürich.

Zum Schluss ein Wort in eigener Sache. Kurt Steinegger ist es einmal mehr gelungen, ein wichtiges militärhistorisches Thema packend zu vermitteln und die Reiseteilnehmenden mit seinen Ausführungen zu fesseln.

Lieber Kurt, ganz herzlichen Dank von uns allen für diese unvergessliche Reise.


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