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15-25 | Zürich-Rapperswil

Samstag, 27. September 2025

Geschichte(n) am Zürichsee

Inhalt aktualisiert am 19.10.2025

ZUM REISEBERICHT


Reiseleitung: Brigadier a D Daniel Lätsch

ein Exkursionstag

Neue Reise

Ein Muss für alle, die sich während eines Tages mit der Geschichte der Limmatstadt, dem Zürichsee und Rapperswil auseinandersetzen möchten.

 


Thematische Umschreibung


Rapperswil ist seit dem Bau der A3, der A53 (heute A15) und insbesondere der S-Bahn näher an Zürich herangerückt. Rapperswil gehört nach wie vor zum Kanton St. Gallen. Wirtschaftlich, aber auch kulturell ist Rapperswil heute stärker auf Zürich ausgerichtet denn je.

Das war nicht immer so. Herzog Albrecht II. und seinen Nachfahren gelang es nach 1330 nicht, die habsburgische Hoheit über Zürich durchzusetzen. Die Position Habsburgs war dagegen in der Linthebene zwischen Rapperswil und Weesen durch Besitz oder durch starken Einfluss gesichert.

Die in der Folge der Brun’schen Zunftrevolution von 1336 aus der Stadt vertriebenen Adligen flohen deshalb nach Rapperswil, wo sie eine Art Exilregierung bildeten. In der Nacht vom 23. auf den 24. Februar 1350 versuchten sie, Zürich wieder unter ihre Kontrolle zu bringen. Der Anschlag scheiterte, die Angreifer wurden hart bestraft. Ein Zürcher Auszug zerstörte die Burg «Alt-Rapperswil» (Altendorf) und schleifte die Stadtmauern und das Schloss Rapperswil, so dass die Stadt nicht mehr verteidigt werden konnte. Stadtzürcher Truppen besetzten in diesem Zug die untere March und erlangten damit die Kontrolle über die Bündner Pässe.
Herzog Albrecht II. belagerte im Gegenzug 1351 Zürich und forderte den Wiederaufbau der Befestigung Rapperswils. Nun war Rudolf Brun zu einem Schiedsverfahren gezwungen. Ende Juli 1355 schlossen die Stadt Zürich und Herzog Albrecht II. von Österreich in Regensburg ein auf zehn Jahre befristetes Friedensabkommen. Das Haus Habsburg ging faktisch als Sieger aus dem Konflikt hervor.

Herzog Albrecht II. von Habsburg-Österreich liess als neuer Besitzer Schloss und Stadt vermutlich bereits ab 1352 zu einem Stützpunkt gegen die expandierende Eidgenossenschaft ausbauen. Bis 1458 galten Burg und Stadt als Eckpfeiler von Habsburg-Österreich gegen die territorial expandierende Eidgenossenschaft.

Nach der Ächtung von Herzog Friedrich IV. im Jahr 1415 befahl Kaiser Sigismund Rapperswil, sich von Friedrich abzuwenden. Für die erwiesene Treue verlieh er die Reichsunmittelbarkeit und die direkte Herrschaft über verschiedene Hofgemeinden in Jona und über das Kloster Wurmsbach.

Während des Alten Zürichkriegs kehrte Rapperswil im September 1442 unter die Herrschaft des Hauses Habsburg-Österreich zurück und ging gleichzeitig ein Bündnis mit Zürich ein. Rapperswil war im Mai 1443 Ausgangspunkt der ersten Kampfhandlungen in dieser Kriegsphase. Zusammen mit einem Zürcher Kontingent führten sie eine amphibische Aktion gegen Freienbach durch. Während die Zürcher Truppen Freienbach plünderten und dabei in Kämpfe mit den Schwyzer Truppen verwickelt wurden, befürchtete die Rapperswiler Truppen, die sich noch weitgehend am Ufer befanden, von ihren Schiffen abgeschnitten zu werden und griffen nicht in die Kämpfe ein. Die Schwyzer Truppen gewannen schliesslich die Oberhand und zwangen die Rapperswiler und Zürcher zum Rückzug. Dabei fielen der Rapperswiler Schultheiss Bilgeri Steiner und dessen Sohn Hans. Das Rapperswiler Banner ging verloren. Mindestens 42 Mann des Zürcher Kontingentes fielen.

In der Folge des Plappartkrieges von 1458 marschierten eidgenössische Truppen in die Stadt ein. Rapperswil sagte sich daraufhin 1460 von Österreich los, sah sich 1464 aber zu einem Schirmbündnis mit den Orten Uri, Schwyz, Unterwalden und Glarus gezwungen, das den Eidgenossen das Besatzungsrecht auf Stadt und Burg sowie ein aussenpolitisches Mitspracherecht zugestand. Fortan beteiligte sich Rapperswil an eidgenössischen Kriegszügen und Soldbündnissen und diente als Tagungsstätte eidgenössischer Konferenzen.

1654/55 scheiterte der Versuch einer Bundesreform durch die reformierten Orte am Widerstand der katholischen Orte. Nun drängte Zürich seine Verbündeten zum Krieg gegen die Katholiken. General Hans Rudolf Werdmüller zog mit rund 7’000 Fusssoldaten, 325 Dragonern und 19 Geschütze über Hombrechtikon nach Rapperswil und belagerte die Stadt. Ab 24. Januar 1656 begann eine intensive Beschiessung der Stadt, und die Botschaft vom Sieg bei Villmergen über die Berner Truppen traf ein. Zwei Tage später scheiterte ein verbissen geführter Ansturm der Zürcher auf die Stadtmauern. Es folgten Tage unter schwerstem Artilleriebeschuss mit insgesamt 700 Granaten, die 34 Häuser komplett oder teilweise zerstörten. Am 3. Februar 1656 setzte Werdmüller zum entscheidenden Sturm an, scheiterte aber erneut. Während der nächsten Tage wüteten die Belagerer in der Umgebung und zogen am 10. Februar 1656 ab.

Im Zweiten Villmergerkrieg (auch Toggenburgerkrieg genannt) von 1712 leistete Rapperswil den reformierten Truppen keinen Widerstand. Mit dem Frieden von Aarau sicherten sich am 11. August 1712 die reformierten Kantone die Vorherrschaft in den Gemeinen Herrschaften. Die Schirmvogtei Rapperswil fiel an Zürich, Bern und Glarus. Die neuen Schirmherren gewährten Rapperswil aber nicht mehr Freiheiten als die alten. Insbesondere Zürich mischte sich in die inneren Auseinandersetzungen ein. Die städtische Demokratie in Rapperswil mit Schultheiss, Räten und Bürgerversammlung wurde durch patrizische Ansprüche alteingesessener Familien behindert. Nicht wenige begrüssten deshalb 1798 die französische Besetzung, die zur Auflösung der Stadtrepublik unter eidgenössischer Schirmherrschaft führte.

Mangel an bürgerlichem Unternehmergeist und Eigeninitiative schadeten dem Rapperswiler Handwerk und Gewerbe. Im 19. Jhd. zogen aber mehrere reformierte Zürcher Unternehmer in das katholische Rapperswil und gründeten Textilunternehmungen. Damit begann die Industrialisierung Rapperswils und gleichzeitig die Gründung einer reformierten Diaspora. Die Machtansprüche der alteingesessenen Familien kamen damit aber nicht zu einem Ende. Beredtes Zeugnis davon ist die Konzentration von Villen reformierter Industrieller an der Zürcherstrasse, welche ausserhalb der Stadt liegt sowie die Tatsache, dass erst 1983 eine paritätische, also überkonfessionelle Primarschule gegründet wurde.
Gegen Ende des 20. Jhd. trat am Hafen von Rapperswil eine Band auf, welche den Song ‘Rapperswil zu Züri’ zum Besten gab. Was wohl eher als Gag gedacht war, warf in der Stadt Rapperswil hohe Wellen und veranlasste den damaligen Chefredaktor der (freisinnigen) Regionalzeitung zu einem harschen Kommentar.

Heute ist Rapperwil eher ein Vorort von Zürich. Rapperswiler sind keine St. Galler, sie sind aber auch keine Zürcher. Sie sind Rapperswiler. Zürich ist aber für viele Rapperswiler Arbeitsort und Ausgangsziel. Rapperswil ist im Gegenzug dafür zunehmend ein gesuchter Wohnort für Zürcher.

Programm


Samstag, 27. September 2025

08:15 Uhr Fahrt vom Sihlquai zu einem Zunfthaus; Einführung zum Thema Brun’sche Zunftrevolution und Zürcher Mordnacht. Kaffeehalt. Weiterfahrt nach Rapperswil; Alter Zürichkrieg und amphibische Landung in Freienbach 1443. Einführung zum Thema Plappartkrieg 1458 und Übergang Rapperswils zur eidgenössischen Schirmvogtei. Mittagessen in Rapperswil. Nachmittags: Rapperswil und die Reformation 1531. Belagerung Rapperswils durch General Hans Rudolf Werdmüller 1656. Zweiter Villmergerkrieg (Toggenburgerkrieg) 1712 und Übergang Rapperswils zu einer Zürcher-Berner-Glaner Schirmvogtei. Industrialisierung durch Zürcher Unternehmer im 19. Jhd. Rückfahrt nach Zürich. Ankunft in Zürich ca. 19:00 Uhr.

 


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Der Reisebericht von Peter Beglinger


Ab 08.00 h wurden die Sitzplätze der Schmidreisen Wettingen von über 30 gutgelaunten Reisefreudigen, mit triefenden Regenjacken, belegt. Per Handschlag wurden wir, mit einem Lächeln, von unserer Fahrerin Petra Lieberherr und vom Reiseleiter Daniel Lätsch, begrüsst. Dank der vorgängig erhaltenen sehr informativen Fachdokumentation war unsere Neugier auf diesen vielversprechenden Tagesausflug am Zürichsee geweckt.

Nach akribischer Präsenzkontrolle erfolgte durch Dani Lätsch eine humorvolle Einführung und Erklärung wie schwierig es ist, nach 40 Jahren als Neuzuzüger ein anerkannter Rapperswiler zu werden. Für die Stadtführung in Rapperswil wurde Ady Gratwohl als Co-Reiseleiter vorgestellt, der sich als echter Rapperswiler, mit Aargauer Ursprung, präsentierte.

Nach kurzer Fahrt in Zürich und kurzem Spaziergang im Regen zur Gesellschaft der Schildner zum Schneggen* und an verschiedenen Zunfthäusern vorbei, landeten wir beim Bilgeriturm und in der Bar des Neumarkts und wurden mit Kaffee und Gipfeli verwöhnt. Im ersten Stock durften wir die Bilgeristube mit dem prächtigen Kachelofen besichtigen. Auch auf die interaktive Ausstellung «Zunftstadt Zürich» in der Zunft Letzi wurde hingewiesen.

Anschliessend dislozierten wir mit dem komfortablen Bus auf der Forchautobahn Richtung Süden. Während der Reise erfuhren wir von Dani Lätsch, der über ein unglaubliches Wissen verfügt, sehr interessante Geschichten über die Zünfte, ihren Einfluss im Mittelalter, über die Familie Bilgeri, die Mordnacht von Zürich, mit der Rache von Rudolf Brun und die Zerstörung von Rapperswil*. Dani Lätsch erklärte sehr anschaulich, dass die Geschichtsschreibung der Ereignisse oft später erfolgte und so durch die jeweiligen Vorstellungen sehr stark mitgeprägt und verändert wurde.

Die Geschichte von Rapperswil hängt sehr stark mit der Mordnacht von Weesen und als Folge mit der Schlacht bei Näfels von 1388 zusammen. Als eine der Folgen war die Belagerung der Stadt Rapperswil durch 700 Zürcher, eine Ersatzhandlung, da sie zu spät ankamen, um an der Schlacht bei Näfels teilzunehmen.

Dieser Vortrag führte uns auf den Frohberg oberhalb Rapperswil. Dank der klaren Sicht und geschützt von unseren Regenschirmen wurden uns die verschiedenen Teile der Stadt und der umliegenden Gebiete erklärt. Wir durften noch ein wenig Geschichtsunterricht geniessen. Die Erklärung, der erfolglosen Belagerung mit Artilleriebeschuss von Rapperswil durch General Werdmüller, war ausgezeichnet.

Angekommen in der Altstadt von Rapperswil übernahm das Wort Ady Gratwohl. Er informierte uns sehr detailliert über die Eigenheiten des Nebeneinanders der katholischen und reformierten Glaubensgemeinschaften, die Besonderheiten der Sonnenuhren, über die Sehenswürdigkeiten und die wichtigen Fixpunkte. Wertvolle, geschichtliche Detailinformationen erhielten wir zusätzlich von Dani Lätsch.

Im Restaurant Rossini wurde während des Mittagessens der Kontakt untereinander in angeregten Diskussionen genutzt.

Gestärkt nahmen wir den Stadtrundgang bei trockenem Wetter unter die Füsse. Ady Gratwohl informierte uns von Rapperswiler Eigen- und Besonderheiten. Angefangen damit, dass Rapperswil zum Kanton St. Gallen gehört, was vielen unbekannt scheint. Die Stadtsanktgaller bezeichnen Rapperswil geografisch «da hinten», was die Rapperswiler nicht erfreut.

Der Turm auf dem Sonnenplatz weist zwei Sonnenuhren auf. Eine Sonnenuhr auf der Ostseite beginnt mit 06.00 h, die Sonnenuhr auf der Westseite beginnt mit 12.00 h, ausgerichtet nach dem jeweiligen Sonnenstand.

Rapperswil ist eine Handwerkerstadt. Die berühmten Elsener – Messer werden von Köchen auf der ganzen Welt geschätzt und werden zum Schleifen immer wieder in die Elsener Werkstatt gesandt. Einen hohen Stellenwert hat auch die Goldschmiedekunst mit dem bekannten Namen Domeisen. Das Haus Gebert ist die Geburtsstätte des weltweit operierenden Sanitär-Unternehmens Geberit AG. Im Stadtmuseum, im Breny-Haus, ist zur Information ein Modell 1:250 von Rapperswil aufgestellt und zeigt sehr naturgetreu das Stadtbild um1780.

Seit der Akzeptanz der «Reformierten» in Rapperswil wird die Stadtkirche auf dem Schlosshügel von beiden Landeskirchen gemeinsam genutzt.

Das Schloss/die Burg wurde in den Jahren 1220 bis 1230 von Vogt Rudolf von Rapperswil erbaut. Im Schlosspark fühlt sich auch eine grosse Herde von Damhirschen wohl. Der weltbekannte Rosengarten findet man gleich daneben.

Unterhalb des Schlosses steht seit 1602 das Kapuzinerkloster, direkt am See, auch dies mit einer sehr interessanten Geschichte.

Der erste Seedamm zwischen Hurden und Rapperswil wurde 1370 erbaut. Der Seedamm in heutiger Form wurde 1878 eingeweiht, in den folgenden Jahren ausgebaut und heute benutzen gegen 40’000 Autos täglich den Seedamm.

Im Anschluss wurde das Industriegebiet in Jona mit einer Weberei besichtigt, so endete ein interessanter Tag mit der Rückfahrt im Reisecar nach Zürich.

Es lohnt sich, wie nachstehend erwähnt, bei Wikipedia die Reiseschwerpunkte nachzulesen.

Herzlichen Dank und Kompliment für die sehr gut recherchierten Informationen an Dani Lätsch und Ady Gratwohl, sowie an die freundliche Bus-Gastgeberin und sichere Fahrerin Petra Lieberherr.

*In Wikipedia gibt es eine sehr gute Erklärung zu der Gesellschaft der Schildner zum Schneggen

*Zerstörung von Rapperswil – Wikipedia


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