Entscheidungsschlachten in Frankreich
Inhalt aktualisiert am 23.02.2025
BEMERKUNGEN DES REISECHEFS ZU DIESER REISE
DER REISEBERICHT DES REISELEITERS
Reiseleitung: Oberst Oliver Berger, Pfr. Jean-Michel Mühlemann
Fünf Reisetage
Neue Reise
Ein Klassiker unter den militärhistorischen Reisezielen! Die Westfront in Frankreich vermag immer wieder zu beeindrucken.
Thematische Umschreibung
Auf dieser Reise betrachten und begehen wir die militärischen Wendepunkte im unteren bis mittleren Frontabschnitt an der Westfront des Ersten Weltkrieges. Wir beleuchten die strategischen Überlegungen sowie die taktischen und technologischen Entwicklungen in diesem grossen Krieg. Ebenso thematisieren wir dessen Auswirkungen, die bis heute noch spürbar sind. Daneben tauchen wir auch ein in die reichhaltige Kultur und Kulinarik der Region Champagne.
Programm
Erster Reisetag: Dienstag, 17. September 2024
07:30 Uhr: Fahrt mit dem Car ab Zürich via Basel (Zustiegsmöglichkeit) zum „Kilometer 0“ der Westfront bei Bonfol (CH). Mittagessen in Belfort. Besichtigung der Gürtelfestung bei Epinal. Fahrt nach Nancy. Zimmerbezug (****), Abendessen und Übernachtung ebenda.

Zweiter Reisetag: Mittwoch, 18. September 2024
Check-out. Fahrt via Monthyon (Einführung in die erste Marneschlacht) nach Meaux. Mittagessen, Besichtigung der Schlachtfelder sowie Besuch des Musée de la Grande Guerre. Zwischenhalt im Bois Belleau und Besuch des Monument Americain de la Cote 204 bei Chateau-Thierry. Weiterfahrt nach Reims. Übernachtung (***) für zwei Nächte. Abendessen im Zentrum der Stadt.

Dritter Reisetag: Donnerstag, 19. September 2024
Einführung in die Schlachten in der Champagne, anschliessend Fahrt nach Massiges und Besichtigung des Schlachtfeldes Main de Massiges (Schlachten in der Champagne 1914 und 1915). Mittagessen in Pont de Marson. Weiterfahrt nach Nauroy und Besuch des village detruit. Champagnerdegustation in Verzenay. Anschliessend Rückfahrt nach Reims, Besichtigung der Kathedrale, individuelles Abendessen, Übernachtung in Reims.

Vierter Reisetag: Freitag, 20. September 2024
Check-out. Einführung in die Nivelle-Offensive, anschliessend Fahrt zum Monument des Chars d’Assault in Berry-au-Bac. Anschliessend Besichtigung des Schlachtfeldes auf dem Chemin des Dames (Bataille de l’Ainse 1917) inkl. Besuch der Caverne du Dragon. Mittagessen in der denkmalgeschützten Oberstadt von Laon, Weiterfahrt via Butte de Vauquois nach Verdun. Zimmerbezug (****), Abendessen und Übernachtung in der legendären Festungsstadt an der Maas.

Letzter Reisetag: Samstag, 21. September 2024
Chekc-out. Besuch der Forts Souville und Douaumont. Mittagessen in der Abri des Pellerins. Anschliessend Besuch des Ossuaire de Douaumont (Necropole Nationale) und anschliessend Rückfahrt mit dem Car via Basel (Ausstiegsmöglichkeit) nach Zürich. Erwartete Ankunftszeit in Zürich: 20:15 Uhr.

Bemerkungen des Reisechefs
Das oben stehende Reiseprogramm musste aufgrund der geringen Zahl an Teilnehmenden aus wirtschaftlichen Gründen auf drei Reisetage gestrafft werden.
Die Einbindung eines Theologen als Co-Referent verlieh dieser Exkursion etwas Besonderes: nicht nur Grabenkampf und Pulverdampf! Wer ‹mit Gott für Kaiser und Vaterland› in den Krieg zieht, erwartet den Zuspruch des Allmächtigen. Zu Recht?
Die beiden Reiseleitenden hätten es verdient, diese themenvielfältige und spannende Reise mit einer Vollbesetzung an Teilnehmenden durchzuführen! Vielleicht klappt es ja bei einer möglichen Wiederholung in späteren Jahren.
Der Bericht des Reiseleiters
Bei schönstem Postkartenwetter begab sich eine kleine Gruppe Mitte September 2024 auf Spurensuche der Entscheidungsschlachten ohne Entscheidung an die Westfront des Ersten Weltkrieges.
Erster Reisetag
Die Fahrt startete mit dem Kleinbus in Basel und führte zum Kilometer 0 der Westfront im jurassichen Bonfol.
Er ist noch da, der Berner Bär! Am dortigen Grenzstein 111 ziert er die Innenseite und erinnert bescheiden daran, dass die Ajoie bis zur Gründung des jüngsten Kantons der Eidgenossenschaft zum Kanton Bern gehörte. Der Kilometer 0 markiert das südliche Ende einer 700 km langen Front zwischen den Streitkräften des Deutschen Kaiserreichs und den Westallierten der Entente. Hier im Larguezipfel lagen sich Deutsche und Franzosen wärend knapp vier Jahren in einem Stellungskrieg, oft nur eine Handgranatenwurfweite voneinander entfernt, gegenüber. Auf Schweizer Seite zeugt die Replika eines Beobachtungspostens davon, dass die Truppen der Grenzbesetzung diesen Handlungen ihre Aufmerksamkeit schenkten.
Mit Abschluss der erfolglosen Gefechte im Rahmen der Grenzschlachten ums (reichsdeutsche) Elsass verlagerte sich das Schwergewicht der Auseinandersetzungen nach Norden, konkret in die Vogesen, nach Lothringen und in die Champagne. Ausgewählte Orte in diesen Regionen sollten Ziele der Weiterreise sein. Entsprechend führte die Reise zunächst zum Fort d’Uxegney, welches wenige Kilometer nordwestlich von Épinal liegt.
Vor der Wehranlage gab es eine Einführung zu den Aspekten aus kirchen- und religionsgeschichtlicher Perspektive. Der Schwerpunkt lag auf den religionsethnologischen Betrachtungen zu den Berührungspunkten von Religion und Krieg.
Das Fort d’Uxegney ist Bestandteil der Gürtelfestung von Épinal im Systeme Serre de Rivieres. Das Fünfeck wurde zwischen 1882 und 1884 gebaut und hatte die Aufgabe, die Pforte von Charmes sowie die Eisenbahnlinie Epinal-Nancy zu schützen. Die Anlage ist für knapp 300 Mann ausgelegt und komplett erhalten bzw. quasi frisch ab „Zeughaus“ noch im Originalzustand. In ihr befindet sich der einzige noch funktionierende versenkbare Galopin Geschützpanzerturm. Das stark umkämpfte und beschädigte Fort Douaumont in Verdun hat nahezu ein identisches Baumuster.
Zweiter Reisetag
Bei guter Stimmung führte die Fahrt weiter nach Massiges.
Die Zeit des Transfers wurde für weitere kirchengeschichtliche Einblicke genutzt. Insbesondere stand die Beurteilung des Soldatendienstes in der frühen Kirche wie auch die neutestamentliche Entwicklung bis hin zum Thema der «Gotteskriegsgedanke als Friedensgedanke» zur Diskussion.
Der Weg von der innerdeutschen Kirchensituation in der Zeit des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71 und der dazugehörigen Kaiserproklamation Wilhelm I. über die soziokulturellen und religiösen Differenzen zwischen den Kriegsparteien zur Verbindung von Altar und Krone, bis hin zu den kirchlichen Kriegsbegeisterungen im August 1914 konnte aufgezeigt werden.
Die Situation der Feldprediger und ihre Aufgaben wie auch die Aufgaben des Pfarramtes während der Mobilmachung fanden Eingang in die Erläuterungen.
In Massiges besichtigten wir unter kundiger Führung von Herrn Jordan das Schlachtfeld der Main de Massiges. Hier fanden mit Winterschlachten und Herbstschlachten in der Champagne 1915 durch die Offensiven der Franzosen die ersten grossen Materialschlachten statt.
Ihren Namen trägt die Main de Massiges aufgrund ihrer Ähnlichkeit zu einer linken Hand, die ihre «Finger» nach Süden streckt, wobei jeder dieser «Finger» sozusagen ein Bollwerk dieser natürlichen Festung ausmacht.
Die Fahrt führte weiter über die Butte de Vauquois, welche zum Inbegriff des Minenkriegs wurde. In über 500 Detonationen versuchten sich die Franzosen und Deutschen gegenseitig unter der erstarrten Front wegzusprengen. Am Ort des Geschehens gab der Reiseleiter zudem einen Einblick über die technologischen Entwicklungen im industrialisierten Krieg sowie die alltäglichen Herausforderungen im Frontalltag. Vom ehemaligen Dorf Vauquois fehlt heute jede Spur.
Die Gruppe liess den Abend in Verdun ausklingen und nächtigte direkt in einem Hotel an der Maas.
Dritter Reisetag
Am letzten Tag stand Verdun auf dem Reiseprogramm. Die Stadt hat etwa 17’000 Einwohner und ist bekannt für ihre historische Bedeutung als Bistums- und Festungsstadt. Sie ist das Symbol für die (sinnlosen) Materialschlachten des Ersten Weltkrieges.
Der deutsche Angriff begann mit einem massiven Artilleriebeschuss, bei dem über 1’200 Geschütze eingesetzt wurden, um die französischen Stellungen zu zerstören.
Trotz anfänglicher Erfolge, wie der Einnahme des Fort Douaumont am 25. Februar 1916, konnte die deutsche Armee nicht die entscheidenden Durchbrüche erzielen. Die Deutschen setzten die Offensive zwar fort und nahmen das Fort de Vaux im Mai 1916. Sie kamen mit der Offensive am 23. Juni 1916 aber nur knapp an die Forts Souville und Tavannes heran. Am 11. Juli 1916 erfolgte der letzte erfolglose Vorstoss auf das Fort Souville. Danach gaben die Deutschen ihre Offensivstrategie auf und gingen zur Verteidigung über.
Die französischen Truppen unter dem Kommando von General Philippe Pétain leisteten erbitterten Widerstand und eroberten sukzessiv das vorher verlorene Gelände zurück. Die Schlacht endete mit einem Patt, was in Frankreich als grosser Sieg gefeiert wurde. Die Schlacht führte zu enormen Verlusten auf beiden Seiten. Insgesamt wurden über 700’000 Opfer gezählt.
Nach der freien Besichtigung des Beinhauses von Douaumont (Ossuaire de Douaumont) war es die Betrachtung der Kirchengeschichte, die das Programm abrundete.
In Anbetracht des Denkmals stand auch dessen Geschichte und soziokultureller Zweck im Vordergrund.
Mit besinnlichen Worten fand eine Würdigung des Lebens statt. Ebenso geschah dies in einem Moment der Stille für die gewaltsam aus dem Leben gerissenen Soldaten.
Die intensive Kurzreise führte zurück via Grand Canon von Zillisheim nach Basel und fand dort ihren erfolgreichen Abschluss.