gms homeReisenGMS Vergangene Reisen14.2-25 | Die Sperrstelle 1205

14.2-25 | Die Sperrstelle 1205

Freitag, 3. Oktober 2025

Die Verteidigungskonzeption(en) in Graubünden am Beispiel der Sperre Trin

Inhalt aktualisiert am 21.10.2025

ZUM REISEBERICHT


Reiseleitung: Oberst i Gst a D David Accola, Reisechef der GMS

Eine Tagesexkursion in die Sutselva

Neue Reise

Ein Muss für alle Festungsfreunde, die sich auch mit Operationsplanungen und deren Umsetzung beschäftigen möchten.

 


Thematische Umschreibung


Der Besuch der Sperrstelle Trin steht im Zentrum dieser erstmaligen GMS-Exkursion. Die Sperrstelle 1205 wird seit einigen Jahren durch Mitglieder des „Vereins Sperre Trin“ betreut. Das Festungsmuseum ermöglicht den Besuch von Verteidigungsanlagen (A 7762; A 7765-A 7771) aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, aber auch des 12cm Fest Mw (A07795), der im Kontext der Konzeption vom 06.06.1966 erstellt wurde.

Eine vorgängige Einführung zur Entwicklung der Verteidigungskonzeptionen in Graubünden vom Ersten Weltkrieg bis hin zur Zeit des Kalten Krieges wird die wechselnde Rolle von Befestigungsanlagen, Sprengobjekten und Sperrstellen im Gebirgskanton thematisieren und deren erhoffte Wirkung im Rahmen damaliger Operationsplanungen beleuchten.

Programm


Freitag, 3. Oktober 2025

08.00 Uhr: Fahrt ab Zürich Sihlquai via Landquart (Zustiegsmöglichkeit) nach Trin. Einführung bei Kaffee und Gipfeli in die wechselnden Verteidigungskonzeptionen in Graubünden und die in deren Rahmen getroffenen Vorbereitungsmassnahmen. Besuch der Festungsanlagen in Trin-Porclis. 13.00 Uhr: Mittagessen in Trin-Mulin. Nachmittags: Wanderung entlang des Bunkerwegs (45′) nach Trin-Digg und Besuch der eindrücklichen Panzersperre und des dortigen 12cm Fest Mw. Anschliessend Rückfahrt nach Zürich via Landquart mit erwarteter Ankunftszeit gegen 19.00 Uhr am Sihlquai.


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Die Reisedokumentation ist erwerblich.

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Vorbemerkung

Die Exkursion an die Sperrstelle 1205 wurde aus erwarteten Kapazitätsgründen doppelt ausgeschrieben und nach identischem Programm durchgeführt. An der ersten Durchführung beteiligten sich 18, an der zweiten Auflage 13 GMS-Mitglieder. Die nachfolgenden Ausführungen von Heinz Schenkel berichten von der Zweitreise am 3. Oktober 2025, zu welcher der grösste Fan der GMS, so bezeichnet sich Max Dürr aus Strengelbach selbst, seitens des GMS-Reiseteams eingeladen wurde. Es war Max Dürrs 150. GMS-Reise. Vielen Danke Max für deine unermüdliche Treue und Unterstützung!

Max Dürr: der GMS-Reise-Jubilar

Der Reisebericht von Heinz Schenkel


Dreizehn interessierte Teilnehmer haben sich am Morgen des 3.10.2025 zur Fahrt nach Trin eingefunden.

In Kürze waren wir in Landquart, wo auch gleich die wie immer interessanten und spannenden Ausführungen von David Accola begannen.

Bald einmal wurde uns – das mir bis anhin unbekannte, aber eindrückliche – Modell der Bündner Militärgeografie ‘in einer Hand’ beigebracht:

Bündner Geografie aus «einer Hand»

Dazu lege man die linke Hand so auf den Tisch, dass die Handinnenfläche nach oben zeigt.
Der Daumen bildet das Churer Rheintal bzw. die Bündner Herrschaft, der Zeigefinger weist durch das Prättigau ins Unterengadin. Der Mittelfinger führt über den Ofenpass ins Münstertal, der Ringfinger über den Berninapass ins Puschlav. Der kleine Finger über den Malojapass ins Bergell. Der fehlende sechste Finger zeigt zum San Bernardino. Den Fingerwurzeln nach führt das Engadin. Der gestrichelten Handfalte nach erscheint die innere Bündnerlinie: Landwassertal – Albulatal – Domleschg. Beim Daumenansatz finden wir Landquart. In der Handwurzel liegt Reichenau und unten rechts an der Hand die Surselva.

Auf der Fahrt von Sargans bis Trin wies uns David Accola laufend auf Sperren und Besonderheiten im vorbeiziehenden Gelände hin:

Das Festungsgebiet Sargans gehörte zusammen mit den Festungen Saint-Maurice und St. Gotthard zu den drei grossen Festungsräumen der Schweizer Armee im Reduit während des Zweiten Weltkriegs.

Die Festung Sargans hatte drei Aufgaben zu erfüllen: einen gegnerischen Vorstoss aus dem Raum Vorarlberg in Richtung Zentralschweiz, zur Umgehung einer nach Nordosten gerichteten Armeestellung zu unterbinden, sich einer Vereinigung der Streitkräfte Deutschlands und Italiens zu widersetzen und den eigenen Zugang der Walensee-Achse offen zu halten.

Die Luzisteig war schon in Urzeiten bis in die neuere Zeit Umgehungsweg der versumpften und oft überschwemmten Rheinebene unterhalb von Fläsch. Mit der Rheinregulierung im 19. Jahrhundert wurde das Rheintal dauerhaft trockengelegt und passierbar gemacht. Die Luzisteig diente mehrfach als Sperrstelle und Rückzugsmöglichkeit. Sie war somit auch in die Verteidigung des Kessels Sargans eingebunden. Luzisteig und Maienfeld bildeten ein strategisches Tor zwischen Rheintal und Bündnerland.

Nahe Maienfeld, nördlich der Mündung der Landquart in den Rhein, stand einst die ehemalige Bischofsbrücke bzw. obere Zollbrücke, eine militärisch gesicherte Zoll- oder Grenzbrücke. Sie entstand im Zusammenhang mit angrenzenden Schanzen (z.B. die bekannte Duc de Rohan Schanze bei Malans) bzw. Verteidigungswerken.

Die Tardisbrücke, bei Landquart gelegen, wurde 1529 von Metardus Heinzenberger – genannt Tardi – aus Ragaz erbaut und löste die bischöfliche Rheintraverse bei Maienfeld ab. Sie war damals die einzige ganzjährig offene Verbindung zwischen den Drei Bünden und der Eidgenossenschaft. Entsprechend gross war die strategische Bedeutung während der Bündner Wirren und der Napoleonischen Feldzüge.

Die Sperrstelle Chlus liegt im schluchtartigen Zugang zum Prättigau zwischen Landquart und Grüsch. Sie sollte eine Umgehung der Festung Sargans über die Pässe bei St. Antönien verhindern.

Die Sperrstelle Trimmis ist eine Verteidigungsstellung nördlich von Trimmis quer zum Churer Rheintal. Sie bildete mit der Sperrstelle Untervaz die südliche Front der Festung Sargans. Sie hatte den Auftrag, das obere Rheintal bei Trimmis gegen Süden und Norden mit Unterstützung der Artilleriewerke Haselboden und Molinära zu halten.

Reichenau liegt beim Zusammenfluss von Vorder- und Hinterrhein. Die Überquerung des vereinigten Rheins am heutigen Standort beim Schloss Reichenau ist seit 1755 möglich, und hatte lange Zeit die Bedeutung einer Zollstelle. Beim Schloss trennen sich die Wege: Entweder man benutzte die Brücke über den Vorderrhein (Bonaduzerbrücke bzw. Italienische Brücke), um via die Italienische Strasse in Richtung Thusis zu gelangen oder man nahm die Strasse nach Tamins – Trin – Flims in Richtung Bündner Oberland.

Ein oft als Nebenroute begangener Weg führte seit der Römerzeit von Pfäfers über den Kunkelspass nach Tamins und Reichenau. Dieser wurde oft als Schleichweg benutzt, um die Bündner Zölle zu umgehen.

Weitere bedeutende Brücken vor Ort sind heute die Rheinbrücke Tamins von Christian Menn von 1963 mit einer Spannweite von 100 Metern, die Lavoitobelbrücke mit einer Spannweite von 106 Metern, die Mirko Robin Ro mit Max Bill 1967 projektierte.

In Reichenau hat sich ein Gegner zu entscheiden, auf welchem Wege er in die Surselva gelangen will.

Die Lage der Sperre Trin

Nimmt er die Oberlandstrasse via Tamins – Trin – Flims so muss er das Engnis und die Sperrstelle Trin passieren. Wählt er in Reichenau die Bonaduzerbrücke über den Vorderrhein, so benutzt er ab Bonaduz die Versamerstrasse via Versam und Ilanz. Die Strasse ist aber für Fahrzeuge bezüglich Höhe und Gewicht eingeschränkt. Das Versamertobel stellt ein bedeutendes natürliches Hindernis dar.
Eine Möglichkeit bestünde auch im Benutzen der Bahnlinie von Reichenau nach Ilanz via die Rheinschlucht Ruinaulta. Heute wird die Sperrstelle in Trin elegant durch einen Tunnel bis vor Flims unterfahren.

Sehr rasch erreichten wir nach Reichenau und Tamins entlang der alten Strassenführung die grosse Strassenkehre zwischen Trin und Trin Mulin. Im 1,5 km langen Engnis drin liegt an der Strasse der ehemaligen Unterstand mit Küche der Festungswächter, heute der Shop des Festungsvereins. Hier wurde uns der Pausenkaffee mit Gipfeli spendiert. Es folgten die ersten Informationen zur Sperrstelle durch David Accola und die beiden Festungsführer:

Schon seit dem Mittelalter befindet sich hier ein strategisch wichtiger Punkt.

Die Sperrstelle Trin mit dem dominierenden Felsen des Crap Sogn Bargazi. Blick von Trin Mulin in Richtung Osten.

Im Zweiten Weltkrieg war die Stelle Trin von grosser Bedeutung. Der Verkehr von Reichenau führte damals via Tamins, Trin nach Flims genau hier vorbei. Von den Befestigungsanlagen aus konnten die Zugänge ins Bündner Oberland beobachtet und unter Beschuss genommen werden.

Der Crap Sogn Barcazi, der gewaltige Felsen, der sich stolz über Trin Mulin erhebt und auf dessen Plateau die Ruinen einer Kirchenburg stehen, beherbergt im Inneren eine grosse militärische Wehranlage. Die Anlage ist durch ein unterirdisches Treppensystem mit über 300 Treppenstufen mit dem Werk im benachbarten Crap Pign verbunden.

Treppen ohne Ende: nach der Besichtigung der Festungsanlage Trin bedarf es abends keines Besuchs eines Fitness-Studios

Die Versorgung der Anlage erfolgte über eine Seilbahn, welche bei der Übernahme 2005 abgebrochen und 2015 für den Materialtransport wieder hergestellt wurde. Der offizielle Werkzugang für die Mannschaft erfolgte von der Strasse aus via fast vertikal im Felsen verlegte Leitern zur Endstation der Seilbahn.

Der eigentliche Zugang zur Anlage erfolgte über steile Leitern durch die Bergstation der wieder errichteten Seilbahn. Heute besucht man die Anlage durch den eigentlichen Notausgang.

 

Die heutige Anlage ist, dank der jetzt eingebauten Entfeuchter beinahe trocken gehalten und zeigt diverse Waffen und viele wieder neu hergestellte Einrichtungsgegenstände. Alles ist bestens instand gehalten und zeigt eindrücklich die damalige Situation.

Der originalgetreue Mg-Stand im Anlageteil „Crap pign“

Für eine wirksame Sperrung des Durchgangs waren nebst den beiden Felsenwerken noch zahlreiche weitere Anlagen in der näheren Umgebung nötig. Diverse Panzersperren und gut getarnte Bunker sind noch heute neben der Kantonsstrasse zu sehen.

In der heute bewaldeten Kuppe des Bot Fiena befinden sich Bunker, die das Gegenwerk zu den Felsenwerken bilden. Die Sperre von Trin erscheint im Inventar der Kampf- und Führungsbauten als «Sperre von nationaler Bedeutung».

Die imposante Festung bildete mit den vielen bestens getarnten Bunkern im Zweiten Weltkrieg die letzte Sperre vor Disentis zum Reduit. Die gesamte Anlage ist seit 2005 im Besitze der Gemeinde Trin.

Nach der anstrengenden Besichtigung der Anlage ging es zum Essen im nahegelegenen Restaurant. Das Menu, der Jahreszeit entsprechend, ein Wildteller.

Nach der Mittagspause begaben wir uns unter der Leitung unserer Vereinsführer und von David auf den 45-minütigen offiziellen Bunkerspaziergang. Wir sahen die vielen, zum Teil verblüffend getarnten Anlagen und die lange, mächtige Panzersperre, die bis zur Ruinaulta hinunter reicht.

Wer nichts weiss, der ahnt auch nichts …

Durch diese Bauten sollte auch eine allfällige Umgehung der Sperre Trin südlich von Trin Digg via die Schwemmebene des Flem bei Trin Mulin verhindert werden.

Die zweireihige «Toblerone» von Trin Digg

Der Höhepunkt des Rundganges bzw. des ganzen Tages bildete der Besuch des Ende der 80iger Jahre, also im Kalten Krieg, erstellten 12cm Festungsminenwerfers bei Trin Digg. Es handelt sich um die neuste Version der Anlagen dieser Art und um eines der wenigen noch fast vollständig erhaltenen Exemplare in unserem Land. Wir waren überrascht über den guten Zustand der Einrichtungen. Alles bestens erhalten und beinahe unverändert: Geschütz, Munitionslager, Telefonzentrale und Feuerleitstelle. Sehr ausführlich wurden uns die vorhandenen Einrichtungen wie auch die Geschütze erklärt und vorgeführt. Von hier aus hätten auch alle Brücken um und in Reichenau unter Beschuss genommen werden können.

Im Geschützraum des 12cm Fest Mw

Mitte der 90er-Jahre wurde unterhalb von Trin auch noch ein Sprengobjekt bei einer Brücke erstellt.

Ein grosser Dank gilt David Accola für seine, wie immer ausführliche und hochinteressante, Dokumentation mit den vielen vorzüglichen und informativen Illustrationen, sowie für seine spannend vorgetragenen Erklärungen.

Die Mitglieder des Vereins «Festungsmuseum Sperre Trin» vermitteln ihr grosses Wissen mit noch grösserem Herzblut! Kompliment und herzlichen Dank!

Danken wollen wir auch unseren beiden Führern, die mit bewundernswertem Herzblut die Anlagen liebevoll unterhalten und die unzähligen Führungen während der ganzen Saison bestreiten. Alles wohlverstanden in Fronarbeit. Dank gebührt auch unserem Chauffeur, der uns den ganzen Tag sicher herumführte.

 


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